Undank Ist Der Väter Lohn.
Zukunft einer Beziehung zwischen zwei Frauen nach, von denen eine so gefährlich bedürftig war. Vi Nevin ignorierte die beleidigte Freundin einfach.
Sie hatten alle große Ziele gehabt, berichtete sie Barbara. Terry hatte eine Galerie im Kopf gehabt, sie und Nikki hatten geplant, einen erstklassigen Hostessenservice aufzuziehen. Außerdem hatten sie Geld für ihren Lebensunterhalt gebraucht, nachdem Nikki mit Adrian Beattie gebrochen hatte. Sie hatten gehofft, sich die nötigen Mittel mit Hilfe der gefundenen Noten beschaffen zu können.
»Wissen Sie, mir fiel ein, daß bei Sotheby’s – oder irgendwo anders – mal eine Komposition von Lennon und McCartney versteigert worden war. Das war nur ein einziges Blatt gewesen, aber es hatte mehrere tausend Pfund gebracht. Und wir hatten hier einen ganzen Stapel Noten. Ich schlug vor, daß Terry versuchen sollte, den ganzen Packen zu verkaufen. Nikki bot sich an, die nötigen Erkundigungen einzuziehen, um das richtige Versteigerungshaus zu finden. Den Erlös aus dem Verkauf der Noten wollten wir miteinander teilen.«
»Aber wieso war Terry bereit, Sie und Nikki zu beteiligen?« fragte Barbara. »Schließlich hatte er doch die Noten gefunden.«
»Ja, das stimmt, aber er war in Nikki verknallt«, antwortete Vi Nevin. »Er wollte sie beeindrucken.«
Den Rest der Geschichte kannte Barbara. Neil Sitwell beim Versteigerungshaus Bowers hatte Terry über das Urheberrecht aufgeklärt. Er hatte dem Jungen die Adresse von King-Ryder Productions gegeben und ihm geraten, sich dort zu informieren, wer die Familie Chandler vertrat. Mit den Noten in der Hand hatte Terry Cole Matthew King-Ryder aufgesucht. Der hatte die Noten gesehen und sofort erkannt, daß sich damit ein Vermögen machen ließ. Aber warum hat er dem Jungen die Musik nicht einfach auf der Stelle abgekauft? fragte sich Barbara. Warum hatte er ihn umgebracht, um an die Notenblätter heranzukommen? Oder genauer, warum hatte er nicht einfach der Familie Chandler die Rechte abgekauft? Wenn sich aus den Noten etwas hätte machen lassen, was an die King-Ryder- Chandler-Produktionen der Vergangenheit herangereicht hätte, hätte er das große Geld gemacht, auch wenn fünfzig Prozent davon an die Chandlers gegangen wäre.
Vi Nevin sagte gerade: »– bekam den Namen nicht«, als Barbara sich aus ihren Gedanken riß.
»Wie bitte?« fragte sie. »Entschuldigen Sie. Was haben Sie eben gesagt?«
»Matthew King-Ryder hat Terry den Namen des Testamentsvollstreckers nicht genannt. Er hat ihm nicht einmal Gelegenheit gegeben, danach zu fragen. Er hat ihn aus seinem Büro gescheucht, sobald er gesehen hatte, was Terry mitgebracht hatte.«
»Sie meinen, die Noten?«
Vi Nevin nickte. »Terry hat uns erzählt, daß er den Sicherheitsdienst gerufen hat. Und sofort waren zwei Wachmänner da und haben ihn rausgeworfen.«
»Aber Terry hatte doch nur wissen wollen, wer Chandlers Testamentsvollstrecker war, nicht wahr? Mehr hatte er doch von King-Ryder nicht verlangt? Oder hat er Geld verlangt? Eine Belohnung vielleicht?«
»Geld wollten wir von den Chandlers. Nachdem wir erfahren hatten, daß die Noten nicht versteigert werden konnten.«
Eine Schwester kam ins Zimmer, in der Hand ein kleines Tablett, auf dem eine Spritze lag. Zeit für das Schmerzmittel, sagte sie.
»Eine letzte Frage noch«, bat Barbara. »Warum ist Terry am Dienstag nach Derbyshire raufgefahen?«
»Weil ich ihn drum gebeten hatte«, antwortete Vi Nevin. »Nikki fand, ich wäre hysterisch wegen Shelly –« An dieser Stelle hob Shelly Platt den Kopf. Vi Nevin richtete ihre Worte mehr an sie als an Barbara. »Sie hat uns mit diesen Briefen bombardiert und sich dauernd vor unserem Haus rumgetrieben, und ich bekam es langsam mit der Angst zu tun.«
Shelly hob ihre magere Hand und deutete auf ihre Brust. »Du hattest Angst vor mir?« fragte sie. »Vor mir?«
»Nikki hat nur gelacht, als ich ihr von den Briefen erzählt hab. Ich dachte, wenn sie sie selbst sähe, könnten wir uns überlegen, was wir gegen Shelly unternehmen könnten. Ich hab Nikki einen Brief geschrieben und Terry gebeten, ihn zusammen mit den anonymen Briefen zu ihr zu bringen. Ich sagte ja schon, er war verknallt in sie. Jeder Vorwand war ihm recht, um sie zu sehen. Sie wissen schon, was ich meine.«
An dieser Stelle schaltete sich die Pflegerin ein. »Jetzt reicht es aber wirklich«, sagte sie und hielt die Spritze hoch.
»Ja, okay«, sagte Vi Nevin.
Auf der Rückfahrt nach Chalk Farm erledigte
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