Undead 03 - Happy Hour in der Unterwelt
dass ich irgendetwas übersehen haben könn-te.« Ich grübelte. »Was zum Teufel ist es nur?« Monique? Tot.
Schwester? Freundin. Scratch? Immer noch in den Miesen.
Aber das brachte mich auf den Gedanken. Letzten Sommer hatte Monique eine Horde pickeliger Vampirkiller angeheuert.
Nachdem sie es aufgegeben hatten, mir den Kopf abschlagen zu wollen, hatte ich sie ganz vergessen. »Was gibt’s Neues von den Blade Warriors?«
»Jon ist immer noch auf der Farm seiner Eltern. Der wilde Bill ist auf einer Science-Fiction-Messe. Ich habe keine Ahnung, was die anderen machen. Ehrlich«, gab sie zu, »als sie uns nicht mehr pfählen wollten, habe ich sofort das Interesse an ihren Aktivitäten verloren.«
Das konnte ich nachvollziehen. »Außer Ani«, sagte ich ver-schmitzt.
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Tina lächelte. »Wir gehen jetzt getrennte Wege, aber sie war ein reizendes Mädchen.«
»Aha. Reizend. Wir reden doch über die Frau, die mehr Messer als T-Shirts besitzt, richtig? Du musst nicht antworten.
Okay, das ist es also nicht. Was ist es dann?«
»Ihr hattet vor, neue Schuhe für die Hochzeit von Andrea und Daniel zu kaufen«, merkte sie an. »Vielleicht habt Ihr das in dem ganzen Trubel . . . «
»Andreas und Daniels Hochzeit!« Ich schrie fast. Dann legte ich meine Stirn auf die kühle Marmorküchenplatte. »Oh, heilige Scheiße!«
»Darf ich Euch so verstehen, dass es das ist, was Ihr vergessen habt?«
»Wann findet sie statt?«, fragte ich dumpf.
»Halloween. Morgen in einer Woche.«
»Na toll.« Jessica sollte mir eigentlich beim Shoppen helfen. Vielleicht sollte ich das Babyfon anstellen und sie daran erinnern. Nein, sie wusste es sicherlich. Im Gegensatz zu mir hatte sie ein ausgezeichnetes Gedächtnis. Sie wür-de ihr Versprechen nicht halten. Das konnte ich ihr kaum übel nehmen, aber diese Schulter war nicht kalt, sie war eisig.
»Aha!«
»Ich wage nicht nachzufragen.«
»Ich bitte einfach meine Schwester, mit mir shoppen zu gehen! Du weiß schon wer, einer der wenigen Menschen auf diesem Planeten, der mich nicht für Abschaum hält.«
»Majestät . . . «
»Mach dir nicht die Mühe, Tina. Und hör nicht auf mich.
Ich bade knietief in Selbstmitleid.«
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Sie lächelte mitfühlend. »Ich bin sicher, Ihr werdet eine Lösung finden. Wer könnte Euch lange widerstehen, meine Königin?«
»Danke. Das ist ein wenig unheimlich, aber danke. Ich . . . «
Plötzlich, so schnell, dass ich es kaum kommen sah, fuhr Tinas Hand zum Messerblock, zog ein furchterregend langes Messer heraus und warf es mit einer geschmeidigen Bewegung aus dem Handgelenk heraus in meine Richtung. Ich quiekte auf und wollte mich bücken (oder den Versuch machen, mich zu bücken), als mir aufging, dass sie nicht auf mich gezielt hatte.
George, das Biest, stand im Türrahmen und blinzelte uns zu. In seiner Brust steckte das Messer.
»Verdammt«, fluchte sie und sprang auf die Füße. »Majestät, geht zurück. Ich werde . . . «
»Du wirst aufhören, scharfe Gegenstände auf sein Herz zu werfen, das ist alles, was du tun wirst.« Ich sprang auf und ging zu George, der nicht besonders beunruhigt wirkte. »Er ist ungefährlich, Tina. Er will uns nichts tun. Jesses, Gott sei Dank ist das kein Holzpflock.«
»Ich habe ihn nicht einmal kommen hören, verdammt.«
So mitgenommen war Tina nicht einmal gewesen, als Sinclair ihr befahl, mir nichts von meiner Schwester zu erzählen.
»Ich wollte Zeit gewinnen, damit Ihr flüchten könnt. Einen Moment später hätte ich etwas Passenderes gefunden.«
»Das ist beruhigend.« Das war es nicht, aber was hätte ich anderes sagen sollen? »Gute Arbeit. Aber jetzt hör auf, mit Messern nach ihm zu werfen.«
Tinas dunkle Augen fielen ihr praktisch aus dem Kopf.
»Meine Königin, was macht er in unserer Küche?«
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»Er muss aus dem Keller entkommen sein. George ist der Houdini unter den wilden Vampiren. Ich werde ihm eine Zwangsjacke oder Ähnliches besorgen müssen. Und eine Kuh-glocke.« Ich tätschelte ihn sanft. Dann umfasste ich den Mes-sergriff, biss die Zähne zusammen und zog. Für eine halbe Sekunde steckte es an seinem Brustbein fest, dann war es frei.
Igitt!
George, das Biest, brummte ein wenig, hielt aber still. Er blutete nicht.
»Mein Gott.« Tina staunte. »Er hat es kaum bemerkt.«
»Ja, er eignet sich gut als Zielscheibe. Armer George, tut es weh? Natürlich nicht. Wenn es wehtäte, würdest du wahrscheinlich schreien wie ein Schulmädchen. Hör mir gut zu, du sollst im Keller
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