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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Barbara zu, um sie zu begrüßen, während er seiner Frau zurief, daß Barbara Havers gekommen sei. Am anderen Ende des Raums wurde eine Tür aufgestoßen. St. James’ Frau stand, in abgeschnittene Jeans und ein olivgrünes T-Shirt gekleidet, unter einer Reihe fotografischer Vergrößerungen, die noch tropfend an einer Leine quer durch die Dunkelkammer aufgehängt waren.
    Deborah sah wohl aus, wie Barbara feststellte. Die Rückkehr zu ihrer künstlerischen Arbeit – anstatt weiterhin in Depression und Trauer wegen der Reihe von Fehlgeburten zu versinken, die ihre Ehe belastet hatten – hatte ihr offensichtlich gutgetan. Wie schön, daß es noch Leute gab, bei denen sich auch mal etwas zum Besseren wendete.
    »Hallo«, sagte Barbara. »Ich war gerade in der Gegend und –«
    Sie warf einen Blick auf ihr Handgelenk und sah, daß sie in ihrer Eile, zu der Besprechung mit Hillier zu kommen, ihre Uhr anzulegen vergessen hatte. »Ich habe überhaupt nicht an die Zeit gedacht. Tut mir leid.«
    »Wir wollten sowieso gerade Pause machen«, sagte St. James.
    »Essen Sie doch mit uns.«
    Helen lachte. »Ach, wir wollten gerade Pause machen? Erzähl doch keine Märchen, Simon. Seit anderthalb Stunden bitte und bettle ich vergeblich um einen Happen zu essen.«
    Deborah sah sie erstaunt an. »Wieso? Wie spät ist es denn, Helen?«
    »Du bist genauso schlimm wie Simon«, antwortete Helen trocken.
    »Sie bleiben doch zum Essen?« fragte St. James Barbara.
    »Ich habe gerade gegessen«, sagte sie. »Im Yard.«
    Alle drei wußten, was dieser Zusatz zu bedeuten hatte. Barbara sah es ihren Gesichtern an. »Dann haben Sie also endlich Bescheid bekommen?« fragte Deborah, während sie Chemikalien aus flachen Schüsseln in große Plastikflaschen goß, die sie von einem Bord unter ihrem Vergrößerungsgerät nahm. »Deshalb sind Sie vorbeigekommen, stimmt’s? Wie war’s? Nein, sagen Sie noch nichts. Ich habe das Gefühl, Sie könnten jetzt erst mal einen Drink gebrauchen. Warum geht ihr drei nicht schon mal nach unten? Ich brauche noch zehn Minuten, um hier aufzuräumen, dann komme ich nach.«
    »Unten«, das war Simons Arbeitszimmer, und dorthin führte Simon Barbara und Helen. Barbara wünschte, Helen wäre diejenige gewesen, die oben geblieben war, und nicht Deborah. Sie dachte daran, einfach zu bestreiten, daß ihr Besuch etwas mit dem Yard zu tun hatte, fürchtete allerdings, daß ihr Ton, den man weiß Gott nicht als fröhlich bezeichnen konnte, sie bereits verraten hatte.
    Unter dem Fenster zur Cheyne Row stand ein alter Barwagen, und St. James goß drei Sherrys ein, während Barbara zu der Wand ging, an der Deborah ihre neuesten Aufnahmen aufzuhängen pflegte. Diesmal waren es Bilder einer Serie, an der sie seit einem Dreivierteljahr arbeitete: überdimensionale Vergrößerungen von Polaroidporträts, die in Gegenden wie Covent Garden, den Lincoin’s Inn Fields, bei der St.-Botolph’s- Kirche und dem Spitalfields Market aufgenommen worden waren.
    »Hat Deborah vor, diese Fotos auszustellen?« fragte sie, um Zeit zu gewinnen, nachdem sie ihren Sherry entgegengenommen hatte.
    »Ja, im Dezember.« St. James reichte Helen ihren Sherry.
    Sie ließ sich in einen der Ledersessel am offenen Kamin fallen, streifte ihre Schuhe ab und zog die schlanken Beine unter sich. Barbara war sich bewußt, daß Helen sie unverwandt beobachtete. Helen las in Gesichtern wie andere Leute in Büchern.
    »Also, wie war es?« fragte St. James.
    Barbara trat ans Fenster und sah auf die schmale Straße hinaus. Es gab dort nichts, was ihre Aufmerksamkeit hätte fesseln können: einen Baum, eine Reihe geparkter Autos und eine Zeile von Häusern, von denen zwei zur Zeit mit einem Gerüst versehen waren. Das wäre der richtige Beruf für mich gewesen, dachte Barbara. Gerüstbauerin. Da wird man ständig gebraucht, ob nun Fassaden gereinigt oder Fenster geputzt werden müssen. Man braucht keine kniffligen Entscheidungen zu fällen und verdient nicht schlecht.
    »Barbara!« sagte St. James. »Haben Sie vom Yard gehört?«
    Sie drehte sich zu ihm um. »O ja. Ich hab jetzt einen Vermerk in meiner Personalakte und bin zurückgestuft worden.«
    St. James verzog das Gesicht. »Sie sind also wieder bei der Streife?«
    Das war ihr schon einmal passiert. Aber in den letzten drei Jahren ihrer Zusammenarbeit mit Lynley war es ihr vorgekommen, als läge jene Sache schon eine Ewigkeit zurück. »Nicht ganz«, antwortete sie und lieferte eine kurze Erklärung, wobei sie

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