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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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Matthew King-Ryder bestimmt gewesen sein, der es jedoch versäumt hatte, zur vereinbarten Zeit zur Stelle zu sein, um ihn entgegenzunehmen. Und als der Anrufer eine Männerstimme – Terry Coles Stimme – mit einem knappen »Ja?« antworten gehört hatte, hatte er automatisch angenommen, daß er die richtige Person erreicht hatte, die nämlich, der seine Nachricht galt. Da der unbekannte Besitzer der Chandler-Noten offensichtlich nicht hatte gesehen werden wollen – warum sonst hätte er in einer Telefonzelle anrufen sollen? –, war anzunehmen, daß die Übergabe der Noten von ihm an King- Ryder in irgendeiner Weise rechtswidrig war; entweder war sie mit einer Erpressung verbunden, oder der Unbekannte war auf krummen Wegen in den Besitz der Noten gelangt, oder aber King-Ryder wollte sie für einen Zweck benutzen, der als solcher rechtswidrig war. Wie auch immer, der Anrufer hatte geglaubt, die Noten an King-Ryder übergeben zu haben, der zweifellos eine beträchtliche Summe für sie bezahlt hatte. Mit diesem Geld in der Hand – das wahrscheinlich im voraus und bar bezahlt worden war – war der Anrufer von der Bildflache verschwunden und King-Ryder hatte dumm dagestanden – ohne sein Geld, ohne die Noten, weg vom Fenster. Als dann Terry Cole bei ihm erschienen war und ein Notenblatt von Chandlers Hand vor seiner Nase geschwenkt hatte, mußte Matthew King-Ryder geglaubt haben, daß der Gauner, der ihn bereits betrogen hatte, sich nun auch noch über ihn lustig machen wollte. Denn wenn er zu diesem verabredeten Anruf in South Kensington auch nur eine einzige Minute zu spät gekommen war, hatte er zweifellos stundenlang auf das Läuten dieses öffentlichen Telefons gewartet und schließlich angenommen, man habe ihn zum Narren gehalten.
    Natürlich wollte er Rache. Natürlich wollte er immer noch die Noten. Und um diese beiden Ziele zu erreichen, gab es nur einen Weg.
    Vi Nevins Aussage untermauerte Barbaras Hypothese, daß Matthew King-Ryder der Mann war, den sie suchten. Leider war sie jedoch kein Beweis, und Barbara war klar, daß sie nicht die geringste Chance hatte, Lynley zu überzeugen, wenn sie ihm nicht etwas Handfesteres als lediglich Mutmaßungen präsentieren konnte. Nur wenn sie ihm unwiderlegbare Fakten vorlegte, würde sie ihr Ansehen in seinen Augen wiederherstellen können. Er hatte ihre Eigenmächtigkeit als weiteren Beweis ihrer Gleichgültigkeit der Dienstordnung gegenüber gesehen. Sie mußte ihm begreiflich machen, daß in dieser Eigenmächtigkeit der von ihm gepriesene Mut zur Eigeninitiative steckte, dem die Überführung eines Mörders zu verdanken war.
    Während Barbara sich das alles durch den Kopf gehen ließ, hörte sie draußen jemanden ihren Namen rufen. Als sie zum Fenster hinausblickte, sah sie Hadiyyah den Weg zu ihrem Bungalow entlanghüpfen. Die automatische Beleuchtung im Garten flammte auf, als sie an den Lampen vorbeilief. Der Effekt hatte etwas theaterhaftes, als würde eine Tänzerin auf bisher dunkler Bühne plötzlich von einem Scheinwerfer angestrahlt.
    »Wir sind wieder da, wir sind wieder da!« rief Hadiyyah aufgeregt. »Und schau mal, was Dad für mich gewonnen hat!«
    Barbara winkte dem kleinen Mädchen zu und schloß ihr Heft. Sie ging zur Tür und öffnete, als Hadiyyah eben dabei war, eine Pirouette zu vollenden. Eine der Schleifen an ihren langen Zöpfen war aufgegangen, und das silberne Band flatterte wie ein Kometenschweif hinter ihr her. Ihre Söckchen waren heruntergerutscht, und ihr T-Shirt war voller Senf- und Ketchupflecken, aber sie strahlte über das ganze Gesicht.
    »Es war so schön!« rief sie. »Es ist echt schade, daß du nicht mitkommen konntest, Barbara. Wir sind mit der Achterbahn gefahren und mit den Segelschiffen und dem Zeppelinkarussell, und stell dir vor, Barbara, ich durfte den Zug lenken. Und wir waren auch noch im Burnt-House-Hotel, und ich habe Mrs. Porter besucht, aber nur kurz, weil Dad mich dann wieder abgeholt hat. Wir haben am Strand Picknick gemacht, und danach sind wir ein Stück ins Wasser gewatet, aber es war so kalt, daß wir dann lieber in die Spielhalle gegangen sind.« Sie hielt inne, um Luft zu schnappen.
    »Es wundert mich, daß du dich nach so einem aufregenden Tag überhaupt noch auf den Beinen halten kannst!«
    »Ich habe im Auto geschlafen«, erklärte Hadiyyah. »Fast die ganze Fahrt.« Sie streckte den Arm aus und hielt Barbara einen kleinen Plüschfrosch hin. »Schau mal, was Dad mit dem Kranschnapper für mich

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