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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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mal, Helen, wenn Nkata auf eigene Faust handelt, dann tut er es, nachdem er einen Auftrag erledigt hat, und nicht vorher. Es fällt ihm nicht im Traum ein, zu streiten oder zu jammern oder eine Anweisung rundweg zu mißachten, weil er sich einbildet, eine bessere Idee zu haben. Und wenn man ihn auf einen Fehler aufmerksam macht – was im übrigen höchst selten notwendig ist –, nimmt er sich die Kritik zu Herzen und macht nicht gleich denselben Fehler noch einmal. Man sollte doch meinen, daß Barbara im letzten Sommer etwas gelernt und begriffen hat, was für Folgen eigenmächtiges Handeln hat. Aber sie hat überhaupt nichts gelernt. Sie hat einen Dickschädel, in den nichts hineingeht.«
    Helen sammelte die Notenblätter ein, die Barbara zurückgelassen hatte, und legte sie in einem Stapel auf den Couchtisch.
    »Tommy«, sagte sie, »wenn Winston Nkata und nicht Barbara Havers mit Inspector Barlow in dem Boot gewesen wäre ... wenn Winston Nkata und nicht Barbara Havers zu der Waffe gegriffen hätte ...« Sie sah ihn ernst forschend an. »Wärst du dann auch so empört gewesen?«
    Seine Antwort kam schnell und hitzig. »Hier geht’s doch nicht um Mann oder Frau! Du solltest mich wirklich besser kennen.«
    »Oh, ich kenne dich«, hatte sie ruhig geantwortet.
    Mehr als einmal hatte er sich ihre Frage auf den ersten hundertfünfzig Kilometern der Fahrt durch den Kopf gehen lassen. Aber wie auch immer er die Frage drehte und wendete, wie auch immer er Havers’ Gehorsamsverweigerung damals auf dem Boot betrachtete, seine Antwort fiel immer gleich aus. Havers’ Verhalten hatte mit Eigeninitiative nichts zu tun, es war Gewaltanwendung gewesen. Und dafür gab es keine Rechtfertigung. Wäre Winston Nkata derjenige gewesen, der zur Waffe gegriffen hatte – eine absolut lachhafte Vorstellung –, so hätte er – Lynley – nicht anders reagiert. Das wußte er.
    Als er seinen Wagen jetzt auf den Parkplatz von Maiden Hall lenkte, war sein Zorn längst verraucht, wieder der tiefen seelischen Beunruhigung gewichen, die ihn erfaßt hatte, als er von Andy Maidens Besuch bei seiner Tochter erfahren hatte. Er hielt an und starrte durch den Regen auf das Hotel.
    Er wollte nicht glauben, was die Fakten ihn zu glauben zwangen, dennoch griff er, alle Entschlossenheit zusammennehmend, nach hinten, wo sein Schirm lag, und stieg aus. Er ging durch den Regen über den Parkplatz. Im Hotel bat er den ersten Angestellten, der ihm über den Weg lief, Andy Maiden zu holen. Dieser kam ungefähr fünf Minuten später, ohne seine Frau.
    »Hallo, Tommy«, begrüßte er Lynley. »Sie haben Neuigkeiten? Kommen Sie mit.«
    Er ging Lynley voraus in das Büro beim Empfang und schloß sorgfältig die Tür hinter ihnen.
    »Was können Sie mir über Islington im Mai sagen, Andy«, begann Lynley ohne Umschweife, weil er wußte, daß jedes Zögern Mitgefühl mit dem anderen gefördert hätte, eine Gefühlsregung, die er sich nicht leisten konnte. »Erklären Sie mir, warum Sie damals sagten: ›Ich bringe dich um, bevor ich dich das tun lasse.‹«
    Maiden setzte sich. Er bedeutete Lynley mit einer Geste, Platz zu nehmen. Er sprach erst, als Lynley sich gesetzt hatte, und selbst da schien es, als zöge er sich einen Moment in sein Inneres zurück, um all seine Reserven zu sammeln, bevor er antwortete., Dann sagte er: »Die Radkralle.«
    Worauf Lynley erwiderte: »Niemand könnte Ihnen je vorwerfen, ein inkompetenter Polizist zu sein.«
    »Das gleiche gilt für Sie. Sie haben gute Arbeit geleistet, Tommy. Ich war immer überzeugt davon, daß Sie sich bei der Kripo hervorragend bewähren würden.«
    Lynley empfand das Kompliment wie einen Schlag ins Gesicht in Anbetracht der nunmehr offenkundigen Gründe, die Andy Maiden bewogen hatten, ihn – den von Bewunderung Geblendeten – nach Derbyshire kommen zu lassen. Äußerlich unbewegt sagte er: »Ich habe ein gutes Team. Also, was können Sie mir über Islington sagen.«
    Sie waren endlich beim Kernpunkt angelangt, und angesichts der Seelenqual, die sich in Maidens Augen spiegelte, hatte Lynley – selbst jetzt noch – Mühe, das aufwallende Mitleid mit seinem alten Freund zurückzudrängen.
    »Sie hatte mich gebeten zu kommen, weil sie mit mir sprechen wollte«, sagte Maiden. »Also bin ich hingefahren.«
    »Im letzten Mai. Nach London«, sagte Lynley der Klarheit halber. »Sie sind nach Islington zu Ihrer Tochter gefahren.«
    »Das ist richtig.«
Er hatte geglaubt, Nicola wolle im Hinblick auf ihre im

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