Undank Ist Der Väter Lohn.
gedauert rauszukriegen, wer in der Gegend beauftragt ist, die Krallen anzulegen, aber es hat sich gelohnt«, erklärte Nkata gerade.
Lynley blickte auf. »Entschuldigen Sie«, sagte er. »Ich war mit meinen Gedanken woanders. Was gibt’s denn, Winnie?«
»Ich war in Beatties Club. Er hat eine reine Weste. Dann bin ich nach Islington weitergefahren«, berichtet Nkata. »Ich hab mich mit den ehemaligen Nachbarn von der Maiden unterhalten. Keiner konnte bestätigen, Beattie oder Reeve gesehen zu haben, obwohl ich den Leuten sogar Bilder gezeigt hab. Ich hab von jedem eins im Evening Standard gefunden. Ist schon eine Hilfe, wenn man gute Verbindungen zu den Zeitungsredaktionen hat.«
»Aber gebracht hat es nichts?«
»Nein, leider. Aber als ich in der Gegend war, hab ich im Halteverbot einen Vauxhall stehen sehen, dem sie die Kralle angelegt hatten. Und da bin ich auf einen ganz neuen Gedanken gekommen.«
Nkata berichtete, daß er sämtliche einschlägigen Unternehmen in London angerufen hatte, um festzustellen, welches beauftragt war, in Islington zu arbeiten. Es war nur ein Versuchsballon gewesen, aber da keiner von den Leuten, mit denen er gesprochen hatte, Martin Reeve oder Sir Adrian Beattie wiedererkannt hatte, hatte er prüfen wollen, ob in der Gegend vielleicht am neunten Mai einem falsch geparkten Fahrzeug die Kralle übergezogen worden war, dessen Halter in irgendeiner Verbindung zu Nicola Maiden gestanden hatte.
»Und da hab ich mitten ins Schwarze getroffen«, schloß er.
»Gut gemacht, Winnie«, sagte Lynley herzlich. Nkatas Mut zur Eigeninitiative war eine seiner besten Eigenschaften. »Was haben Sie denn herausbekommen?«
»Tja, das ist ziemlich heikel.«
»Heikel? Wieso?«
»Wegen der Person, der der abgeschleppte Wagen gehört.«
Nkata fühlte sich offensichtlich gar nicht wohl in seiner Haut, und das hätte Lynley eine Warnung sein müssen. Aber er bemerkte nichts davon, weil er noch immer in dem Hochgefühl darüber schwelgte, wie erfolgreich die Vernehmung Martin Reeves gelaufen war.
»Und wer ist diese Person?« fragte er.
»Andrew Maiden«, antwortete Nkata. »Er war anscheinend am neunten Mai hier in London. Sein Wagen ist gleich um die Ecke von Nicola Maidens ehemaliger Wohnung in Islington festgesetzt worden.«
Erfüllt von einem tiefen Unbehagen, das ihm wie ein Stein im Magen lag, schloß Lynley die Tür zu seinem Haus hinter sich und stieg die Treppe hinauf. Er ging in sein Schlafzimmer, holte den Koffer heraus, mit dem er am Vortag erst aus Derbyshire zurückgekehrt war, legte ihn aufs Bett und klappte ihn auf. Er begann für die Rückreise zu packen. Wahllos warf er Schlafanzug, Hemden, Hosen, Socken und Schuhe in den Koffer, ohne zu überlegen, was er tatsächlich brauchen würde. Er packte sein Rasierzeug zusammen und fand unter Helens Lotionen und Cremes eine frische Tube Zahnpasta. Er verstaute eine Flasche Shampoo in seiner Toilettentasche und stibitzte Helens Seife aus dem Bad.
Seine Frau kam herein, als er gerade den Kofferdeckel über einem Kuddelmuddel schloß, bei dessen Anblick Denton einen Anfall bekommen hätte. Sie sagte: »Ich dachte doch, ich hätte dich gehört. Was gibt es denn? Mußt du so bald schon wieder weg? Tommy, Darling, ist etwas passiert?«
Er stellte den Koffer auf den Boden und suchte nach einer Erklärung. Er hielt sich an die Fakten, ohne eine Interpretation hinzuzufügen. »Die Spur führt nach Norden zurück«, sagte er. »Andy Maiden scheint in die Sache verwickelt zu sein.«
Helen sah ihn groß an. »Aber wieso? Wie denn? Mein Gott, das ist ja schrecklich. Und du hast ihn immer so sehr bewundert, nicht wahr?«
Lynley berichtete ihr, was Nkata herausgefunden hatte. Er erzählte ihr, was der Constable zuvor über den Streit und die Drohung im Mai erfahren hatte. Er fügte dem hinzu, was er selbst seinen Gesprächen mit Andrew Maiden und seiner Frau entnommen hatte, und schloß mit den Tatsachen, die Hanken ihm telefonisch mitgeteilt hatte. Nur eines tat er nicht: sich auf einen Monolog über die wahrscheinlichen Gründe dafür einlassen, warum Andy Maiden von Scotland Yard ausgerechnet einen gewissen Inspector Thomas Lynley – bei der SO10 als Versager bekannt – als zusätzlichen Ermittler angefordert hatte. Damit würde er sich später auseinandersetzen, wenn sein Stolz es ihm erlaubte.
»Anfangs hatte ich Julian Britton im Auge«, sagte er abschließend. »Dann Martin Reeve. Ich habe mein ganzes Augenmerk erst auf den einen und dann
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