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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Bitte. Bitte. Ich habe ihn gekratzt. Im Gesicht. Es hat geblutet. Ich war’s.«
    Lynley sah ihre wachsende Erregung und fluchte innerlich. Er verfluchte den aalglatten Reeve, der es verstanden hatte, ihn bei diesem Gespräch mit seiner Frau auszumanövrieren; er verfluchte seine eigene Unzulänglichkeit, seinen Jähzorn vor allem, der ihm stets den klaren Blick und die kühle Vernunft raubte. Wie auch an diesem Abend.
    Das alles ging Lynley jetzt in seinem Haus in Eaton Terrace durch den Kopf. Er hatte sich von zorniger Erbitterung und Rachegefühlen beherrschen lassen und Martin Reeve so die Gelegenheit gegeben, ihn hereinzulegen. Die Furcht vor ihrem Mann – wahrscheinlich in Verbindung mit ihrer Heroinsucht, die er zweifellos noch förderte – hatte Tricia veranlaßt, Reeves Aussage Wort für Wort zu bestätigen. Lynley hätte den gewissenlosen Burschen dennoch vorläufig festnehmen können, aber jemand wie Reeve, der mit allen Wassern gewaschen war, kannte natürlich seine Rechte. Er hatte Anspruch auf juristischen Beistand, und darauf hätte er sich berufen, noch ehe er das Haus verlassen hätte. Aus einer solchen vorläufigen Festnahme wäre also nichts weiter herausgekommen als eine schlaflose Nacht für alle Beteiligten. Und am Ende wäre Lynley einer Verhaftung nicht näher gewesen als bei seiner Ankunft in London an diesem Morgen.
    Der Überraschungsbesuch in Notting Hill war so unbefriedigend verlaufen, weil er einen Fehler gemacht hatte, und das mußte er sich wohl oder übel eingestehen. In seinem Übereifer, Tricia Reeve wenigstens soweit wach zu bekommen, daß sie zu einem halbwegs vernünftigen Gespräch fähig sein würde, hatte er ihren Mann lange genug zu ihr gelassen, um diesem Gelegenheit zu geben, ihr einzubleuen, was sie bei der Vernehmung durch Lynley zu sagen hatte. Auf diese Weise hatte er jeglichen Vorteil eingebüßt, den er sich durch seinen unerwarteten nächtlichen Besuch möglicherweise verschafft hatte. Es war ein teurer Fehler gewesen, ein Fehler, wie ihn normalerweise ein williger, aber unerfahrener Anfänger machte.
    Lynley hätte sich gern vorgemacht, dieser Fehler wäre das Produkt eines langen Tages, unangebrachter Ritterlichkeit und totaler Übermüdung. Aber die innere Beunruhigung, die in dem Moment erwacht war, als er Nicola Maidens Telefonzellenkarte gesehen hatte, sprach von ganz anderen Ursachen. Und weil er diese Ursachen jetzt nicht näher betrachten wollte, ging er in die Küche hinunter und kramte im Kühlschrank herum, bis er noch einen Rest Hühnchencurry fand.
    Er holte sich ein Heineken heraus, öffnete die Dose und nahm sie mit zum Tisch. Müde ließ er sich auf einen der Stühle fallen und trank einen kräftigen Schluck Bier. Eine dünne Broschüre lag neben einer Schale mit Äpfeln, und während Lynley darauf wartete, daß sein Resteessen in der Mikrowelle warm wurde, zog er seine Brille heraus und griff zu der Broschüre, die sich als Theaterprogramm entpuppte.
    Denton hatte es also dem Massenansturm zum Trotz geschafft, Karten für das Musical zu ergattern, das derzeit allen anderen Inszenierungen im West End den Rang ablief. Von einem schwarzen Untergrund sprang dem Betrachter in kühlen silbernen Schriftzügen das Wort »Hamlet« entgegen, und darunter stand dezent »Eine King-Ryder-Produktion«. Lächelnd blätterte Lynley in dem reich bebilderten Programm. So wie er Denton kannte, würden sie in den nächsten Monaten einer ständigen Berieselung mit den Ohrwürmern aus dieser Popoper ausgesetzt sein. Seiner Erinnerung nach hatte Denton beinahe neun Monate gebraucht, ehe er endlich aufgehört hatte, »The Music of the Night« zu dudeln.
    Na, wenigstens ist dieses neue Stück kein Lloyd-Webber- Produkt, dachte er mit einer gewissen Dankbarkeit. Er war schon einmal soweit gewesen, daß ihm Totschlag als die einzige Möglichkeit erschienen war, um nicht ununterbrochen hören zu müssen, wie Denton mit schmalziger Stimme den gängigsten – und wie es schien einzigen – Song aus Sunset Boulevard sang.
    Die Mikrowelle klingelte, er nahm den Behälter mit dem Hühnchen heraus und kippte den Inhalt auf einen Teller. Hungrig machte er sich über sein spätes Abendessen her, aber die einfache Handlung des Zulangens, Kauens und Schluckens reichte nicht aus, die Gedanken zu vertreiben, die ihn bedrückten. Krampfhaft suchte er deshalb nach Ablenkung. Er fand sie, indem er über Barbara Havers nachdachte.
    Sie muß doch inzwischen irgend etwas Brauchbares gefunden

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