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Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Titel: Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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wollte gar nicht aufhören zu wachsen.

1
    Cannon Falls, Minnesota
    Einw.: 6661
    7:29 abends, Central Standard Time
    Dienstag, während des Law-&-Order -Marathons auf TNT
    Sie kam aus dem Wald geschossen wie ein Pfeil – ein Pfeil von einem Meter neunzig Länge mit riesigen durchsichtigen Libellenflügeln und sprödem Haar. Sie schwebte nicht, und sie flatterte auch nicht.
    Das tat keine ihrer Art.
    Ihre Bewegungen waren so präzise wie die eines Uhrwerks. Ihre Zehen verharrten stets exakt dreiunddreißig Millimeter über dem Rasen und, als sie sich dem Haus näherte, über der kiesbestreuten Auffahrt. Sie war mit Klemmbrett und Stift bewaffnet. Ihre Augen hatten die Farbe von Eis. Die Farbe ihres Haares erinnerte an die Rinde eines Baums, und es hing in reichen Flechten über ihren Rücken hinab.
    Während sie die Auffahrt hinaufeilte, beäugte sie argwöhnischden Wagen, einen roten Ford Escape, der ihr viel näher war, als sie zunächst angenommen hatte. Eigentlich rollte er bereits auf sie zu. Kies knirschte unter seinen breiten Rädern.
    Niemand saß am Steuer, was sie zwar nicht sonderlich überraschte, aber dennoch beunruhigte. Natürlich hatte auch sie die Gerüchte vernommen – unter anderem deswegen war sie ja hier – , aber sicherlich konnten doch nicht alle Gerüchte …
    »Hübsche Flügel. Du siehst aus, als wärst du von einer Kinder-Eisrevue ausgebüchst.« Der kleine Geländewagen kam ungefähr fünfzehn Zentimeter vor ihren Zehen zum Stehen. »Das hier ist Privatbesitz, du große, dumme Libelle, warum also machst du nicht schleunigst die Fliege?«
    Sie war schon eingeschüchtert genug, denn Feen fürchten sich vor Maschinen. Dass dieses Gefährt obendrein das Wort an sie richtete, war noch schrecklicher. »Ich … ich bin in einer dienstlichen Angelegenheit hier.«
    Aus dem Autoradio war ein statisches Glucksen zu vernehmen. »Etwa in einer dienstliche Libellenangelegenheit?«
    Sie hatte keine Ahnung, ob die Maschine scherzte oder nicht. Die leicht raue Stimme gehörte einer Frau. Sie war nun so nervös, dass ihre Füße sich auf den Kies herabsenkten. Auf Zehenspitzen schlich sie um den Geländewagen herum, wagte jedoch nicht, dem Gefährt den Rücken zuzukehren und weiter die Auffahrt hochzugehen. »Eine dienstliche Feenangelegenheit. Ich bin eine Zählerin.«
    »Gas oder Wasser?«
    Verblüfft sann sie einen Augenblick über dieses Rätsel nach, dann antwortete sie: »Im Haushalt. Ich zähle Dinge.«
    »Warum?«
    Sie blinzelte verwirrt und drückte das Klemmbrett an die Brust. »Weil … weil das unsere Veranlagung ist. Wir zählen gern.«
    »Wobei mit ›wir‹ verklemmte Buchhalterinnen mit Flügeln gemeint sind?«
    »Feen.«
    »So, so.« Die Maschine summte nachdenklich. Kurz leuchteten die Scheinwerfer auf, dann erloschen sie wieder. Es wirkte fast so, als ob das Auto angestrengt nachdachte. »Daran ist bestimmt wieder diese Göre schuld – wer sonst wohl.«
    Vorsichtig umrundete sie die Motorhaube und entfernte sich rückwärts gehend von dem Wagen. Sie war jetzt viel zu verängstigt, um zu fliegen. »Ja, Ihr habt sicher recht. Jedenfalls muss ich jetzt zählen.«
    »Hab nichts dagegen«, rief ihr das Auto nach, während sie in äußerst würdeloser Haltung die Stufen zum Haus erklomm. »War in letzter Zeit verdammt langweilig hier! Hey! Komm zurück. Meinst du etwa, du könntest dich einfach so dünnmachen? Wir unterhalten uns gerade, oder etwa nicht? Hallooooo?«

2
    Sie gratulierte sich dazu, während des erschreckenden Intermezzos mit dem Wagen Haltung bewahrt zu haben. Sie
    ( war nicht fortgelaufen, nein wirklich, sie war nicht geflüchtet )
    war eingeschüchtert gewesen, hatte sich jedoch nicht schlecht gehalten, fand sie.
    Sie nahm ihre breiten Schultern zurück und klopfte mit Nachdruck an die Tür. Der König hätte sie gewiss nicht auf diese Mission gesandt, wenn er nicht glaubte, dass sie sie erfüllen konnte! Alle Feen zählten, doch viele konnten es nicht, sobald sie unter Stress gerieten. Sie aber hatte sich tapfer geschlagen. Ja, ja! Und jetzt war doch bestimmt das Schlimmste überst…
    Ein Vampir öffnete die Tür. Immer noch von der Begegnung mit dem Geländewagen aus der Fassung gebracht, ließ sie das Klemmbrett fallen. Der Vampir jedoch fischte das Brett mit der unheimlichen Schnelligkeit, die seinesgleichen eigen war, aus der Luft, bevor es auf die Fliesen fiel, und gab es ihr zurück, bevor sie überhaupt gemerkt hatte, dass sie es fallen gelassen hatte.
    »Guten

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