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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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mal solchen Besuch von den Bullen bekommen haben könnte. Wenn ich weiterhin den Weg gegangen wäre, den ich damals eingeschlagen hatte.«
    »Hm. Ja.« Sie wies mit einem kurzen Nicken zur Haustür und stieg die Stufe hinauf. »Wir haben alle unsere Dummheiten gemacht, Winnie.«
    Das Weinen eines Kindes klang gedämpft durch die Türritzen. Als Barbara läutete, wurde es lauter. Eine Frau sagte gequält:
    »Jetzt hör doch endlich auf. Sei still. Das reicht, Darryl. Ich hab dich verstanden«, und rief dann durch die Tür: »Wer ist da?«
    »Polizei«, antwortete Barbara. »Wir hätten Sie gern einen Moment gesprochen.«
    Zunächst war nichts weiter zu hören als Darryls Geheul, das unvermindert anhielt. Dann wurde die Tür geöffnet, und sie sahen sich einer Frau gegenüber, die einen kleinen Jungen auf der Hüfte sitzen hatte. Er rieb gerade seine laufende Nase am Kragen ihres grünen Kittels, auf dem über der linken Brust The Primrose Path eingestickt war und darunter der Name Sal.
    Barbara hatte ihren Dienstausweis schon in der Hand und hielt ihn Sal gerade hin, als eine jüngere Frau die schmale Treppe weiter hinten im Gang heruntergerannt kam. Sie trug einen Chenillemorgenrock mit einem ausgefransten Ärmel, und ihr Haar war naß. »Tut mir leid, Mama«, sagte sie. »Gib ihn mir. Danke, daß du ihn mir einen Moment abgenommen hast. Das hab ich gebraucht. Darryl, was ist denn nur los, Schatz?«
    »Dada«, schluchzte Darryl und streckte einen Arm nach Nkata aus.
    »Er will zu seinem Daddy«, bemerkte Nkata.
    »Zu dem Saukerl will er bestimmt nicht«, murmelte Sal.
    »Komm, mein Süßer, gib deiner Oma einen Kuß«, sagte sie zu Darryl, der nur noch lauter heulte. Sie drückte ihm einen Schmatz auf die tränennasse Wange. »Er hat wieder Bauchweh, Cyn. Ich hab ihm eine Wärmflasche gemacht. Sie ist in der Küche. Aber wickel ein Handtuch drum, bevor du sie ihm gibst.«
    »Danke, Mama. Du bist ein Schatz«, sagte Cyn. Mit ihrem Sohn im Arm ging sie den Korridor hinunter, der in den rückwärtigen Teil des Hauses führte.
    »Also, worum geht’s?« Sie sah von Nkata zu Barbara, ohne sich von der Stelle zu rühren. Sie hatte sie nicht zum Eintreten aufgefordert und hatte offensichtlich auch nicht die Absicht, es zu tun.
    »Es ist nach zehn, falls Sie das nicht wissen sollten.«
    Barbara sagte: »Können wir einen Moment hereinkommen, Mrs. ...?«
    »Cole«, sagte sie. »Sally Cole.« Sie trat von der Tür zurück. Die Arme unter der Brust verschränkt, musterte sie die beiden Beamten, als sie ins Haus kamen. In der besseren Beleuchtung des Flurs sah Barbara, daß ihr Haar – stumpf abgeschnitten und bis knapp über die Ohren reichend – zu beiden Seiten des Gesichts von breiten weißblonden Strähnen durchzogen war, die aber nur das Widersprüchliche ihrer grob geschnittenen Züge hervorhoben: eine breite Stirn, eine scharf gebogene Nase und ein kleiner Rosenknospenmund. »Ich kann Ungewißheit nicht aushalten, also sagen Sie mir lieber gleich, was los ist.«
    »Könnten wir ...?« Barbara wies auf eine offene Tür links von der Treppe. Dort war anscheinend das Wohnzimmer, in dessen Mitte allerdings ein seltsamer Aufbau aus diversen Gartengeräten stand. Ein Rechen, dem jeder zweite Zinken fehlte, eine Hacke und ein Spaten bildeten zusammen eine Art Wigwam über einem Pflanzholz mit gespaltenem Stiel. Barbara betrachtete das merkwürdige Arrangement und fragte sich, ob es vielleicht etwas mit Sal Coles Art, sich zu kleiden, zu tun hatte. Das Grün des Kittels und die in den Stoff eingestickten Worte ließen immerhin gärtnerische Neigungen vermuten.
    »Das hat unser Terry gemacht, er ist Künstler«, bemerkte Sal, als sie neben Barbara trat. »Das ist sein Medium.«
    »Was, Gartengeräte?« sagte Barbara.
    »Er hat ein Objekt mit einer Baumschere gemacht, das mich zu Tränen rührt. Meine Kinder sind beide Künstler. Cyn macht einen Kurs an der Modeschule. Sagen Sie, sind Sie wegen unserem Terry hier? Hat er was ausgefressen? Dann sagen Sie mir’s lieber gleich.«
    Barbara warf Nkata einen Blick zu, um zu sehen, ob er die unangenehme Aufgabe übernehmen wollte. Er griff sich mit einer Hand an die vernarbte Wange, als hätte die alte Wunde zu schmerzen angefangen. Sie sagte: »Terry ist also nicht zu Hause, Mrs. Cole?«
    »Er wohnt nicht hier«, antwortete Sal und erklärte, er wohne in Battersea, wo er mit einer jungen Frau namens Cilla Thompson, ebenfalls Künstlerin, eine gemeinsame Wohnung und ein Atelier habe.

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