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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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bei diesem einen Mal geblieben.
    »Denk nicht mal daran, an mir zu knabbern.«
    »Das hättest du wohl gern«, fuhr sie mich an. Die Limousine hielt sanft, die Tür flog auf, Shanara packte mich am Ellbogen und stieß mich aus dem Wagen. »Komm mit.«
    »Was? Kein Friedhof?« Wir standen vor einem gigantischen Haus am Ufer des Lake Minnetonka. Das Gebäude war drei Stockwerke hoch, dunkelgrün und hatte vier wei-
    ße Säulen. Licht brannte nirgends. Natürlich. »Ich dachte, dein Boss mag Klischees.«
    Keine Antwort. Sie griff wieder nach meinem Ellbogen und zog mich mit. Ich sah, dass sie danach lechzte, mir wehzutun. Ein intelligenter, verständiger Mensch hätte die Gelegenheit genutzt, um sich unauffällig nach einer Flucht-möglichkeit umzusehen.
    »Also, wie ist das, Sha-Dingsda, bist du sein Schoßhund?
    Ich will Betsy, hol mir Betsy, bring’s! Ist das so? Oder bist du so ein Loser, dass du kein eigenes Leben hast und an seinem Rockzipfel hängen musst? He, pass mit dem Anzug auf!« Ich trug einen braunen Leinenanzug von Anne Klein und flache Schuhe von Helene Arpel, allerdings aus dem letzten Jahr. Die Arschlöcher sollten nicht glauben, dass ich mich extra für sie hübsch gemacht hätte.
    Sie zog mich weiter durch das Haus, das zwar im Dunkeln lag, mir aber wie hell erleuchtet erschien. Sie zerrte 153

    mich durch Glastüren, die sich zu einem Ballsaal hin öffneten. Vorsichtig sah ich mich nach der Discokugel um.
    Große Erleichterung: keine zu sehen.
    Es waren ungefähr zwanzig Personen im Raum, alle –
    na klar – in Schwarz gekleidet. Die Frauen trugen Lippenstift in unterschiedlichen Rottönen und die Männer Smokings. Iiihh! Geliehene Smokings. Gibt es etwas Schlimmeres?
    »Ahhhhh, Elizabeth.« Nostro erhob sich von einem (stöhn!) Thron. Ein echter Thron am anderen Ende des Saales. Richtig hässlich, vergoldet, funkelnd und stillos, mit einem großen, goldenen Fächer in Kopfhöhe. Wenigstens trug er keine Krone. »Ich danke dir, dass du sie mir gebracht hast, Shanara.«
    »Wuff, wuff, guter Hund. Das ist eine brave Hündin«, brummte ich.
    Sie zischte mich an, bevor sie antwortete: »Ihr kleinster Wunsch ist mein dringlichster Befehl, mein Meister.«
    Ich schnaubte. Sha-na-na schoss einen vor Gift triefenden Blick auf mich ab. Demonstrativ beachtete ich sie nicht.
    »Warum bin ich hier? Warum hast du deinen Hund nach mir geschickt?«
    »Das letzte Mal bist du früh gegangen«, sagte Nostro freundlich. Als er näher kam, fiel mir wieder sein Aller-weltsäußeres auf. In Büchern ist der Vampir immer ein unsagbar weltgewandter, toll aussehender Typ (oder eine unglaublich hübsch aussehende Frau), aber der alte Nostro sah aus wie ein böser Mönch, der Mäuse quälte, während die anderen Mönche beteten. »Ich freue mich, dass du dich entschieden hast, zurückzukommen.«
    154

    »Du redest Scheiße«, sagte ich. Ich hörte erschrecktes Aufkeuchen um mich herum, aber niemand bewegte sich oder sagte etwas.
    Nostro zwang sich zu einem Lächeln und fuhr fort, als wäre nichts gewesen: »Jetzt können wir die Zeremonie beenden, und du wirst Mitglied meiner Familie.« Mit großer Geste deutete er schwungvoll auf die anderen. »Sie können es gar nicht erwarten, dich in ihrer Mitte zu begrüßen.«
    »Ja, sie sehen wirklich aus, als könnte man mit ihnen Spaß haben. Hör zu, Nostro, ich mag das nicht. Ich bin nicht freiwillig zurückgekommen, und das weißt du auch.
    Deine Bodybuilderhure in gefälschten Markenklamotten hat einen Freund von mir verletzt, damit ich ihr folge. Und ich werde an keiner Zeremonie teilnehmen. Und ich will, dass du mich in Ruhe lässt.«
    Noch mehr erschrecktes Aufkeuchen. Nostro schaute langsam in die Runde, eine Kobra auf der Lauer nach unvorsichtigen Mäusen, aber niemand wagte einen Augenkontakt mit ihm. Alle starrten zu Boden. Nur ich nicht. Natürlich. Zu blöd, um Angst zu haben. Oder zu wütend.
    Nostro wandte sich wieder mir zu und zwang sich erneut zu einem Lächeln. Das erstaunte mich. Zum ersten Mal bemerkte ich, dass seine Pupillen rot gerändert waren. Das machte mir tatsächlich mehr Angst als das große Geisterhaus, der blöde Smoking, der dumme Thron und das falsche höfische Getue. Darüber konnte ich nur lachen.
    Aber was er hinter dem ganzen Pomp nicht verstecken konnte – seine gruseligen Augen –, das flößte mir wirklich Furcht ein.
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    »Ich muss darauf bestehen«, sagte er mit seidiger Stimme. »Ich verlange deine Mitwirkung bei der Zeremonie und

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