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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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erklärte er mit einer weitausholenden Geste »– ist ein Teil davon. Genau wie die Straße, auf der wir hergekommen sind.«
    »Und?«
    Hanken drehte sich in seinem Sitz, um Lynley direkt ansehen zu können. »Und in diesem ganzen riesigen Gebiet hat Andy Maiden Dienstag nacht oder Mittwoch morgen, wenn wir ihm glauben wollen, ganz zufällig den Wagen seiner Tochter entdeckt, der hinter einer Mauer versteckt stand. Wie finden Sie das, Thomas?«
    Lynley richtete seinen Blick auf das Haus, in dessen Fenstern sich das letzte Tageslicht spiegelte wie in Reihen blinder Augen.
    »Warum haben Sie mir das nicht eher gesagt?« fragte er.
    »Weil ich nicht daran gedacht habe«, antwortete Hanken. »Es ist mir erst wieder eingefallen, als Maiden von der SO10 anfing. Oder, genauer gesagt, als wir den guten Andy dabei ertappten, daß er seiner Frau nicht die Wahrheit gesagt hatte.«
    »Er wollte sie so lange wie möglich schonen. Welcher Mann würde das nicht wollen?«
    »Ein Mann, der ein reines Gewissen hat«, versetzte Hanken.
    Frisch geduscht und angetan mit der bequemsten Jogginghose in ihrem Besitz, war Barbara wieder am Kühlschrank und führte sich gerade die Reste eines »Schweinefleisch Mu Shu« zu Gemüte, das sie am Vortag beim Chinesen mitgenommen hatte und das kalt genossen nicht gerade eine Delikatesse war, als Nkata eintraf. Er klopfte zweimal kurz und energisch an die Tür. Sie machte auf, den Pappbehälter in der Hand, und fuchtelte zornig mit einem Eßstäbchen.
    »Ist Ihre Uhr stehengeblieben, oder was? Was sind bei Ihnen fünf Minuten, Winston?«
    Er trat unaufgefordert ein und strahlte sie an. »Tut mir leid.
    Der Chef hat mich angepiepst, bevor ich loszischen konnte. Da mußte ich natürlich erst zurückrufen.«
    »Natürlich. Man darf Seine Lordschaft ja nicht warten lassen.«
    Nkata überging die Bemerkung. »Ein Glück, daß die Bedienung in dem Pub so müde war. Sonst wär ich da schon vor einer halben Stunde weg gewesen und bereits viel zu weit in Richtung Shoreditch gefahren, um noch mal hierher zurückzukommen und Sie zu holen. Komisch eigentlich, nicht? Wie meine Mutter immer sagt – es kommt am Ende immer alles genauso, wie es hat kommen sollen.«
    Barbara starrte ihn aus schmalen Augen schweigend an. Sie war durcheinander. Sie wollte ihm wegen des Zettels mit dem riesigen »C« darauf gern gründlich die Meinung sagen, aber seine fröhliche Unbekümmertheit bremste sie. Sie konnte sich seine Lässigkeit ebensowenig erklären wie sein Erscheinen in ihrem Haus. Er könnte wenigstens ein bißchen verlegen sein, fand sie.
    »Wir haben zwei Leichen in Derbyshire und eine Verbindung nach London, der nachgegangen werden muß«, sagte Nkata. Er umriß die Details: eine Frau, ein junger Mann, ein ehemaliger SO10-Beamter, anonyme Briefe, aus Zeitungsausschnitten zusammengesetzt, ein Drohbrief in Handschrift. »Ich muß rüber nach Shoreditch, wo der Junge möglicherweise herkommt«, erklärte er. »Wenn’s da jemanden gibt, der die Leiche identifizieren kann, muß ich gleich morgen früh nach Buxton zurück. Aber wir brauchen hier jemanden, der sich kümmert. Der Inspector hat mich gerade gebeten, das zu veranlassen. Deshalb wollte er mit mir sprechen.«
    Barbara konnte ihren Eifer nicht verbergen, als sie sagte: »Lynley hat mich angefordert?«
    Nkata sah weg. Nur einen Moment, aber das genügte. Ihre momentane Hochstimmung wurde von Ernüchterung verdrängt.
    »Aha.« Sie stellte den Pappkarton mit den Essensresten auf die Arbeitsplatte in der Küche. Das Schweinefleisch lag ihr wie Blei im Magen, sein Geschmack klebte pelzig an ihrer Zunge. »Wenn er nichts davon weiß, daß Sie mich gefragt haben, Winston, dann kann ich doch ablehnen, ohne daß jemand was davon erfährt, oder? Sie können jemand anderen nehmen.«
    »Klar kann ich das«, bestätigte Nkata. »Ich brauch mir nur den Dienstplan anzuschauen. Oder ich kann auch bis morgen warten und die Entscheidung dem Super überlassen. Aber dann sind Sie frei und können jederzeit Stewart, Hale oder MacPherson zugewiesen werden, und ich hab mir gedacht, daß das nicht unbedingt in Ihrem Sinn wäre.« Er ließ unausgesprochen, was bei der Kripo allgemein bekannt war: Barbaras Unfähigkeit, mit den Leuten, die er eben erwähnt hatte, zusammenzuarbeiten, ihre daraus resultierende Rückversetzung zum Streifendienst, von dem sie erst dank ihrer Partnerschaft mit Lynley erlöst worden war.
    Barbara wandte sich um, völlig perplex über den unerklärlichen

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