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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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sie der süßen Shorty an den Kopf. Sie duckte sich – nur ein wenig. Der Fahrer sagte kein Wort, sondern hielt mir die Tür auf.
    »Ich heiße Shanara.«
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    »Halt die Klappe.« Ich fingerte in meiner Hosentasche –
    dass Leinen aber auch immer so leicht knitterte! – und warf ihr einen Fünfdollarschein zu. »Geh und kauf dir einen vernünftigen Namen.«
    Sie ließ den Schein von ihrer nicht vorhandenen Brust abprallen, nahm die Arme herunter und trommelte mit ihren langen, roten Fingernägeln auf der Armlehne herum. Sie begann sehr genervt auszusehen, unternahm aber interessanterweise nichts. Hatte Nosehairs Auftrag etwa beinhaltet, meine Freunde zu verletzen, mich aber nicht?
    Ich würde es herausfinden. »Lange, rote Nuttenfingernä-
    gel sind schon ewig out«, informierte ich sie. »Schon vor fünf Jahren waren sie nicht mehr in. Nur weil du tot bist, musst du doch nicht als modischer Schandfleck herumlau-fen.«
    »Untot«, blaffte sie.
    »Tot«, sagte ich unnachgiebig. »Wann hast du das letzte Mal ein schönes Steak gegessen? Oder nur einen Salat? Mal ehrlich, wann hast du das letzte Mal Toast gegessen? Tote essen nicht. Wir essen nicht. Also sind wir tot.«
    »Wir haben mehr Macht, als Sterbliche sich überhaupt . . . «
    »Blablabla. Spar dir das für ein Vorstellungsgespräch auf.
    Also, wann bist du gestorben? Du siehst nicht älter als sechzig aus.«
    Ihre flache Brust hob sich empört. »Meine glorreiche Wandlung vollzog sich 1972.«
    »Das erklärt die Fingernägel und die Schlaghosen.«
    »Die sind jetzt wieder in!«, schrie sie und zeigte auf ihre Hosen, eine GAP-Kopie. »Nee . . . tut mir leid. Ich weiß, 150

    ich weiß, es ist schwer, auf dem Laufenden zu bleiben. Die meisten Menschen kommen da nicht mit.«
    Vom Vordersitz des Wagens her konnte ich einen merkwürdig gedämpften Laut hören, so als würde jemand ein Lachen unterdrücken.
    Sha-Dingsda drehte sich um und schlug blitzschnell mit ihrer Handfläche gegen die Trennwand zwischen uns und dem Fahrer. Das Glas riss, aber brach nicht. »Du sollst nur fahren!«
    »Empfindlich, hä?«, kommentierte ich. »Übrigens, Sha-Dingsda, wenn du noch einmal einen meiner Freunde an-rührst, beiße ich dir alle Finger ab und stopfe sie dir ein-zeln in die Nase.« Ich lächelte freundlich. »Und das gilt ebenfalls für unseren Freund Nosehair. Haben wir uns verstanden?«
    Das war natürlich nur Gerede. Schließlich war ich ei-ne kleine Sekretärin und keine grausame Rächerin. Dazu noch eine arbeitslose Sekretärin. Ich konnte tippen wie eine Göttin, aber ich hatte mich noch nie wirklich geprügelt.
    Aber reden konnte ich. Wenn es sein musste, würde ich bis zum Tag des Jüngsten Gerichts quatschen.
    »Das wirst du büßen«, sagte sie mit steinerner Miene.
    »Schon morgen wird es dir schlecht ergehen.«
    »Du lieber Gott, das will ich hoffen. Ich bin nicht gerne so sauer und gelangweilt.«
    Sie verzog das Gesicht, als hätte ich ihr eine Gabel ins Auge gestoßen. Schnell überlegte ich, was ich gerade gesagt hatte: Gelangweilt? Sauer? Gott?
    »Gott«, sagte ich. Noch ein Zucken. »Jesus Christus. Herr.
    Vater unser, der du bist im Himmel.«
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    »Hör auf, hör auf!« Sie ging fast die Decke hoch, nur um von mir fortzukommen. »Sag das nicht, sag nicht diese Worte!«
    »Hör auf, so geschwollen zu reden, und ich sag’s nicht mehr.«
    »Was? Ich verstehe nicht.«
    »Niemand, der diese Schuhe trägt«, sagte ich mit einem Blick auf die billige Prada-Kopie an ihren Füßen, »könnte das verstehen.«
    »Sind wir endlich da?«
    »Nein.«
    »Sind wir endlich da?«
    »Nein.«
    »Sind wir endlich da?«
    »Nein.«
    »Sind wir endlich da?«
    »Halt endlich den Mund! Ich sollte dich zu ihm bringen, aber noch ein Wort aus deinem blöden Schafsmund ist eine Zumutung. Halt den Mund, halt den Mund, halt den Mund.«
    »Schon gut, schon gut. Du hast eine feuchte Aussprache, Schlampe.« Ich wartete einige Sekunden und sagte dann:
    »Sind wir endlich da?«
    »Das Schicksal ist barmherzig«, sagte sie und knirschte mit den Reißzähnen. »Wir sind da.«
    »Hey, toller Trick. Du zeigst ja Zähne! Warum? Hungrig?«
    Wahrscheinlich war sie es sogar. Sie sah schrecklich aus, zu blass, zu dünn, irgendwie ausgezehrt. Natürlich konnte 152

    es auch daran liegen, dass sie die letzten dreißig Minuten mit mir zusammen in einem engen Raum festgesessen hatte.
    Ant, mein Vater und ich haben einmal eine Rundreise mit dem Auto gemacht, als ich noch ein Teenager war. Es ist

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