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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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wütend, dass meine Kraft, das einzig Gute an meinem Vampirdasein, mich im Stich ließ.
    Seine andere Hand war wieder in meinem Gesicht, seine Finger zwangen meine Zähne auseinander, und mit dem Daumen streichelte er einen meiner Eckzähne. Dann drück-te er zu und ich schmeckte einen Blutstropfen auf meiner Zunge. Ich war schockiert. Aus mehreren Gründen. Zum einen weil es köstlich war, viel besser als Nicks Blut. Dann weil es kühl war. Und schließlich weil ich nicht geglaubt hatte, dass Vampire bluten können.
    »Ich frage mich . . . «, sagte er leise, hauchte er fast, während er seinen Daumen immer tiefer in meinen Mund schob, wie eine merkwürdige Art Vergewaltigung, empö-
    rend und erregend zugleich, ». . . wie du wohl schmeckst.«
    Dann find’s doch raus. Stopp. Was dachte ich da? Dies ist ein sehr böser Mann.
    »Jetsst reichtss. Ssum letssten Mal, Ssluss jetsst!« Ich schubste ihn so fest, wie ich nur konnte. Und konnte kaum glauben, was als Nächstes geschah.
    Es dauerte nur eine Sekunde, aber ich sah alles in Zeitlupe. Mister Groß-dunkel-und-unheimlich flog durch die Luft wie eine abgefeuerte Kanonenkugel und durchschlug ein großes steinernes Kreuz. Gesteinsbrocken flogen, weil das Kreuz unter seinem Aufprall zerbarst, und der Rücken 107

    seines Anzugs begann zu qualmen. Aber er segelte weiter, bis er in die Wand eines Mausoleums krachte und dort wie ein Sack in sich zusammenfiel.
    Ich wollte nicht herausfinden, was mit ihm war. Ich rannte davon.
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    Als ich endlich ruhiger wurde und mich umschaute, stellte ich erstaunt fest, dass ich sechzehn Blocks gerannt war.
    Olympische Spiele, hier komme ich! Falls die Sprints auch nachts stattfanden.
    Da ich mich in einer Seitenstraße des Minneapolis Hospi-tal befand, beschloss ich, hineinzugehen und von dort aus ein Taxi zu rufen. Vielleicht hatte ich Glück und erwischte einen weiblichen Fahrer.
    Auf keinen Fall würde ich zum Friedhof zurückfahren.
    Von diesen Verlierern hatte ich genug. Und wenn ich jemals wieder diesen Scheißkerl von einem Elvis-Imitator träfe, würde ich ihm die Augäpfel herausreißen und . . . eben das mit ihnen machen, was man so macht, wenn man etwas wirklich Widerliches mit Augäpfeln anstellen will.
    Wann immer ich an seine Hände auf meinem Körper, seinen Daumen in meinem Mund dachte, wurde mir ganz heiß. Nein, Scheiße, ich wurde sehr wütend. Sehr, sehr wütend. Ich sollte meine Finger in seinen Mund stecken, mal sehen, wie ihm das gefallen würde. Ich sollte sie in seine Luftröhre stecken! In seinen Arsch! Um seine . . .
    Jetzt stampfte ich wirklich wütend die Straße entlang, und einer Meute Hunde, die um die Ecke gebogen kam, warf ich einen Blick zu, dass sie in die Gegenrichtung 109

    davonlief. Na also, geht doch! Raubtiere, aufgepasst, mit mir war nicht zu spaßen! Wie konnte dieser hinreißende Widerling es wagen, mich anzufassen? Mich? Ich küsste nie beim ersten Date, wie wäre ich dann dazu gekommen, fremde Vampire ihre Finger in meinen Mund stecken zu lassen?
    Ich war fast erleichtert, als ich eine gedämpfte Stimme durch den vereinzelten Straßenverkehr und die übrigen Nachtgeräusche hörte: »Bis dann, Welt!« Endlich eine Ab-lenkung von den beunruhigenden Ereignissen der letzten Stunde.
    Ich schaute hinauf. Sechs Stockwerke über mir stand ein Mann auf dem Dachfirst. Ich konnte ihn so klar sehen, als stünde er in nur zwei Meter Entfernung. Er war ein paar Jahre jünger als ich und schaute auf die Straße, genau in meine Richtung. In einem Liebesroman würde nun etwas wie »unsere Blicke trafen einander und Funken flogen«
    oder ähnlich Dummes folgen. Tatsächlich aber sah er nur müde und entschlossen aus, und ich gaffte ihn an, mit offenem Mund, wie ein Landei, das seine erste Nacht in der großen Stadt erlebt.
    Mir war sofort klar, dass er nur darauf wartete, springen zu können, ohne mich mit seinen Überresten zu besudeln.
    Deshalb blieb ich stehen.
    Er stand auf dem Dach eines alten Gebäudes aus groben Backsteinen. Ich ließ meine Hand über die Wand gleiten, um die Beschaffenheit zu testen, dann hatte ich eine Idee.
    Eigentlich war es eher eine Eingebung. Denn eine Idee fühlt sich an wie ein Blitz aus dem Nichts. Also zog ich mich hoch und begann zu klettern. Im Nu hatte ich die 110

    Außenwand des Gebäudes erkrabbelt wie ein großer, blonder Käfer. Ich war immer noch wütend über das, was auf dem Friedhof geschehen war, und machte mir Sorgen um den Typen auf dem Dach. Aber ich

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