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Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut

Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut

Titel: Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Königin der Toten hatte man jede Menge Privilegien. Ob man wollte oder nicht. Ich zwang mich zu einem Lächeln, als sie fortfuhr: »Nun ja, meine Mutter hat hier früher gearbeitet. Wir haben in Jessicas Zimmer geschlafen, wenn Mami mit der Arbeit fertig war. Einmal ist ein böser Mann gekommen. Ich habe ihn kommen hören.
    Ich bin aufgewacht und aus dem Zimmer gerannt, und da 194

    habe ich gesehen, wie er Mami wehgetan hat. Ich habe ihn getreten, und er hat mich wirklich feste geschubst. Und ab da konnte mich keiner mehr sehen.«
    Wahrscheinlich war sie auf den Kopf gestürzt und gestorben, dachte ich. Und der Scheißkerl, der sie so achtlos gestoßen hatte wie eine lästige Fliege, hatte sie dann im Vorgarten verbuddelt. Wie schade, dass ihn niemand gesehen und die Polizei gerufen hatte.
    Aber irgendetwas störte mich an der Geschichte. Ich wusste nur nicht, was. Verdammt! Warum war ich nur schön und nicht auch intelligent? Normalerweise machte mir das nichts aus, aber in Nächten wie diesen . . .
    »Oh«, sagte ich schließlich, weil es auch nicht viel anderes zu sagen gab. »Danke. Das wollte ich wissen.«
    »Ich wünschte, meine Mami würde kommen. Ich vermisse sie so schrecklich.«
    Seit mehr als fünfzig Jahren vermisste sie ihre Mami!
    Armes Kind! Das war es, was sie in diesem Haus festhielt.
    Wie merkwürdig. In Büchern kann der Geist keine Ruhe finden, bis ein Killer der Gerechtigkeit zugeführt wurde.
    Aber dieser Geist wartete einfach auf seine Mami.
    Mir kamen die Tränen.
    »Willst du mein neues Kleid sehen?«, fragte ich, um endlich das Thema zu wechseln. »Ich habe es im Ausverkauf erstanden. Sechzig Prozent Ermäßigung!«
    »Klar.«
    Während ich für Marie eine Modenschau improvisier-te, dachte ich scharf nach. Ich würde ihre Mami sein! Ich konnte keine eigenen Kinder haben. Ich machte kein Pipi mehr, und noch weniger hatte ich einen Eisprung. Aber ich 195

    konnte auf Marie aufpassen, und wenn sie sich an mich ge-wöhnt hätte, würde sie ihre Mami nicht mehr so schrecklich vermissen.
    Das war der aufmunterndste Gedanke seit Langem. Die Nachricht, dass ich niemals Kinder haben würde, hatte mich sehr getroffen. Nicht immer, nicht jeden Tag, aber doch ab und zu und oft völlig überraschend musste ich daran denken, und es machte mich traurig.
    Es war ja nicht so, dass ich von jemand Bestimmtem Babys haben wollte. Auch nicht von jemandem ganz allgemein und ganz bestimmt nicht von Sinclair. Außerdem würde der mich mit seinem toten Sperma wohl kaum schwängern können. Trotzdem – es wäre nett, wenigstens die Wahl zu haben.
    Aber jetzt hatte ich die Wahl. Ich würde . . . ich würde . . .
    Geister adoptieren!
    Gut, ich sehe ein, dass der Plan, wie viele andere Pläne auch, noch nicht ganz ausgereift war. Aber ich hatte Zeit.
    Viel Zeit.
    In der folgenden Nacht fuhren Jessica und ich vor dem Haus meines Vaters vor. Ordentlich eingereiht in die schicke Vorstadt Edina, war es für zwei Personen viel zu groß und viel zu teuer für den Wohnungsmarkt. Genau deshalb war es perfekt für meine Stiefmutter, Antonia Taylor, genannt Ant.
    »Ich wette, die haben keine Termiten«, murmelte ich und starrte auf das Haus.
    »Was?«
    »Nichts.«
    196

    Wir stiegen aus dem Auto und steuerten auf die Eingangstür zu. Bevor Jessica klopfen konnte, legte ich meinen Arm um ihre Schulter und sagte: »Ich entschuldige mich im Voraus für alles, was meine Stiefmutter sagen wird, und für alles, was mein Vater nicht sagen wird.«
    »Ist schon in Ordnung.«
    »Vielen Dank, dass du mit mir kommst.«
    »Kein Problem, mach ich doch gern«, log sie. Wir wussten beide, dass es ein schrecklicher Abend werden würde.
    Heute stieg das traditionelle Taylor-Barbecue zur Feier des vierten Juli. Weil mein Vater beruflich sehr eingespannt war – er war im Vorstand einer Firma, die Schwämme herstellte –, fand das Barbecue allerdings am achtzehnten Juli statt.
    Ant nutzte diese Party immer, um anzugeben. Also wurde jede Menge unterschiedlicher Leute eingeladen: Reiche, Arme, Arbeitskollegen, Familienmitglieder, Freunde, Politiker. Jessica bekam eine eigene Einladung, weil sie reich war, was über die Tatsache triumphierte, dass sie schwarz war.
    »Wirklich«, sagte ich noch einmal und klopfte, »es tut mir sehr leid.«
    »Entspann dich. Glaubst du, sie bietet mir wieder Grill-huhn und Wassermelonen an?«
    Ich stöhnte, setzte aber schnell ein Lächeln auf, als meine Stiefmutter die Tür öffnete.
    Als sie mich sah, erbleichte

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