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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Und (o Gott!) er trug einen schwarzen Smoking.
    Kein schwarzer Umhang, aber fast genauso schlimm.
    »Äh, hallo«, sagte ich und starrte das wandelnde Klischee an. In Büchern und Filmen waren Vampire immer recht-schaffen gut aussehend, selbst die bösen. Dieser hier war wohl kein eifriger Leser.
    Er nahm meine Hand und umklammerte sie fest. Sie war kalt – kälter als meine. Dann küsste er mich mit seinen widerlichen, kalten Lippen. Endlich – Gott sei Dank! – richtete er sich auf und ließ meine Hand los. Sofort rieb ich sie an meinem Bein. Unhöflich, ich weiß, aber ich konnte nicht anders. Ein Kuss vom Glatzen-Mann war wie ein Kuss von einem toten Fisch.
    »Als Erstes, und das verlange ich von allen neuen untoten Kindern . . . « Genauso drückte er sich aus. Man konnte die Großbuchstaben quasi hören. ». . . musst du auf diese runzligen Knie, die die deinen sind, niederfallen und mir Treue schwören. Dann werden wir schmausen, und du 101

    wirst an meiner Seite ruhen, unser neues untotes Kind und mein derzeitiger Günstling.«
    »Runzlige Knie?« Wer war der Typ?
    Ich hatte es nicht vor. Auf gar keinen Fall. Aber ich begann zu lachen und konnte nicht mehr aufhören. Das Rascheln und Raunen im Raum erstarb, und alle schauten mich geschockt an. Alle, außer dem hinreißenden Typ in der Ecke. Er zog die Augenbrauen hoch, und seine Lippen zuckten, aber er lächelte nicht. Er sah mich nur weiter prüfend an mit seinem eisigen Blick.
    »Hör auf!«
    »Ich kann nicht«, kicherte ich.
    »Ich befehle dir, mit dem Lachen aufzuhören! Du wirst nicht trinken dürfen an den heiligen Kehlen unserer . . . «
    »Stopp, stopp, du bringst mich um!« Ich kicherte und keuchte und musste mich an der Steinbüste eines Carlson abstützen, um nicht zu fallen. »Als Nächstes wirst du mir sagen, dass es schreckliche Folgen haben wird, wenn man über deine erhabene Wenigkeit spottet.«
    Er zeigte mit dem Finger auf mich. Nichts passierte. Das schien ihn zu überraschen (hatte er erwartet, dass ich zu Staub zerfiel?) und machte ihn sauer. »Gentlemen! Bestraft sie!«
    Dies hatte nur weitere Lachsalven meinerseits zur Folge.
    Die Cockerspaniel-Boys kamen näher, schwenkten Kreuze, und einer schleuderte Wasser in mein Gesicht. Ich musste beim Lachen ein paar Tropfen eingeatmet haben, denn ich nieste. Und lachte. Und nieste. Und lachte. Als ich mich schließlich wieder unter Kontrolle hatte, waren die Cockerspaniel-Boys in ihre Ecke zurückgekehrt, hinter den 102

    Glatzen-Smoking, und die anderen Vampire, außer einem, kauerten so weit wie möglich entfernt von mir zusammen.
    »Ach du meine Güte«, sagte ich und wischte mir die Augen. Ich hatte nicht geweint, mein Gesicht war vielmehr nass von Weihwasser. »Das war wirklich gut. Das war den teuren Parkplatz in der Innenstadt wert. Und es gibt wirklich nicht viel, was den Preis rechtfertigt, ausgenommen vielleicht noch ein Abendessen im Oceanaire.«
    »Du bist ein Vampir«, sagte der Smoking, sehr viel weniger gebieterisch als zuvor. Er quiekte eher.
    »Vielen Dank für die Mitteilung, aber das habe ich schon begriffen, als ich vor einigen Tagen von den Toten wieder-erweckt wurde.«
    »Aber . . . aber du . . . «
    »Ja, ja. Nun – das war alles ein großer Spaß, aber ich denke, ich werde jetzt gehen.«
    »Aber . . . aber du . . . «
    »Ich war neugierig, deshalb bin ich mit euch mitgefahren.
    Ich meine, wenn jemand dich anruft und weiß, dass du ein Vampir bist, was du selbst erst seit wenigen Tagen weißt, würdet ihr da nicht mitfahren?«
    »Dich anrufen? Ich . . . «
    »Also. Hier bin ich. Und, entschuldigt bitte, aber es ist so dreckig hier unten! Und langweilig, was noch schlimmer ist. Wenn ich all die Film-Klischees mitmachen muss, nur um mit anderen Vampiren meine Zeit zu verbringen, dann könnt ihr das vergessen. Friedhöfe? Party machen in frostigen Mausoleen? Nicht mit mir.«
    »Du . . . «
    103

    »Außerdem trägt heute keiner mehr einen Smoking, au-
    ßer zu einer Hochzeit. Du siehst aus wie dem Bühnenbild von Dracula bumst Doris entsprungen.«
    Ich machte eine Pause, um ihnen Gelegenheit zur Entgegnung zu geben, aber niemand sagte ein Wort. Sie starrten mich alle mit funkelnden Augen an. In den letzten dreißig Jahren war ich nicht so viel angestarrt worden wie in den letzten drei Tagen, und ich war mir nicht sicher, ob ich es cool oder ärgerlich finden sollte.
    Ich zuckte mit den Achseln und verließ den Raum, stieg die Stufen hinauf und war im Nu wieder an der

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