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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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der Metropolitan Police. Sie war zuständig für Verhandlungen bei Geiselnahme, Zeugen- und Geschworenenschutz, Kontaktpflege zu Informanten sowie verdeckte Operationen. Lynley hatte einmal den Ehrgeiz gehabt, in dieser letztgenannten Gruppe mitzuarbeiten. Aber mit seinen damals sechsundzwanzig Jahren hatten ihm die Kaltblütigkeit und die Fähigkeit zur Verstellung gefehlt, die nötig waren, um in die Rolle eines anderen zu schlüpfen.
    »Monatelange Vorbereitungen umsonst«, erinnerte er sich.
    »Ich dachte, Andy würde mir den Hals umdrehen.«
    Aber das hatte Andy Maiden nicht getan. Das war nicht sein Stil. Er war nie jemand gewesen, der sich mit Klagen und Vorwürfen aufhielt, wenn etwas schiefgegangen war; vielmehr pflegte er augenblicklich die Konsequenzen zu ziehen, um zu retten, was noch zu retten war. Und so hatte er auch damals gehandelt: Er hatte unverzüglich seine verdeckten Ermittler abgezogen und auf eine günstige Gelegenheit gewartet, um sie erneut einzuschleusen. Das war Monate später geschehen, als er selbst in die Operation einsteigen und somit sicherstellen konnte, daß nicht wieder ein so eklatanter Fehler wie der Lynleys ihre Bemühungen zunichte machen würde.
    Wegen seiner ungeheuren Wandlungsfähigkeit, die es ihm erlaubte, praktisch jede Rolle – die des Vertragskillers ebenso wie die des amerikanischen Geldgebers der IRA – überzeugend zu spielen, hatte man ihn Domino genannt. Später hatte er sich vor allem um Drogenoperationen großen Stils gekümmert, aber bevor er dort angekommen war, hatte er sich bereits im Kampf gegen das organisierte Verbrechen hervorgetan.
    »Ich bin ihm ab und zu im Haus begegnet«, sagte Lynley zu Webberly, »aber nachdem er bei der Met aufgehört hatte, habe ich ihn aus den Augen verloren. Das war vor – wie lange ist das jetzt her? Zehn Jahre?«
    »Fast, ja.«
    Maiden, so sagte Webberly, hatte sich in den Ruhestand versetzen lassen, sobald das möglich gewesen war, und war mit seiner Familie nach Derbyshire gezogen. Im Peak District hatte er seine Ersparnisse und seine Energie in die Renovierung eines alten Jagdhauses gesteckt und einen Landgasthof – Maiden Hall – daraus gemacht, ideal für Wanderer, Urlauber, Radtouristen und jeden, der abends einmal gut essen wollte.
    Webberly warf einen Blick auf seinen Block. »Andy Maiden hat mehr Gangster zur Strecke gebracht als sonst jemand bei der SO10, Tommy.«
    »Das überrascht mich nicht, Sir.«
»Hm. Ja. Jetzt bittet er uns um Hilfe, und die schulden wir ihm.«
    »Was ist denn passiert?«
    »Seine Tochter ist ermordet worden. Fünfundzwanzig Jahre alt. Irgendein gewissenloses Schwein hat sie mitten in der Wildnis, im sogenannten Calder Moor, liegengelassen.«
    »Das ist ja furchtbar!«
    »Ja. Man hat noch eine zweite Leiche gefunden – die eines jungen Mannes, dessen Identität bisher noch völlig unklar ist. Er hatte keine Papiere bei sich. Andys Tochter – sie hieß Nicola – wollte eine Wanderung machen und im Zelt übernachten. Sie war für alles gerüstet – Regen, Nebel, Sonne, was auch immer. Der junge Mann hingegen hatte nicht mehr bei sich als die Kleider, die er auf dem Leib trug.«
    »Wissen wir schon, wie die beiden umgekommen sind?«
    »Nein, nichts.« Als Lynley verwundert die Brauen hochzog, fügte Webberly hinzu: »Die Anfrage kommt von der SO10. Haben Sie schon mal erlebt, daß diese Burschen irgendwelche Informationen herausgerückt haben, wenn’s nicht unbedingt nötig war?«
    Als Lynley schwieg, sprach Webberly weiter. »Ich weiß bisher nur folgendes: Für den Fall ist die Kripo in Buxton zuständig, aber Andy hat um mehr gebeten, und das werden wir ihm geben. Er hat ausdrücklich nach Ihnen gefragt.«
    »Nach mir?«
    »Ganz recht. Sie mögen ihn im Laufe der Jahre aus den Augen verloren haben, er Sie aber offensichtlich nicht.« Webberly klemmte sich seine Zigarre wieder zwischen die Lippen, während er auf seine Notizen hinuntersah. »Einer unserer Pathologen ist bereits unterwegs, um die Autopsie vorzunehmen. Irgendwann im Laufe des heutigen Tages. Der zuständige Beamte in Buxton ist ein gewisser Peter Hanken. Er ist darüber unterrichtet, daß Andy einer von uns war, aber mehr weiß er nicht.« Er nahm die Zigarre wieder aus dem Mund und hielt den Blick auf sie gerichtet, anstatt Lynley anzusehen, als er sagte: »Tommy, ich will Ihnen nichts vormachen. Die Geschichte könnte heikel werden. Die Tatsache, daß Andy Sie persönlich angefordert hat ...« Er zögerte und

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