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Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Undead 01 - Weiblich, ledig, untot

Titel: Undead 01 - Weiblich, ledig, untot Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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will«, fuhr sie fort.
    »Wenn ich ihn morgen verlassen wollte, dann würde er keinen Widerspruch erheben. Ich habe ihn gemacht, verstehst du?«
    Der Wagen schien plötzlich zu schrumpfen. Ich starrte sie an. Langsam begann ich durchzudrehen. Sie starrte durch die Windschutzscheibe.
    »Du hast aus Sinclair einen Vampir gemacht?« Ich kreischte fast.
    »Ja. Ich war verzweifelt. Nostro lässt uns selten Nahrung aufnehmen. Das ist seine Art, uns zu kontrollieren. So stellt er sicher, dass niemand stärker wird als er.«
    »Arschloch«, kommentierte ich.
    »In der Tat. Eines Nachts fand ich Sinclair auf einem Friedhof. Seine Eltern waren in jener Woche gestorben.
    Ermordet. Er war ganz allein auf der Welt. Er sah mich . . .
    ich war zu hungrig, um mich zu tarnen.«
    Tinas Stimme wurde sanfter, und sie brachte die Worte kaum über die Lippen, als wäre sie immer noch beschämt über das, was vor so langer Zeit geschehen war. »Er öffnete seine Arme und lud mich zu sich ein. Er wurste, ich war eines der Monster, und es war ihm egal. Und . . . und ich nahm ihn. Ich tötete ihn.«
    »Nun ja – das ist es doch, was ihr so macht, oder?«
    Sie schüttelte den Kopf. »Das ist verboten. Es ist uns nur mit Nostros Zustimmung erlaubt, neue Vampire zu machen. Aber ich kam um vor Hunger, und es war mir egal. Er – Nostro – bezeichnet sich selbst als Wissenschaftler.
    Deshalb erschafft er auch die Biester. Aber ich komme vom 172

    Thema ab. Um es kurz zu machen: Ich war unvorsichtig, und Sinclair musste dafür bezahlen. Ich wartete auf ihn, als er auferstand.«
    Das musste ich erst einmal verdauen. Die Geschichte gefiel mir nicht, und zwar aus mehreren Gründen. Ich hatte Mitleid mit Sinclair, konnte mir die Szene bildlich vorstellen: er in einem schwarzen Anzug, blass vor Trauer, allein. Und Tina, die auf ihn zukam, stockdürr, geister-haft weiß und zitternd vor Hunger. Und wie er mit einem Blick verstand und ihr dennoch seine Arme öffnete und sie willkommen hieß. Weil er alles verloren und nichts mehr Bedeutung hatte für ihn, nicht einmal der Tod durch einen Vampir. »Wow . . . das ist . . . das ist ja eine tolle Geschichte.
    Und er brachte dich von Nostro weg.«
    »Sofort nach seiner Wiederkehr war Sinclair stark. Einige – wenige – sind das.«
    »Wie kommt das?«
    »Das weiß niemand. Warum werden manche als große Maler oder große Mathematiker geboren?«
    »Aua! Ich bin in Trigonometrie durchgefallen.«
    »Sinclairs Willensstärke ist . . . unglaublich. Nostro wollte sich nicht mit ihm anlegen. Niemand wollte das. Also ließ er Sinclair gehen.«
    »Warum hat er ihn nicht einfach getötet?«
    »Neben vielem anderen ist Nostro auch verrückt. Das werdet Ihr sicher bemerkt haben«, sagte Tina trocken. »Sein Urteilsvermögen ist nicht das allerbeste. Vielleicht war er neugierig. Vielleicht hatte er Angst.«
    »Vielleicht ist er auch einfach nur ein Idiot. Der Typ sollte sich wirklich mehr James-Bond-Filme anschauen. Sie sind 173

    eine Art Handbuch für böse Jungs. Also ließ er Sinclair ziehen und . . . «
    ». . . Sinclair nahm mich mit, ja. Und so ist es nun seit vielen Jahren.«
    »Wie alt bist du?«
    »Ich wurde geboren«, sagte sie und bog in einer scharfen Linkskurve in einen Waldweg ein (wann hatten wir überhaupt die Stadt verlassen?), »im Monat und im Jahr, als der Sezessionskrieg begann.«
    »Donnerwetter. Meine Mutter interessiert sich sehr für den Bürgerkrieg und würde dir bestimmt gern einige Fragen stellen. Später einmal. Aber bis dahin . . . wie alt ist Nosehair?«
    Sie kicherte, unterdrückte das Geräusch aber sofort, als wäre es selbst auf einige Meilen Distanz zu seiner Basis gefährlich, über ihn zu lachen. »Das weiß keiner. Seiner Stärke nach zu urteilen vierhundert Jahre, würde ich schätzen. Vielleicht älter.«
    »Unglaublich.« Ich schüttelte den Kopf. »Er ist ein erst-klassiger Bösewicht, aber wenn ich ihn ansehe, muss ich immer lachen.«
    »Das war bereits ein Problem«, sagte Tina trocken.
    »Ach, komm schon. Sag mir nicht, du hast Angst vor ihm!«
    »Ich habe ihn bei der Arbeit gesehen. Ich schaute zu, wie er eine komplette Gruppe mit Erstklässlern abschlachtete, während ich zu hungrig und zu schwach war, um einzu-schreiten. Ich sah, wie er ihre Knochen brach und das Mark heraussaugte. Ich sah . . . «
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    »Okay, okay. Himmel! Genug davon.« Ich unterdrückte den Drang, mich auf das feine Lederpolster zu übergeben.
    »Du sagtest, seiner Stärke nach zu urteilen, muss

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