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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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war zugleich auch entzückt darüber, dass ich eine senkrechte Wand hochklettern konnte. Sechs Stockwerke! Ich! In der Schule war ich im Turnunterricht nicht mal das Seil hochgekommen, noch nicht einmal das mit der Kletterhilfe.
    Aber das hier war einfach. Und wunderbar! So einfach wie das Öffnen einer Chipstüte. Ich war schnell, ich war stark, ich war – Spider Vamp!
    Auf dem Dach angekommen, tat ich einen kleinen Hop-ser, der mich einige Meter in die Luft schnellen ließ, und landete dann mit einem »Ta-dahhh!«.
    Er sah wirklich süß aus und trug einen grünen Arzt-kittel, an dem ich getrocknetes Blut roch. Hmmm. Igitt!
    Hatte ich gerade Hmmmm gedacht? Noch so ein Typ mit tiefschwarzen Haaren. Aber während der eine einen Duft unterschwelliger Bedrohung verströmte, strahlte dieser Junge erschöpfte Verzweiflung aus.
    Sein Haar war so kurz geschnitten, dass die Kopfhaut durchschimmerte. Die Augen waren dunkelgrün, und er hatte einen Spitzbart, der ihm das Aussehen eines mü-
    den Teufels verlieh. Er war fast so blass wie ich und sehr dünn, fast zu dünn. Mit großen Augen starrte er mich an.
    »Was haben Sie denn gegessen?«, fragte er schließlich.
    Ich setzte mich neben ihn auf den Sims. »Fangen wir damit erst gar nicht an. Das ist eine lange Geschichte, und Sie würden mir sowieso nicht glauben.«
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    »Ich muss wirklich sehr müde sein«, sagte er.
    »Netter Versuch. Aber ich bin keine Sinnestäuschung, auch wenn ich das mit diesen alten Tennisschuhen lieber wäre. Sie sehen scheiße aus, wenn ich das so sagen darf.«
    »Na ja«, sagte er einsichtig, »das wäre logisch. Ich fühle mich auch scheiße.«
    »Es geht mich ja nichts an, aber warum wollen Sie springen? Was ist passiert?«
    Er blinzelte und verlagerte sein Gewicht von einem Fuß auf den anderen. Unser Gespräch machte ihn nicht ein bisschen nervös. Wahrscheinlich hatte er geglaubt, springen zu können, bevor ich ihn zu fassen bekam. Und er war so traurig und unglücklich, dass ihn heute Nacht nichts mehr überraschen konnte. »Ich kann keine Kinder mehr sterben sehen. Ich bin bis über beide Ohren verschuldet, weil ich einen Kredit für das Medizinstudium aufnehmen musste.
    Mein Vater hat Krebs. Ich habe seit zwei Monaten keinen Sex mehr gehabt. Mein Vermieter hat mir meine Wohnung gekündigt, weil das Haus verkauft wurde. Und ich habe eine GAS, und Valium wirkt bei mir nicht mehr.«
    »Was ist GAS?«
    »Generalisierte Angststörung.«
    »Das hört sich schlimm an«, gab ich zu, »ich meine, ich weiß zwar nicht, was Generalisierte Angststörung genau bedeutet, aber die Liste ist ziemlich beeindruckend.
    Außer dem Punkt mit dem Sex. Typisch Männer: wollen gleich springen, bloß weil man zwei Monate lang nicht zum Schuss gekommen ist. Ich habe es einmal auf zwei Jahre gebracht.«
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    Er dachte eine Weile darüber nach. Dann schüttelte er den Kopf.
    »Was ist mit Ihnen? Was ist Ihnen passiert?«
    Ich verschränkte die Beine und machte es mir gemütlich.
    »Also gut. Vor einigen Tagen bin ich gestorben und fand heraus, dass ich gar nicht sterben konnte. Meine Stiefmutter hat alle meine guten Schuhe geklaut. Ich kann kein echtes Essen mehr essen. Letzte Nacht habe ich einen richtig netten Typen praktisch vergewaltigt, danach ein paar Vampire getroffen, die sich alle aufführten wie einem schlechten Film entsprungen, schließlich habe ich einen hartnäckigen Verehrer durch ein Steinkreuz geworfen und dann herausgefunden, dass ich eines der schnellsten Geschöpfe auf dem Planeten bin. Und dann sah ich Sie.«
    »Also sind Sie ein Vampir?«
    »Ja. Aber haben Sie bitte keine Angst. Ich bin immer noch nett.«
    »Wenn Sie nicht gerade Männer vergewaltigen.«
    »Genau.« Ich schenkte ihm ein freundliches, gewinnen-des Lächeln. Mit diesem Lächeln hatte ich in der Highschool die Wahl zu Miss Charme für mich entscheiden können.
    Glücklicherweise war das Blut auf seinem Kittel getrocknet und roch nicht zu appetitlich, sonst wäre mein Lächeln sicher von Reißzähnen aufgehübscht worden. »Wie wäre es, wenn wir einen Kaffee tränken und uns darüber unterhiel-ten, warum unser Leben beschissen ist?«
    Er zögerte. Der Wind ließ seinen Kittel flattern, aber seine Haare waren so kurz, dass sie fest am Kopf lagen. Er blickte runter auf die Straße, dann schaute er mich an, dann wieder 113

    zurück auf die Straße. »Wissen Sie, wenn ich einmal eine Entscheidung getroffen habe, ziehe ich sie normalerweise auch durch . . . «
    »Geben Sie es

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