Undank Ist Der Väter Lohn.
wo sie studiert habe, hinzu: »In London. Sie war für den Sommer hergekommen, um für einen Anwalt namens Will Upman zu arbeiten. Er hat eine Kanzlei in Buxton. Ihr Vater hatte das für sie arrangiert, er kennt Upman persönlich. Ich vermute, er hoffte, sie würde nach ihrem Studium einmal in Upmans Kanzlei arbeiten.«
»War ihren Eltern das wichtig?« fragte Hanken.
»Es war allen wichtig«, erwiderte Julian.
Lynley konnte nicht so recht glauben, daß das auch auf Julians Cousine zutraf. Er sah sich nach ihr um. Sie war plötzlich wieder ganz damit beschäftigt, Hundekuchen für die Welpen zu verstecken. Er stellte die Frage, die sich als nächste aufdrängte: Wie Julian zumute gewesen sei, als er sich an dem Abend seines Heiratsantrags von Nicola Maiden getrennt hatte. Ob er zornig gewesen sei. Oder verbittert. Enttäuscht vielleicht. Oder ob er dennoch Hoffnung gehabt habe. So eine Zurückweisung sei ja weiß Gott nicht leicht zu schlucken, meinte Lynley. Es wäre durchaus verständlich, wenn diese Abfuhr einen unerwarteten Gefühlsausbruch ausgelöst hätte oder auch zu verzweifeltem Grübeln geführt hätte, das einem die eigene Wut erst richtig bewußt machte.
Samantha richtete sich plötzlich auf. »Das ist wohl Ihre hinterhältige Art, ihn zu fragen, ob er sie umgebracht hat, wie?«
»Sam«, sagte Julian. Es klang wie eine Warnung. »Ja, natürlich war ich deprimiert. Ich war sehr unglücklich. Wer wäre das nicht gewesen?«
»Hatte Nicola Maiden eine Beziehung zu einem anderen Mann? Hat sie Ihren Antrag deshalb abgelehnt?«
Julian antwortete nicht. Lynley und Hanken tauschten einen Blick. Samantha sagte: »Ich weiß genau, worauf Sie hinauswollen. Sie glauben, daß Julie am Montag abend nach Hause gekommen ist, daß er Nicola am nächsten Tag angerufen hat, um sich mit ihr zu verabreden, dahinterkam, wo sie an dem Abend gewesen war – was er Ihnen gegenüber natürlich nicht zugeben würde –, und sie dann umgebracht hat. Also, eines kann ich Ihnen gleich sagen: Das ist völlig absurd.«
»Möglich. Aber eine Antwort auf die Frage wäre trotzdem hilfreich«, entgegnete Lynley.
»Nein«, erwiderte Julian.
»Nein, sie hatte keine Beziehung zu einem anderen Mann? Oder, nein, sie hat Ihnen nicht gesagt, ob sie etwas mit einem anderen hatte?«
»Nicola war die Ehrlichkeit in Person. Wenn da was Ernstes gewesen wäre, hätte sie es mir gesagt.«
»Sie hätte nicht versucht, Sie zu schonen, Ihre Gefühle möglichst nicht zu verletzen, nachdem Sie ihr gesagt hatten, wie es um Sie stand?«
Julian lachte wehmütig. »Glauben Sie mir, andere zu schonen war nicht ihre Art.
Obwohl Hankens Verdacht eigentlich in eine andere Richtung zielte, schien er sich durch Julians Antwort zu seiner nächsten Frage veranlaßt zu sehen. »Wo waren Sie Dienstag abend, Mr. Britton?«
»Ich war bei Cass«, antwortete Julian.
»Sie waren bei dem Hund?«
»Sie fing gerade an zu werfen, Inspector«, mischte sich Samantha ein. »Man läßt eine Hündin nicht allein, wenn sie wirft.«
»Dann waren Sie also auch hier, Miss McCallin?« fragte Lynley.
»Sie haben Ihrem Vetter geholfen?«
Sie biß sich auf die Unterlippe. »Es war mitten in der Nacht. Julie hat mich nicht geweckt. Ich hab die Kleinen erst am Morgen gesehen.«
»Aha, ich verstehe.«
»Nein, Sie verstehen gar nichts!« rief sie. »Sie sind doch überzeugt, daß Julie etwas mit Nicolas Tod zu tun hat. Sie sind hergekommen, um ihm eine Falle zu stellen, damit er etwas sagt, was ihn belastet. So arbeiten Sie doch!«
»Uns geht es um die Wahrheit.«
»Na klar! Erzählen Sie das mal den vier von Bridgewater. Leider sind’s jetzt nur noch drei, nicht wahr? Weil einer von den armen Kerlen im Gefängnis gestorben ist. Ruf einen Anwalt an, Julie, und sag kein Wort mehr.«
Julian Britton mit einem Anwalt an seiner Seite ist genau das, war wir jetzt überhaupt nicht brauchen können, dachte Lynley. Er sagte: »Sie scheinen über Ihre Hunde genau Buch zu führen, Mr. Britton. Haben Sie die Geburtszeit aufgeschrieben?«
»Sie kommen nicht alle mit einem Schlag rausgeflutscht, Inspector«, warf Samantha ein.
»Die Wehen haben gegen neun Uhr an dem Abend eingesetzt«, erklärte Julian. »Das erste Junge kam gegen Mitternacht. Es waren sechs Welpen – einer war eine Totgeburt –, es dauerte also mehrere Stunden. Wenn Sie die genauen Zeiten wollen, kann ich Ihnen die geben. Sam braucht nur das Buch zu holen.«
Sie lief sofort los. Als sie zurückkam, sagte Julian zu
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