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Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Titel: Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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wehrhafte Fee) hatte seit Jahrzehnten eines dieser Wesen zu Gesicht bekommen. Die Dryade war schlank wie eine Weide, ihr hüftlanges, dunkles Haar bewegte sich sogar dann, wenn kein Wind wehte. Ihre Arme und Beine waren dünn wie Stöcke, ihre Augen so dunkel wie ihr Haar. Und sie trug ein enges, knielanges Kleid, das ein paar Töne dunkler war als ihre gebräunte Haut.
    In den Armen hielt sie ein Kind, ein Kind, das ihr dunkles, wehendes Haar und ihre dunklen Augen besaß, jedoch hellhäutig war. Ein molliges Baby, das nichts als eine Windel trug und fest schlief, das rosafarbene Mündchen leicht geöffnet. Er oder sie roch stark nach Milch.
    Das Baby hatte Flügel.
    Also war es wahr! Sie musste sich bremsen, um die aufregende Neuigkeit nicht sogleich auf ihrem Klemmbrett festzuhalten. Ein Dryaden/Feen-Mischling! Das war einfach überwältigend. Sogleich kamen ihr eine Menge Fragen in den Sinn, denn wer hätte gedacht, dass sich eine Dryade nicht nur erfolgreich unter ihresgleichen paaren konnte! Würde dieses Kind nun wahrhaft beide Welten vereinen, oder würde es eher seiner Mutter nachschlagen? Und …
    »Ich grüße«, sagte die Dryade.
    »Ja, hallo. Was für ein reizendes Baby! Ich gratuliere Euch und überbringe Euch die besten Wünsche meines Königs. Darf ich jetzt vielleicht … «
    »Ich grüße, grüße, grüße.«
    »Ja. Äh … ich erwidere Euren Gruß.«
    Die Mundwinkel der Dryade hoben sich ein wenig. Sie vermochte nicht zu erkennen, ob das Wesen wirklich lächelte oder ob es lediglich menschliches Verhalten nachahmte. »Ich grüße«, sagte es wieder und drückte das Baby leicht. Das Kleine quiekte leise, dann schlief es weiter.
    »Ich grüße auch Euer Baby.« Zaghaft lächelte sie die Dryade an. »Ich freue mich sehr, Euch und Euer Kind kennenzulernen«, sagte sie, langsam, um verstanden zu werden. »Mein Name ist … «
    »Lent.«
    »Nein. Lent ist der Name eines meiner Verwandten und der Name Eures … Gefährten? Ehegatten?«
    »Du. Lent.«
    Es war schon erstaunlich, dass ein Wesen, das hauptsächlich Baum war, überhaupt sprechen konnte. Nichts, was sie je über Dryaden gelesen hatte, hatte darauf hingedeutet, dass diese der Sprache mächtig waren. Vielleicht hatte Lent sie darin unterwiesen.
    »Ja«, erwiderte sie daher und dachte dabei, wie seltsam es doch war, dass Dryaden, obschon sie äußerst einsilbig sprachen, sich dennoch unzweifelhaft verständlich machen konnten. »Lent und ich gehören derselben Art an. Tatsächlich hat mich unser König geschickt, um … «
    »Ich gehe«, verkündete die Dryade unbeeindruckt, drehte sich um und ging durch den Flur davon. Sie hielt ihr Baby an die Schulter gedrückt und tätschelte ihm den Rücken.
    Sie unterdrückte den Drang, mit dem Fuß aufzustampfen.

5
    Eben hatte sie beschlossen, sich einen oder zwei Schritte ins Haus vorzuwagen, als ein Schrei des Entsetzens ertönte, der ihre Trommelfelle fast zum Platzen brachte.
    »Um Himmels willen! Ihr kostet mich ein Vermögen! Wer lässt denn die verdammte Tür offen stehen? Im April! Meint ihr etwa, ich will das gesamte Goodhue County heizen?«
    Sie hörte, wie jemand durch den Korridor stapfte, und wich ein paar Schritte zurück. Dann erschien eine (für ihresgleichen) große Menschenfrau in der Tür, die sie aus lehmfarbenen Augen anstarrte.
    »Äh, hallo«, setzte sie an, mehr als verwirrt durch die vielen Ereignisse der letzten zehn Minuten. »Ich … «
    »Hören Sie, ich will ja nicht unhöflich sein«, fiel ihr die Frau ins Wort, »aber wir brauchen nichts. Normalerweise höre ich den Hausierern gerne ein Weilchen zu, bevor ich ›nein‹ sage, aber ich will Ihnen nicht den Tag stehlen.«
    »Ich … «
    »Ist nicht persönlich gemeint, aber meine Freundin hat vor Kurzem ein Baby bekommen, wir schlafen schlecht, in ein paar Nächten ist Vollmond, ich habe keine sauberen T-Shirts mehr und im Übrigen … « Der blasse Teint der Rothaarigen gewann einen deutlichen Stich ins Grünliche, dann krümmte sie sich und erbrach sich geräuschvoll in die Fliederbüsche.
    Wie peinlich. Manche Menschen zogen sich von den anderen zurück, wenn sie von Krankheiten heimgesucht wurden, andere hingegen verlangte es nach Gesellschaft. Sie wusste nicht, welchem Typ dieses Menschenwesen angehörte. »Soll ich jemanden holen?«, fragte sie die Frau, die inzwischen nur noch trocken würgte und dabei stöhnte.
    »Neiiiin.« Die Rothaarige richtete sich wieder auf und wischte sich mit dem Handrücken den Mund ab.

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