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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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langer Zeit auf einer nächtlichen Autofahrt in volltrunkenem Zustand zugefügt hatte. Die meisten Menschen verdrängten Unangenehmes aus ihrem Gedächtnis. Thomas Lynley gehörte nicht zu ihnen.
    Er sagte: »Ich denke, es ist das beste, wenn Sie eine Weile in der Versenkung verschwinden, Barbara. Warten Sie, bis die Wogen sich geglättet haben. Lassen Sie den Leuten Zeit, diese Geschichte zu verdauen und zu vergessen.«
    Aber du wirst sie nicht vergessen können, nicht wahr, fragte sie stumm. Dann sagte sie niedergeschlagen: »In Ordnung, Sir.«
    »Ich weiß, das ist nicht leicht für Sie«, fügte er hinzu, und sein Ton war so behutsam, daß sie am liebsten losgeheult hätte. »Aber ich kann Ihnen im Moment keine andere Antwort geben. Ich wünschte, ich könnte es.«
    Und wieder konnte sie nur sagen: »Natürlich, Sir. Ich verstehe.«
    »Degradierung zum Constable«, sagte Lynley zu Superintendent Malcolm Webberly. »Das hat sie Ihnen zu verdanken, richtig, Sir?«
    Webberly saß, eine Zigarre paffend, hinter seinem Schreibtisch. Rücksichtsvollerweise hatte er seine Zimmertür geschlossen gehalten, um nicht andere – Beamte, Sekretärinnen, Schreibkräfte – den üblen Dämpfen des giftigen Krauts auszusetzen. Aber wer in sein Büro hinein mußte, dem half das nichts. Lynley bemühte sich, so flach wie möglich zu atmen, während Webberly statt einer Antwort nur die Zigarre von einem Mundwinkel in den anderen schob.
    »Können Sie mir sagen, warum?« fragte Lynley. »Sie haben schon früher für andere den Kopf hingehalten, das weiß keiner besser als ich. Aber warum in diesem Fall, wo die Situation doch sonnenklar zu sein scheint? Sie werden doch sicher teuer dafür bezahlen müssen, daß Sie ihre Haut gerettet haben.«
    »Ach, es gibt immer Leute, die einem was schulden«, versetzte Webberly. »Und bei einigen habe ich jetzt kassiert. Havers war juristisch gesehen, im Unrecht, aber ihr Herz war im Recht.«
    Lynley runzelte die Stirn. Seit er am Tag seiner Rückkehr aus Korfu von Barbara Havers’ eigenmächtigem Verhalten gehört hatte, versuchte er, sich zu einer ähnlich wohlwollenden Haltung durchzuringen, aber bis jetzt war ihm das noch nicht gelungen. Immer wenn er meinte, soweit zu sein, sprangen ihn die Fakten an und forderten Anerkennung. Eine gewisse Anzahl dieser Fakten hatte er sich aus erster Hand beschafft, indem er nach Essex gefahren war und mit der betroffenen Beamtin persönlich gesprochen hatte. Nach diesem Gespräch war ihm völlig unverständlich, wie Webberly Barbara Havers’ bewaffneten Angriff auf Inspector Emily Barlow verzeihen konnte. War es denn, ganz abgesehen von der grundsätzlichen Frage der dienstlichen Rangordnung, nicht ihre Pflicht, ohne Rücksicht auf Persönliches – in seinem Fall die Freundschaft mit Barbara – danach zu fragen, ob sie nicht Eigenmächtigkeit und Befehlsmißachtung Vorschub leisteten, wenn sie es unterließen, jemanden aus ihren Reihen, der sich eine solche Ungeheuerlichkeit geleistet hatte, angemessen zu bestrafen?
    »Aber auf eine Vorgesetzte zu schießen ... überhaupt zur Waffe zu greifen, obwohl sie keinerlei Befugnis hatte ...«
    Webberly seufzte. »Solche Dinge sind nicht einfach nur schwarz oder weiß, Tommy. Mir wäre es, weiß Gott, lieber, sie wären es. Aber das Kind, um das es ging –«
    »Inspector Barlow hatte Anweisung gegeben, ihm einen Rettungsring zuzuwerfen.«
    »Richtig. Aber niemand wußte, ob die Kleine überhaupt schwimmen konnte. Und außerdem –« Webberly nahm die Zigarre aus dem Mund und drehte sie zwischen den Fingern, als er hinzufügte: »Sie ist das einzige Kind ihrer Eltern. Havers wußte das offenbar.«
    Und Lynley wußte, was das für seinen Vorgesetzten bedeutete. Webberly hatte selbst nur ein Kind, seine Tochter Miranda, die er liebte wie sein eigenes Leben. »Da schuldet Barbara Ihnen aber einiges, Sir«, sagte er.
    »Ich werde schon dafür sorgen, daß sie ihre Schuld begleicht.«
    Webberly tippte auf den gelben Kanzleiblock, der vor ihm auf dem Schreibtisch lag. Das oberste Blatt war mit seinen Notizen bedeckt. »Andrew Maiden«, sagte er. »Erinnern Sie sich an ihn?«
    Lynley setzte sich in einen Sessel vor Webberlys Schreibtisch.
    »Andy? Natürlich. Wie könnte ich ihn vergessen?«
    »Das dachte ich mir.«
    »Eine einzige Operation bei der SO10, und ich habe sie prompt in den Sand gesetzt. Ein Alptraum war das.«
    Die SO10 war die sogenannte Crime Operations Group, die geheimste aller Abteilungen innerhalb

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