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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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auf den anderen gerichtet und jeden Hinweis ignoriert, der in eine andere Richtung zeigte.«
    »Aber, Darling, du kannst doch trotzdem recht haben«, entgegnete Helen. »Besonders in bezug auf Martin Reeve. Der hat doch ein viel stärkeres Motiv als jeder andere, oder nicht? Und er könnte Nicola Maiden nach Derbyshire gefolgt sein.«
    »Und dann auch noch raus ins Moor?« sagte Lynley. »Wie soll er denn das bewerkstelligt haben?«
    »Vielleicht hat er den Jungen verfolgt. Oder hat den Jungen von jemand anderem verfolgen lassen.«
    »Nichts läßt darauf schließen, daß Reeve den Jungen überhaupt kannte, Helen.«
    »Aber er kann doch durch die Karten in den Telefonzellen auf ihn gestoßen sein. Reeve ist doch jemand, der die Konkurrenz scharf im Auge behält, nicht wahr? Wenn er herausbekommen hatte, wer Vi Nevins Karten verteilte, und ihn verfolgen ließ, wie er Barbara und Winston nach Fulham verfolgen ließ ... warum soll er nicht Nicola Maiden auf diese Weise auf die Spur gekommen sein? Es könnte doch sein, daß er den Jungen wochenlang überwachen ließ, Tommy, weil er wußte, daß dieser ihn früher oder später zu Nicola Maiden führen würde.«
    Helen erwärmte sich für ihre Theorie. Weshalb, fragte sie, sollte jemand, den Reeve beauftragt hatte, den Jungen zu überwachen, diesem nicht bis nach Derbyshire und ins Moor hinaus gefolgt sein, wo der Junge sich mit Nicola Maiden getroffen hatte? Danach hätte ein simpler Anruf bei Martin Reeve genügt. Reeve hätte von London aus die Morde veranlassen können, oder er hätte nach Manchester fliegen – oder in weniger als drei Stunden mit dem Auto nach Derbyshire hinauffahren können, um draußen bei Nine Sisters Henge persönlich mit den beiden abzurechnen.
    »Es muß nicht Andy Maiden gewesen sein«, schloß sie. Lynley strich ihr leicht über die Wange. »Es ist lieb, daß du
    dich so für mich einsetzt.«
    »Tommy, schreib mich nicht einfach ab. Und schreib dich selbst nicht ab. Nach allem, was du mir erzählt hast, hat Martin Reeve ein überzeugendes Motiv. Aber warum um alles in der Welt hätte Andy Maiden seine eigene Tochter töten sollen?«
    »Weil sie eine Prostituierte geworden war«, antwortete Lynley.
    »Und weil er sie nicht von diesem Weg abbringen konnte. Weil sie nicht mit sich reden ließ und er sie weder mit Bitten noch mit Drohungen zur Einsicht bringen konnte. Da hat er das einzige getan, was ihm noch übrigblieb, um sie daran zu hindern weiterzumachen.«
    »Aber warum hat er sie nicht einfach verhaften lassen? Sie und diese andere Frau –«
    »Vi Nevin.«
    »Richtig. Vi Nevin. Sie waren doch zu zweit im Geschäft. Gilt das nicht schon als Bordell, wenn sie zu zweit sind? Hätte er nicht einfach einen alten Freund bei der Metropolitan Police anrufen und ihr auf diese Weise einen Strich durch die Rechnung machen können?«
    »So daß alle seine ehemaligen Kollegen erfahren hätten, was aus ihr geworden war? Was aus seiner Tochter geworden war? Er ist ein stolzer Mann, Helen. So etwas würde er nie tun.« Lynley küßte sie erst auf die Stirn, dann auf den Mund. Er nahm seinen Koffer. »Ich bin zurück, sobald ich kann.«
    Sie begleitete ihn hinunter. »Tommy, du bist härter gegen dich selbst als jeder andere, den ich kenne. Wie kannst du dir so sicher sein, daß du nicht auch jetzt einfach nur hart gegen dich selbst bist? Und mit weit schlimmeren Konsequenzen als sonst?«
    Er drehte sich zu ihr um, wollte ihr antworten, aber in dem Moment klingelte es an der Tür. Es klingelte beharrlich und immer wieder, als hielte draußen jemand den Daumen auf den Klingelknopf gedrückt. Unter dem Eindruck der Dringlichkeit dieses Läutens vergaß Lynley, was er seiner Frau hatte sagen wollen.
    Barbara Havers stand vor der Tür, als er öffnete, und als er seinen Koffer abstellte und sie hereinbat, stürmte sie mit einem dicken braunen Umschlag in der Hand an ihm vorbei und sagte »Pest und Hölle, Inspector, ich bin froh, daß ich Sie noch erwischt hab. Wir sind der Lösung einen Schritt näher!«
    Sie begrüßte Helen und ging ins Wohnzimmer, wo sie sich auf ein Sofa plumpsen ließ und den Inhalt ihres Umschlags auf dem Couchtisch ausbreitete.
    »Hier haben wir das, worauf er so scharf war«, sagte sie rätselhaft. »Er war über eine Stunde in Terry Coles Wohnung, angeblich um sich Cilia Thompsons Meisterwerke anzuschauen. Sie dachte, er wär ganz hingerissen von ihrer Arbeit.« Barbara zauste sich energisch das Haar, eine typische Geste, die ihre

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