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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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etwa, wie es gelaufen ist.«
    »Das tut mir leid«, sagte Lynley. »Und das war alles? Eine Gardinenpredigt und ein Brief in Ihrer Akte? Das ist alles?«
    »Nein. Ich bin außerdem zum Constable degradiert worden.«
    »Ah.« Lynley griff zu einem magnetischen Büroklammerhalter auf seinem Schreibtisch und strich nachdenklich über die aufgereihten Klammern.
    »Es hätte schlimmer kommen können«, sagte er. »Weit schlimmer, Barbara. Es hätte Sie alles kosten können.«
    »Ja. Das weiß ich.« Barbara bemühte sich um einen heiteren Ton. »Na ja, Hillier hat seinen Spaß gehabt. Bestimmt wird er seinen Glanzvortrag beim Lunch mit dem Commissioner der versammelten Mannschaft aus den oberen Etagen zum besten geben. Mittendrin hätte ich ihm am liebsten gesagt, er könne mir den Buckel runterrutschen, aber ich hab den Mund gehalten. Sie wären stolz auf mich gewesen.«
    Lynley rückte seinen Sessel vom Schreibtisch ab und trat ans Fenster mit Blick auf das Tower-Block-Gebäude. Ein Muskel zuckte an seinem Unterkiefer. Gerade wollte Barbara ihre Dankeshymne anstimmen – seine ungewöhnliche Zurückhaltung ließ ahnen, wie schwer ihm sein Eingreifen gefallen war –, als er selbst auf das Thema zu sprechen kam. »Ich frage mich, Barbara«, sagte er, »ob Ihnen klar ist, was für Hebel in Bewegung gesetzt werden mußten, um Ihnen die Entlassung zu ersparen. Die Besprechungen, die Telefonate, die Vereinbarungen, die Kompromisse, die das erfordert hat.«
    »Doch, sicher ist mir das klar. Deshalb wollte ich Ihnen ja sagen –«
    »Und das alles, um Sie vor einem Schicksal zu bewahren, das Sie nach Ansicht der meisten hier reichlich verdient hätten.«
    Barbara trat unbehaglich von einem Fuß auf den anderen. »Sir, ich weiß, daß Sie sich für mich eingesetzt haben. Ich weiß, daß ich rausgeflogen wäre, wenn Sie nicht ein gutes Wort für mich eingelegt hätten. Ich bin auch nur gekommen, um Ihnen zu sagen, wie dankbar ich dafür bin, daß Sie mein Handeln als das anerkannt haben, was es war. Sie werden niemals Grund haben, Ihren Einsatz für mich zu bedauern. Ich werde Ihnen keinen Anlaß dazu geben. Und auch sonst niemandem.«
    »Ich war es nicht, Barbara«, sagte Lynley und drehte sich zu ihr um.
    Barbara sah ihn verständnislos an. »Sie ...? Was?«
    »Ich habe nicht Ihre Partei ergriffen.« Es ehrte ihn, daß er seinen Blick nach diesem Bekenntnis fest auf sie gerichtet hielt. Später würde sie daran denken und es widerwillig bewundern. Seine braunen Augen – so warm und überraschend zu seinem blonden Haar – blickten sie offen und direkt an.
    Stirnrunzelnd versuchte Barbara sich klarzumachen, was er gesagt hatte. »Aber Sie ... Sie kennen doch die Fakten. Ich habe Ihnen alles erzählt. Sie haben den Bericht gelesen. Ich dachte ... Sie sprachen eben von den Besprechungen und den Anrufen ...«
    »Die waren nicht von mir angeregt«, sagte er. »Ich kann Sie nicht guten Gewissens in diesem Glauben lassen.«
    Sie hatte sich also getäuscht. Sie war voreilig gewesen. Sie hatte geglaubt, aufgrund ihrer jahrelangen Zusammenarbeit würde Lynley sich automatisch auf ihre Seite stellen. Sie sagte: »Sind Sie dann einer von denen?«
    »Von wem reden Sie?«
    »Die meisten im Yard sind der Meinung, ich hätte bekommen, was ich verdient habe. Ich frage nur, weil ich finde, wir sollten wissen, wie wir zueinander stehen. Ich meine, wenn wir zusammen arbeiten –« Sie fing an, sich zu verheddern, und zwang sich, langsamer zu sprechen, mit Überlegung. »Also? Sind Sie einer von den meisten?«
    Lynley kehrte zu seinem Schreibtisch zurück und setzte sich. Er betrachtete sie. Sie sah das Bedauern in seinem Gesicht. Sie wußte nur nicht, wem dieses Bedauern galt. Und das machte ihr angst. Denn er war schließlich ihr Partner. »Sir?« sagte sie.
    »Ich weiß es nicht«, antwortete er. »Ich weiß nicht, ob ich zu den meisten gehöre.«
    Sie fühlte sich völlig leer, als läge nur noch ein verschrumpeltes Häufchen Haut von ihr auf dem Boden.
    Lynley sah wohl, was in ihr vorging, denn er sagte in einem Ton, der nicht unfreundlich war: »Ich habe mir die Situation aus allen Blickwinkeln angesehen. Den ganzen Sommer über habe ich sie nach allen Richtungen gedreht und gewendet.«
    »Das gehört aber nicht zu Ihren Aufgaben«, sagte sie wie betäubt. »Sie untersuchen Mordfälle, nicht – nicht das, was ich getan habe.«
    »Das weiß ich. Aber ich wollte es verstehen. Das will ich immer noch. Ich dachte, wenn ich mich ganz allein

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