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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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einer zweiten Person keine Gelegenheit bleiben würde, noch einen Pfeil abzuschießen.
    Und dann? Was war dann geschehen? Der Schuß hatte sein Ziel verfehlt. Vielleicht hatte der Junge sich im letzten Moment bewegt. Vielleicht hatte der Schütze voreilig geschossen und statt des Nackens den Rücken getroffen. Nicola Maiden war vermutlich aufgesprungen, als sie gemerkt hatte, daß sie aus der Dunkelheit angegriffen wurden, und hatte zu fliehen versucht. Und da sie wahrscheinlich wie der Teufel gerannt war und es stockfinster gewesen war, hatte der Schütze mit Pfeil und Bogen nichts gegen sie ausrichten können. Also war er hinter ihr hergerannt und hatte sie überwältigt. Und nachdem er sie erschlagen hatte, war er zurückgerannt, um dem Jungen den Rest zu geben.
    Barbara sagte: »Mr. Harley, wenn man von einem solchen Pfeil in den Rücken getroffen würde, wie würde sich das anfühlen? Würde man wissen, daß man angeschossen worden ist? Von einem Pfeil, meine ich.«
    Harley starrte auf die Ständer mit den Bogen, als läge dort die Antwort. »Ich nehme an, im ersten Moment würde man einen heftigen Schlag verspüren«, sagte er langsam. »Ungefähr so, als hätte einen ein Hammerschlag getroffen.«
    »Könnte man sich bewegen? Auf den Beinen bleiben?«
    »Ich denke schon. Natürlich nur bis zu dem Moment, wo einem klarwerden würde, was wirklich passiert ist. Dann würde man wahrscheinlich einen Schock erleiden. Vor allem, wenn man nach hinten griffe und merkte, daß man einen Pfeil im Rücken hat. Mein Gott – das wäre ein furchtbarer Schreck. Man würde bestimmt –«
    »– ohnmächtig werden«, warf Barbara ein. »Umkippen.« »Ja«, stimmte er zu.
»Und dann würde der Pfeil abbrechen, nicht wahr?«
»Je nachdem, wie man fallen würde.«
    Und es würde, vollendete sie im stillen für sich, möglicherweise ein Holzsplitter zurückbleiben, wenn der Mörder den Rest des Pfeils aus dem Rücken des Opfers zöge, um das Beweisstück zu entfernen, das ihn eindeutig überführen konnte. Terry Cole war zu diesem Zeitpunkt noch nicht tot gewesen, sondern hatte nur unter Schock gestanden. Der Mörder hatte ihm nach seiner Rückkehr von dem tödlichen Anschlag auf Nicola Maiden noch den Todesstoß versetzen müssen. Aber außer dem Langbogen hatte er keine Waffe bei sich gehabt. Er hatte nur hoffen können, irgendwo auf dem Biwakplatz etwas zu finden, das sich als Waffe verwenden ließ.
    Und nachdem ihm das geglückt war, nachdem er den Jungen mit dem Schweizer Armeemesser getötet hatte, hatte er in aller Ruhe nach dem suchen können, was er in Terry Coles Besitz geglaubt hatte: den Chandler-Kompositionen, die ihm das Vermögen einbringen sollten, um das ihn sein Vater mit seinem Testament betrogen hatte.
    Nur einen letzten Punkt galt es noch zu klären. Sie sagte: »Mr. Harley, kann eine Pfeilspitze den Körper eines Menschen durchbohren? Ich meine, ich dachte immer, außerhalb der Sportstätten müßten Pfeile Gummispitzen haben.«
    Er lächelte. »Saugnäpfe, meinen Sie? Wie sie bei Pfeil- und Bogenausrüstungen für Kinder üblich sind?« Er rollte an ihr vorbei hinter eine der Vitrinen und entnahm dieser eine kleine Pappschachtel, die er auf die Glasplatte des niedrigen Verkaufstisch entleerte. Dies, erklärte er ihr, seien die Spitzen, die Zederpfeilen aufgesetzt wurden. Beim Feldbogenschießen würden sogenannte Feldspitzen benutzt. Barbara könne die Schärfe der Spitzen ja einmal prüfen, wenn sie das wolle.
    Das tat sie. Der Metallaufsatz war zylindrisch, der Form des Pfeils angepaßt, und verjüngte sich zu einer vierseitigen Spitze, die tödlich verletzen konnte, wenn sie mit entsprechender Wucht abgeschossen wurde. Während Barbara diese Spitze versuchsweise in ihren Finger drückte, zeigte Harley ihr die anderen Pfeilspitzen, die er verkaufte. Er legte verschiedene Arten von sogenannten Jagdspitzen vor ihr aus und erläuterte ihren Gebrauch. Zum Schluß zeigte er ihr noch die Nachahmungen mittelalterlicher Spitzen.
    »Und die hier«, sagte er, »werden für Demonstrationszwecke und bei Schlachten benutzt.«
    »Bei Schlachten?« fragte Barbara ungläubig. »Gibt es denn Leute, die tatsächlich mit Pfeilen aufeinander schießen?«
    Er lachte. »Nein, das sind natürlich keine richtigen Schlachten, und sobald der Kampf beginnt, werden den Pfeilen Gummispitzen aufgesetzt, damit sie nicht verletzen können. Diese sogenannten Schlachten sind – na, sagen wir mal, Inszenierungen alter historischer

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