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Undank Ist Der Väter Lohn.

Undank Ist Der Väter Lohn.

Titel: Undank Ist Der Väter Lohn. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elizabeth George
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zu der sie wollte. Sie fand sie eingequetscht zwischen der Battersea Bridge Road und der Albert Bridge Road.
    Terry Coles Wohnung befand sich in einem dunkelgrünen Haus aus Holz und Backstein, ein umgebautes Einfamilienhaus wie viele seiner Nachbarn in der Anhalt Road. Es hatte, wie das Klingelbrett zeigte, vier Wohnungen, und Barbara brauchte nicht lange zu suchen, um das Schild mit der Aufschrift »Cole/Thompson« zu finden. Nachdem sie geklingelt hatte, wartete sie geduldig und nahm die Gelegenheit wahr, um sich ein wenig umzusehen. Die Straße bestand hauptsächlich aus Reihenhäusern mit kleinen Vorgärten, einige davon in einem besseren Zustand als andere. Manche von ihnen waren liebevoll bepflanzt, andere verwildert, viele von ihnen schienen nur noch als Müllabladeplätze benutzt zu werden, auf denen man so ziemlich alles finden konnte, vom verrosteten Kochherd bis zum ramponierten Fernsehapparat.
    Als sich auch nach längere Zeit auf ihr Läuten nichts rührte, stieg Barbara stirnrunzelnd wieder die Vordertreppe hinunter. Sie hatte nicht die geringste Lust, jetzt an den Computer im Yard zurückzukehren, und sie überlegte, was sie tun sollte, während sie das Haus musterte.
    Ein kleiner Einbruch kam entschieden nicht in Frage, und sie spielte gerade mit dem Gedanken, sich im nächsten Pub eine anständige Portion Kartoffelbrei mit Bratwurst zu genehmigen, als sie im Erkerfenster der Parterrewohnung eine Bewegung bemerkte. Sie beschloß, sich die Nachbarn vorzuknöpfen.
    Sie drückte auf den untersten Klingelknopf, neben dem der Name Baden stand, und fast augenblicklich meldete sich eine zittrige Stimme über die Sprechanlage, beinahe so, als hätte man nur auf einen Besuch der Polizei gewartet. Nachdem Barbara sich vorgestellt und ihren Dienstausweis hochgehalten hatte, so daß er von Erdgeschoßfenster aus gesehen werden konnte, wurde ihr die Haustür geöffnet. Sie trat in ein Vestibül, das ungefähr die Größe eines Schachbretts hatte und entsprechend ausgestattet war: mit roten und schwarzen Fliesen, verschmiert mit zahllosen Fußabdrücken.
    Die mit »Baden« gekennzeichnete Wohnungstür befand sich rechts. Barbara klopfte und begriff schnell, daß sie die ganze Prozedur noch einmal würde auf sich nehmen müssen. Wieder hielt sie ihren Dienstausweis hoch, diesmal direkt vor dem Spion in der Tür, und wartete. Eine Weile verging, dann knirschten Riegel und eine Sicherheitskette, die Tür wurde geöffnet. Barbara sah sich einer alten Frau gegenüber, die entschuldigend sagte: »Man kann ja heutzutage nicht vorsichtig genug sein.«
    Sie sei Mrs. Geoffrey Baden, erklärte sie, und lieferte gleich unaufgefordert eine Kurzbeschreibung ihres Lebens mit. Sie sei seit zwanzig Jahren Witwe, habe keine Kinder, nur ihre Vögel – eine Schar Finken, deren riesiger Käfig eine ganze Wand des Wohnzimmers einnahm – und ihre Musik, wobei sie auf das Klavier auf der anderen Seite des Zimmers wies. Es war ein altehrwürdiges Stück, mit einem Dutzend gerahmter Fotografien des verstorbenen Geoffrey in verschiedenen Lebensphasen geschmückt und mit solchen Mengen handgeschriebener Noten auf dem Ständer, daß man fast den Verdacht bekommen konnte, Mrs. Baden versuchte an ihren freien Nachmittagen mit Mozart zu konkurrieren.
    Mrs. Baden litt an nervösem Zittern, besonders der Hände und des Kopfs, der während ihres ganzen Gesprächs mit Barbara sachte, aber unaufhörlich wackelte.
    »Setzen könne wir uns hier leider nirgends«, sagte sie, als sie zum Ende ihrer persönlichen Geschichte gekommen war. »Aber kommen Sie mit in die Küche. Ich habe gerade einen Zitronenkuchen gebacken, wenn Sie ein Stück möchten.«
    Sie würde liebend gern ein Stück nehmen, erklärte Barbara, aber sie habe im Moment wenig Zeit, sie sei nämlich auf der Suche nach Cilla Thompson. Ob Mrs. Baden wisse, wo die Frau zu erreichen sei.
    »Ich vermute, sie ist in ihrem Atelier«, antwortete Mrs. Baden und fügte in vertraulichem Ton hinzu: »Sie sind nämlich beide Künstler, müssen Sie wissen. Cilla und Terry, meine ich. Ganz reizende junge Leute, wenn man sich nicht an ihren äußeren Erscheinungen stößt. Ich persönlich laß mich nicht davon beeindrucken. Die Zeiten ändern sich, nicht wahr, und man muß sich mit ihnen ändern.«
    Sie wirkte so sanft und gutherzig, daß es Barbara widerstrebte, ihr rundheraus von Terrys Tod zu berichten. Deshalb sagte sie vorsichtig: »Sie kennen die beiden sicher gut.«
    »Cilla ist ziemlich

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