Undank Ist Der Väter Lohn.
spielt das schon für eine Rolle? Ich schlage vor, wir knöpfen ihn uns vor und machen ihm kräftig Feuer unterm Hintern.« Jetzt erst schien sie plötzlich den Koffer zu sehen, der an der Tür stand. Sie sagte:
»Was haben Sie denn vor?«
»Eine Verhaftung. Während Sie nämlich mopsfidel in London herumgegondelt sind, hat Constable Nkata weisungsgemäß die Ermittlungen in Islington weitergeführt. Und die Erkenntnisse, die er dabei gesammelt hat, haben nicht das geringste mit Matthew King-Ryder oder sonst jemandem dieses Namens zu tun.«
Barbara wurde blaß. Neben ihr legte Helen ein Notenblatt, das sie sich angesehen hatte, auf den Stapel zurück. Sie hob warnend eine Hand. Lynley sah die Geste, ignorierte sie jedoch.
Er sagte zu Havers: »Sie hatten einen Auftrag.«
»Ich habe den Durchsuchungsbefehl besorgt, Inspector. Ich habe ein Team zusammengestellt, und ich habe mich mit den Leuten getroffen. Ich habe ihnen genau erklärt, was sie –«
»Sie hatten Anweisung, bei dem Team zu bleiben, Havers.«
»Aber verstehen Sie doch, ich glaubte ... ich hatte so ein Gefühl –«
»Nein! Ich verstehe gar nichts. Zum Teufel mit Ihrem Gefühl. In Ihrer Position können Sie sich so etwas nicht erlauben.«
»Tommy ...« warf Helen beschwichtigend ein.
»Nein«, fuhr er fort. »Jetzt ist Schluß. Es reicht. Sie haben sich immer wieder über meine Anweisungen hinweggesetzt, Havers.: Sie sind raus aus dem Fall.«
»Aber –«
»Habe ich mich immer noch nicht klar genug ausgedrückt?«
»Tommy!« Helen beugte sich zu ihm vor. Er sah ihren Wunsch, zwischen ihnen zu vermitteln. Es war so schwer für sie, seinen Zorn zu ertragen. Um ihretwillen bemühte er sich, ihn im Zaum zu halten.
»Jeder andere in Ihrer Situation – auf einen rangniedrigeren Posten versetzt, nur um Haaresbreite einer strafrechtlichen Verfolgung entronnen – und mit Ihrer Vorgeschichte ständigen beruflichen Scheiterns –«
»Das ist gemein«, sagte Barbara mit schwacher Stimme.
»– hätte gespurt wie eine Eins, nachdem Hillier sein Urteil gesprochen hatte.«
»Hillier ist ein Schwein, das wissen Sie doch.«
»Jeder andere«, fuhr er unnachgiebig fort, »hätte sich mit größter Gewissenhaftigkeit an die Regeln gehalten und sich keine Extratouren erlaubt. Aber Sie waren noch nicht einmal bereit, widerspruchslos die Recherchen durchzuführen, mit denen ich Sie beauftragt hatte. O nein, ich mußte Sie immer wieder an den Computer zurückbeordern.«
»Aber ich hab die Recherchen doch gemacht. Sie haben den Bericht. Ich hab Ihre Anweisung ausgeführt.«
»Ja, und danach haben Sie getan, was Sie für richtig hielten.«
»Doch nur, weil ich die Fotos gesehen hatte. In Ihrem Büro. Heute morgen. Ich habe auf Anhieb erkannt, daß die Wohnung in Fulham durchsucht worden war. Ich wollte es Ihnen sagen, aber Sie haben mich ja gar nicht ausreden lassen. Was blieb mir denn da anderes übrig?« Sie wartete seine Antwort gar nicht erst ab, weil sie zweifellos wußte, was er sagen würde. »Und als mir Mrs. Baden die Noten gab, und ich sah, wer sie geschrieben hatte, hab ich sofort gewußt, daß wir unseren Mann gefunden haben, Inspector. Okay, zugegeben, ich hätte beim Durchsuchungsteam in Notting Hill bleiben sollen. Sie hatten mir die Anweisung gegeben, und ich hab mich nicht daran gehalten. Aber könnten Sie nicht bitte mal bedenken, wieviel Zeit ich uns letztlich gespart habe? Sie wollten doch jetzt wieder nach Derbyshire rauffahren, nicht wahr? Ich hab Ihnen die Fahrt erspart.«
Lynley sah sie ungläubig an. »Havers«, sagte er, »Sie glauben doch nicht, daß ich diesen ganzen Unsinn ernst nehme?«
Unsinn. Sie wiederholte das Wort tonlos.
Helen blickte von einem zum anderen. Mit bekümmerter Miene griff sie nach einem der Notenblätter. Havers sah sie an, was Lynleys Zorn von neuem entfachte. Er würde nicht zulassen, daß seine Frau in den Streit hineingezogen wurde. »Melden Sie sich morgen bei Webberly«, sagte er zu Barbara. »Ihren nächsten Auftrag bekommen Sie von ihm.«
»Sie sind nicht mal bereit, sich anzusehen, was vor Ihnen liegt«, sagte Barbara, aber ihr Ton war nicht mehr streitlustig oder trotzig, er drückte nur noch Verständnislosigkeit aus. Was ihn noch mehr erzürnte.
»Brauchen Sie einen Plan, um hier herauszufinden, Barbara?« fragte er sie.
»Tommy!« rief Helen.
»Ach, rutschen Sie mir doch den Buckel runter«, murmelte Barbara.
Nicht ohne eine gewisse Würde stand sie vom Sofa auf und griff nach ihrer
Weitere Kostenlose Bücher