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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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gewonnen hat, Barbara. Er kann das ganz toll mit dem Kranschnapper.«
    »Der ist ja niedlich«, sagte Barbara, den Frosch betrachtend.
    »Tja, früh übt sich, was ein Meister werden will.«
    Hadiyyah sah stirnrunzelnd auf ihren Frosch hinunter. »Üben? Was denn?«
    »Na, das Küssen.« Barbara lächelte über die Verwirrung des kleinen Mädchens. Sie legte ihr die Hand auf die schmale Schulter, führte sie zum Tisch und sagte: »Schon gut, vergiß es. War nur ein blöder Witz. Bis du mal deine erste Verabredung hast, hat sich in der Richtung bestimmt einiges gebessert. So. Was hast du denn da noch?« Barbara wies auf eine Plastiktüte, deren Henkel um eine der Gürtelschlaufen ihrer Shorts verknotet waren.
    »Das ist für dich«, erklärte Hadiyyah. »Das hat auch Dad gewonnen. Am Kranschnapper. Er kann das –«
    »– ganz toll«, vollendete Barbara für sie. »Ja, ich weiß.«
    »Weil ich’s schon mal gesagt hab.«
    »Aber manche Dinge darf man ruhig wiederholen«, meinte Barbara. »Na, dann zeig mal her. Ich möchte doch sehen, was es ist.«
    Mit einiger Mühe löste Hadiyyah die Tüte von der Gürtelschlaufe und überreichte sie Barbara. Als diese sie öffnete, fand sie darin ein kleines rotes Samtherz mit weißem Spitzenbesatz rundherum.
    »Na so was!« sagte Barbara. Sie legte das Herz vorsichtig auf den Eßtisch.
    »Ist es nicht süß?« Hadiyyah betrachtete das Herz voller Entzücken. »Dad hat es mit dem Kranschnapper gewonnen, Barbara. Genau wie den Frosch. Ich hab gesagt: ›Hol ihr einen Frosch, Dad, damit sie auch einen hat, und dann können sie Freunde sein.‹ Aber er hat gesagt: ›Nein, ein Frosch ist nicht das Richtige für unsere Freundin, kleine khushi.‹ ›So nennt er mich nämlich immer.‹«
    »Khushi. Ja, ich weiß.« Barbara hatte plötzlich heftiges Herzklopfen. Sie starrte das Herz an wie eine Wallfahrerin einen Haufen Reliquien des von ihr verehrten Heiligen.
    »Drum hat er lieber das Herz geholt. Er hat’s dreimal versuchen müssen, ehe er es hatte. Er hätte den Elefanten schnappen können, das wäre viel leichter gewesen. Oder er hätte zuerst den Elefanten schnappen können, um ihn aus dem Weg zu haben. Er hätte ihn ja mir schenken können, aber ich hab schon einen, und wahrscheinlich ist ihm das auch eingefallen. Na ja, auf jeden Fall wollte er das Herz haben. Wahrscheinlich hätte er es dir selbst gegeben, aber ich wollte es dir so gern geben, und er hat gesagt, daß ich darf, wenn bei dir noch Licht brennt und du noch auf bist. Es ist dir doch recht, oder? Du machst auf einmal so ein komisches Gesicht. Aber es war noch Licht bei dir, und ich hab dich am Fenster gesehen. Hätte ich es dir lieber nicht bringen sollen, Barbara?«
    Hadiyyah sah sie voll ängstlicher Besorgnis an. Barbara lächelte und legte dem kleinen Mädchen den Arm um die Schultern. »Ich freu mich ganz einfach so, daß ich nicht weiß, was ich sagen soll. Vielen Dank. Und richte deinem Dad aus, daß ich mich auch bei ihm ganz herzlich bedanke, ja? Schade, daß sich solches Geschick am Kranschnapper nicht zu Geld machen läßt.«
    »Er kann das ganz –«
    »– toll. Ja, ich weiß. Ich hab’s ja mit eigenen Augen gesehen, wie du weißt.«
    Hadiyyah drückte ihren Plüschfrosch an ihre Wange. »So ein Andenken an einen Tag am Meer ist was ganz Besonderes, findest du nicht auch? Immer, wenn wir irgendwas Besonderes zusammen unternehmen, kauft Dad mir ein Andenken, weißt du? Damit ich mich daran erinnere, wie schön es war. Er sagt, daß das wichtig ist. Daß man sich erinnert. Er sagt, das Erinnern ist genauso wichtig wie das Tun.«
    »Ja, das denke ich auch.«
    »Nur schade, daß du nicht mitkommen konntest. Was hast du denn heute getan?«
    »Leider nur gearbeitet.« Barbara wies zum Tisch, wo ihr Heft lag. Daneben warteten die Adressenlisten und die Kataloge von Jason Harley. »Ich bin immer noch dabei.«
    »Dann geh ich lieber wieder.« Hadiyyah wandte sich zur Tür.
    »Nein, nein, laß nur«, sagte Barbara hastig. Sie wurde sich plötzlich bewußt, wie sehr sie sich nach menschlicher Gesellschaft gesehnt hatte. »Ich wollte nicht –«
    »Dad hat gesagt, ich dürfte nur für fünf Minuten rüberkommen. Eigentlich hätte ich gleich ins Bett gehen sollen, aber ich hab ihn gefragt, ob ich dir wenigstens noch dein Andenken bringen könnte, und da hat er gesagt, ›Fünf Minuten, khushi.‹ So nennt er–«
    »So nennt er dich, ich weiß.«
    »Es war so nett von ihm, daß er mit mir ans Meer gefahren ist,

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