Undead 02 - Suss wie Blut und teuflisch gut
vorwärtszog. »Eine herrliche Party.«
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»Danke, Mrs. Taylor.«
He! Meine Mutter hatte, aus Dickköpfigkeit und Bos-haftigkeit, ihren Familiennamen behalten, nachdem mein Vater sie hatte sitzenlassen.
»Dr. Taylor«, korrigierte meine Mutter sie süßlich.
»Jessica«, sagte Ant, »wie geht es dir?«
»Gut, Mrs. Taylor.«
»Ich habe gehört, dass du dein Apartment in der Innenstadt verkauft hast – Freunde von mir hätten es beinahe gekauft. Wo wohnst du jetzt?«
»In einem Haus in der Summit Avenue«, sagte sie unverblümt, weil sie wusste, dass dies meine Stiefmutter verrückt vor Neid machte. Seit Jahren versuchte Ant, ein Haus in der Summit Avenue zu ergattern. Aber ob-schon mein Vater wohlhabend war – ein Haus in dieser Preisklasse war für sie unerreichbar. Meine Mutter unterdrückte ein Lächeln, als Jessica fortfuhr: »Es ist natürlich viel zu groß für uns, aber wir kommen zurecht.«
»Äh . . . Betsy wohnt auch dort?«
»Sicher. Wir wohnen zusammen. Und dann gibt es noch Marc, unseren schwulen Freund . . . « Ant war eine überzeugte Schwulenhasserin. ». . . und außerdem brauchten wir den Platz für die ganzen Vampire, die uns besuchen.«
Und eine überzeugte Vampirhasserin.
Meine Mutter prustete in ihren Drink. Wie immer auf Society-Partys hörte niemand wirklich auf das, was Jessica sagte, sodass sie meine Tarnung nicht auffliegen ließ.
Außerdem klang das alles zu verrückt – selbst für meine Ohren.
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Ich hob mein Glas mit Roastbeef hoch und roch daran.
Es roch nicht schlecht. Eigentlich roch es sogar recht gut.
Und das Glas war angenehm warm.
»Teilst du ihnen die Neuigkeit mit?«, fragte mein Vater, in dessen Gesicht immer noch der Schock über Jessicas Bekanntmachung stand.
»Neuigkeit?«, fragte meine Mutter höflich.
»O ja.« Zum ersten Mal an diesem Abend sah meine Stiefmutter mich direkt an. Die Kraft ihrer blauen Augen (Kontaktlinsen), der blonden Haare (gefärbt) und der roten Lippen (Botox) ließ mich mein Glas Roastbeef eilig in einem Zug herunterstürzen. Schade, dass nicht auch ein bisschen Gin drin war. »Darren und ich haben euch Aufregendes mitzuteilen. Wir gründen eine Familie.«
»Gründen . . . ?«, fragte meine Mutter verwirrt.
Jessicas Augen weiteten sich. »Sie meinen, Sie sind . . . «
». . . schwanger«, sagte Ant, und in ihrer Stimme schwan-gen Triumph und Hass mit. »Ich bin für Januar ausgerechnet.«
Ich lehnte mich vor und erbrach den gesamten Beefshake in den Schoß meiner Mutter.
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»Wie konnte sie nur?«, stöhnte ich. »Wie konnte sie das tun?«
»Weil sie eifersüchtig auf dich ist«, sagte Jessica gerade-heraus. »Das war sie von dem Tag an, an dem sie in das Haus deines Vaters gezogen ist. Im April hatte sie wahrscheinlich gedacht, sie wäre dich endlich los. Aber du warst zu blöd, um tot zu bleiben. Also denkt sie sich: ›Dann habe ich eben mein eigenes Kind und bekomme meinen Teil an Aufmerksamkeit und Betsys noch dazu.‹«
Jawohl, das klang nach Ant. Exakt.
»Ich gebe zu«, sagte meine Mutter, »dass es mich doch überrascht hat. Ich hätte nicht erwartet, dass Antonia so weit ginge.« Plötzlich lachte sie. »Dein armer Vater!«
»Er verdient es«, sagte ich. Ich kauerte auf dem Beifahrersitz und betete den Tod herbei. Den Sicherheitsgurt hatte ich abgelehnt. Gerade jetzt war mir ein kleiner Trip durch die Windschutzscheibe sehr willkommen. »Er hat sie sich ausgesucht. Er hat sie geheiratet.«
»Und seitdem bezahlt er dafür, Elizabeth«, sagte meine Mutter in einem Ton, der keinen Widerspruch duldete. »Es ist an der Zeit, dass du erwachsen wirst und loslässt. Wenn ich nicht mehr wütend bin, warum bist du es dann?«
»Sei still.«
»Pardon, junge Dame?«
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»Wir haben uns auf der Party gezeigt. So, und jetzt sind wir da.«
Meine Mutter schnappte nach Luft, als wir in die Auffahrt einbogen. Ich konnte es ihr nicht verübeln. Ich erwartete immer noch beinahe, aus dem Haus wieder hin-ausgeworfen zu werden, wenn ich mich in die Haupthalle wagte.
»O Jessica, wie wunderbar! Ich nehme an, es ist viel zu teuer.«
»Nun ja«, sagte sie bescheiden.
»Meine Güte! Was für ein Palast!«
Ich sah mit saurer Miene, wie Jessica das Lob genoss. Ich sagte nichts, auch wenn ich es gerne getan hätte. Jessicas Eltern waren gestorben, als sie noch klein war. Meine Mutter war das Mütterlichste, was Jessica je gekannt hatte, und sie vergötterte sie.
»Komm hoch mit mir, ich habe ein Paar Jogginghosen, die
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