Undank Ist Der Väter Lohn.
dem glitschigen Boden den Halt verloren. Mehrere Männer stürzten und verloren ihre Waffen. Britton applaudierte.
Hanken sagte: »Ich versuch’s mal im Haus.«
Britton hielt den Beamten auf, als er sich zum Gehen wenden wollte. »Ich war bei ihm. Am Dienstag abend, meine ich.«
Hanken drehte sich herum. »Sie waren bei Julian? Wo? Um welche Zeit war das?«
»Im Hundezwinger. Die genaue Zeit weiß ich nicht. Es war wahrscheinlich so gegen elf. Eine von den Hündinnen war gerade dabei zu werfen. Julie war bei ihr.«
»Aber als ich mit ihm gesprochen habe, hat er nichts davon erwähnt, daß Sie auch da waren, Mr. Britton.«
»Ist doch klar. Er hat mich gar nicht bemerkt. Als ich gesehen hab, daß er beschäftigt war, hab ich ihn in Ruhe gelassen. Ich bin an der Tür stehengeblieben und hab eine Weile zugeschaut – so eine Geburt ist immer was Besonderes, ob bei Mensch oder Tier, finden Sie nicht auch? Und dann bin ich gegangen.«
»Ist das Ihre Gewohnheit? Abends um elf noch einmal im Zwinger vorbeizuschauen?«
»Gewohnheiten gibt’s bei mir nicht. Ich tu immer nur das, was ich gerade will.«
»Was hat Sie dann veranlaßt, zum Zwinger zu gehen?«
Britton griff mit unsicherer Hand in seine Jackentasche. Er zog mehrere zerknitterte Broschüren heraus. »Ich wollte mit Julie reden. Über das hier.«
Es waren, wie Hanken sah, durchweg Prospekte von Kliniken, die Entzugskuren für Alkoholiker anboten. Die Prospekte waren so schmuddelig und zerknittert, als wären sie aus der Altpapiersammlung gefischt worden. Entweder trug Britton sie schon seit Wochen mit sich herum, oder aber er hatte sie in Erwartung einer Gelegenheit wie dieser irgendwo mitgehen lassen.
»Ich möchte aufhören mit dem Trinken«, erklärte Britton. »Es wird langsam Zeit, finde ich. Julies Kinder sollen doch keinen Suffkopf zum Großvater haben.«
»Julian denkt an Heirat?«
»Oh, ja, es tut sich einiges in der Richtung.«
Britton streckte die Hand nach den Broschüren aus. Hanken beugte sich zum Regenschirm hinunter, um sie ihm zurückzugeben.
»Unser Julie ist ein guter Junge«, sagte Britton, nahm die Prospekte und stopfte sie wieder in seine Jackentasche. »Vergessen Sie das nicht. Er wird mal ein guter Vater. Und ich werde ein Großvater, auf den er stolz sein kann.«
So ganz sicher war das nicht. Britton hatte eine Ginfahne, die zum Himmel stank.
Julian Britton war oben auf der Brustwehr des Hauses mitten in einer Besprechung mit den Organisatoren des Kampfspiels, als Hanken erschien. Er hatte den Inspector im Gespräch mit seinem Vater gesehen und beobachtet, wie Jeremy ihm seine Klinikbroschüren zur Ansicht gereicht hatte. Ihm war klar, daß Hanken nicht nach Broughton Manor gekommen war, um sich mit seinem Vater über Möglichkeiten des Alkoholentzugs zu unterhalten; deshalb war er nicht unvorbereitet, als Hanken ihn schließlich aufspürte.
Sie sprachen nur kurz miteinander. Hanken wollte wissen, wann genau Julian zum letzten Mal in London gewesen war. Julian führte ihn hinunter in sein Arbeitszimmer und reichte ihm seinen Terminkalender, der inmitten der fruchtlos inspizierten Rechnungsbücher auf seinem Schreibtisch lag. Seine Aufzeichnungen waren lückenlos, der Kalender zeigte, daß er das letzte Mal zu Ostern, Anfang April, in London gewesen war. Er hatte im Lancaster Gate Hotel gewohnt. Hanken konnte, wenn er wollte, jederzeit dort anrufen, um sich das bestätigen zu lassen; die Telefonnummer des Hotels war neben dem Namen im Terminkalender eingetragen.
»Ich wohne immer dort, wenn ich in London bin«, bemerkte Julian. »Warum interessiert Sie das eigentlich?«
Hanken antwortete mit einer Gegenfrage. »Sie haben nicht bei Nicola Maiden gewohnt?«
»Sie hatte nur ein Einzimmerapartment.« Julian errötete.
»Außerdem war es ihr lieber, wenn ich im Hotel abstieg.«
»Aber Sie waren nach London gefahren, um sie zu sehen, nicht wahr?«
Das war richtig.
Im Grunde ist es eine Dummheit gewesen, sagte sich Julian jetzt, während er Hanken nachblickte, der sich seinen Weg durch das Gewimmel von Royalisten bahnte, die unter Markisen und Regenschirmen zusammengedrängt im Hof standen und sich auf die nächste Phase der Schlacht vorbereiteten. Er war nach London gefahren, weil er bei Nicola eine Veränderung gespürt hatte. Nicht nur, weil sie nicht wie sonst jedes Jahr in den Ferien zu Ostern nach Derbyshire gekommen war, sondern weil er seit dem Herbst bei jedem ihrer Zusammentreffen das Gefühl gehabt hatte, daß
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