Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
Treppe hinunter und hörte sie hinter mir herschlurfen. Niemand sagte ein Wort. Und das war mir gerade recht, denn ich hatte noch längst nicht zu 127
Ende geschimpft. »Und dann noch etwas: Habt ihr schon einmal etwas von Anklopfen gehört? Wie lange habt ihr überhaupt in meinem Flur herumgelungert?«
Am Fuße der Treppe warteten Marc und Jessica auf mich.
Marc grinste dreckig, und Jessica guckte böse. Wenigstens ging es den beiden gut.
»Probleme?«
»Ihr werdet mir nicht glauben!«, ereiferte ich mich weiter.
»Ich öffne die Tür, und da spritzt mich dieser große Idiot ganz in Schwarz mit Weihwasser voll!«
»Das überrascht uns nicht. Marc hat es ihm erlaubt«, sagte Jessica.
»Was hast du?«
»Wir waren uns nicht sicher«, sagte der große Idiot in Schwarz und sah verwirrt und ängstlich und schuldbewusst aus – alles gleichzeitig. »Wir waren uns nicht sicher . . .
wir dachten, du wärst ein Vampir.«
Ich war ein Wesen aus dem Schattenreich der Untoten, ohne Herz und ohne Gefühle. Wen interessierte es schon, dass er aussah wie der Großvater von jemandem, den ich kannte? Okay, er sah aus wie mein Großvater! »Ich bin ein Vampir, Blödmann! Ich sollte dir alle deine Zähne ziehen und damit Kniffel spielen.«
»Aber . . . aber das ist unmöglich!«, rief einer der depper-ten Teenager. Ich warf ihm einen bösen Blick zu . . . und erkannte ihn.
Sie traten alle einen Schritt zurück, als ich auf sie zusteu-erte. »Ich kenne euch doch! Ihr seid die Blöd Warriors!«
»Blade Warriors«, korrigierte einer von ihnen, der Surfertyp von letzter Nacht, aber nur sehr leise.
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»Ihr schießt mein Auto zusammen und kommt dann hierher?« Ich wirbelte zu Marc und Jessica herum. »Sie haben euch doch nichts getan?«
»Niemals«, sagte der große Idiot in Schwarz und hatte die Stirn, beleidigt zu klingen. »Wir töten nur die Toten.«
Endlich bemerkte ich, dass der schwarze Anzug eine Soutane war, und unterdrückte den dringenden Wunsch, ihm den Kopf von den Schultern zu reißen und damit Fußball zu spielen. Einen Priester Blödmann zu nennen –
würde ich dafür in die Hölle kommen? Selbst wenn er einer wäre? Darüber würde ich mir später Gedanken machen.
»Euch Typen . . . « Ich holte Luft, beachtete nicht den Schwindel, der folgte, und zwang mich, ruhig zu bleiben.
». . . euch Typen haben wir gesucht.«
»Das glaube ich«, sagte die Frau. Sie war sehr hübsch und groß – meine Größe –, sah aber bösartig aus, wie eine große, böse Lucy Liu mit einem schlechten Haarschnitt.
»Das glaube ich gerne.«
»Habt ihr etwa gedacht, es fällt uns nicht auf, wenn ihr herumlauft und Vampire abschlachtet?«, log ich, denn selbstverständlich hatte ich davon nichts bemerkt. »Kaum!
Und jetzt bekommt ihr richtig Ärger.«
Oho, ich konnte es kaum erwarten, dass Sinclair heraus-fand, dass ich die Truppe gefasst hatte! Ganz alleine!
»Ich denke nicht, dass . . . «, startete der Priester einen erneuten Versuch, doch ich war immer noch zu verärgert, um ihn ausreden zu lassen.
»Was ist denn bloß mit euch los? Was habe ich euch getan?«
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»Nun«, sagte der große Idiot in Schwarz, »äh . . . eigentlich nichts.«
»Sie ist kein Vampir«, insistierte der Surfertyp.
»Sie ist einer!«, insistierte der kleinere Freak mit schwarzen Igelhaaren und blonden Spitzen.
»Ist sie nicht!«
»Ist sie doch!«
»Nein!«
»Doch!«
Der Lucy-Liu-Verschnitt ging zu dem großen Tisch in der Eingangshalle, zog ein Messer, so lang wie mein Unterarm, aus einem beeindruckenden Haufen von Waffen und reichte es Marc, mit dem Griff nach vorne, der sehr überrascht war. »Bitte«, sagte sie freundlich, »würdest du das bitte in mein Ohr stoßen, bis ich nichts mehr hören kann?«
Ich konnte nichts dafür. Ich musste lachen. Und wie immer gelang es mir nicht, böse zu sein, wenn ich kichern musste. Lächerlich, ich weiß, aber so ist es nun mal.
»Ich sage immer noch, sie ist kein Vampir.« Der Surfertyp bestand eine halbe Stunde später immer noch darauf. An seiner Lippe klebte Sahne, aber das würde ich ihm nicht sagen.
»Du musst es mir einfach glauben«, sagte ich. Wir sa-
ßen im Tea Room – einem der Tea Rooms –, und Jessica bewirtete die Leute, die versucht hatten, mich umzubringen. Nun, ich denke, das ist doch zivilisierter, als sie zu beißen oder ihnen die Arme auszureißen. »Ich bin wirklich einer, und wir sollten besser einen Weg finden, miteinander auszukommen.«
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»Du kannst uns
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