Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
altmodischen, hässlichen Bücherpult und verhöhnte mich. Wenn meine Stiefmutter ein Buch wäre, dann wäre sie dieses Buch. Dieses Buch konnte alle meine Fragen beantworten. Keine Sorgen mehr und keine Ängste …
Yep. Das mit dem Lesen ging in Ordnung – falls es mir nichts ausmachte, verrückt zu werden. Ich bin zwar nicht wählerisch, und für manche ist Unzurechnungsfähigkeit das, was für andere ein Abend mit zu vielen Daiquiris ist … aber das letzte Mal, als ich zügellos dem Lesen im Buch der Toten gefrönt hatte, hatte ich meine beste Freundin erschreckt (und gebissen) und meinen Mann vergewaltigt. (Ich wusste nicht, was schlimmer war: dass ich ihn missbraucht hatte oder dass ihm gar nicht aufgefallen war, wie dämonisch ich seit dem Wochenende geworden war.)
Habe ich schon erwähnt, dass das grässliche Ding feuerfest war? Und wasserdicht? Jedes Mal, wenn ich versuchte, es wegzuwerfen oder zu vernichten, kehrte es wieder. Es kam mir vor wie eine Mitgliedschaft in einem dieser DVD -Clubs, in denen man immer wieder zehn DVD s für zwei Dollar neunundneunzig kaufen muss. Nur war es in meinem Fall das Böse, das mich belästigte, und nicht die wöchentliche Mailing-Liste.
Dennoch – das Buch zog mich ungeheuer an. Obwohl ich wusste, dass es gefährlich war – oder vielleicht weil ich wusste, dass es gefährlich war? Denn wenn ich richtig darüber nachdachte, würde ich …
»Was für hässliche Runzeln auf der Stirn! Da du dich nicht auf deinen Grips verlassen kannst, Liebes, solltest du versuchen, so lange wie möglich schön zu bleiben.«
Mein Herz tat einen heftigen Schlag, und ich wäre fast hingefallen. Ich kannte diese hinterhältig-süße Stimme nur zu gut. Erst das Buch …
Und nun der Teufel.
14
Ich fuhr herum. »Du?«
»Ich«, sagte Satan. Gegen jegliche Selbstachtung, die ich in mehr als dreißig Jahren erworben hatte, schaute ich sofort auf ihre Füße. Und stöhnte.
»Ah«, lächelte Gottes Verlorenes Kind affektiert und klimperte mit den langen Wimpern. »Sie sind dir also aufgefallen … «
Natürlich waren sie mir aufgefallen. Sie hätte Mukluk-Stiefel darüberziehen können und sie wären mir aufgefallen. Sie hätte sich als Michelin-Männchen verkleiden können und sie wären mir aufgefallen.
Der Teufel trug Stilettos von Stuart Weitzman, die mit 1420 in Platin gefassten Kwiat-Diamanten (im Wert von über dreißig Karat!) besetzt waren. Solche Traumschuhe hatte Anika Noni Rose zur Oscar-Verleihung 2007 getragen. Um sie zu erwerben, musste man lediglich eine halbe Million Dollar hinblättern.
»Erzähl! Wie geht es meiner Lieblings-Untoten, die die Dreißig bereits überschritten hat?«
Ich war zu überwältigt, um zu antworten oder gekränkt zu sein. Oder überhaupt etwas mitzubekommen. Ich war … geblendet. Das Buch der Toten hätte sich in den nackten Robert Downey Jr. verwandeln können, ohne dass ich Hollywoods heißestem bösen Buben auch nur einen Blick gegönnt hätte.
Satan lächelte wohlwollend auf ihre wunderschönen, wunderschönen, wunderschönen, wunderschönen, wunderschönen Schuhe herab … und wer wollte sie dafür tadeln?
Da ich gerade dabei bin – hatte ich schon erwähnt, dass der Teufel wie Lena Olin aussieht? Wie die heißeste Tigerin unter den heißen Frauen, die schon etwas älter sind? Eine Tigerin, die alle deine männlichen Freunde verführt und dich danach auf ein paar Drinks einlädt und so lange becirct, bis du ihr widerwillig verzeihst?
Das Böse in Person verfolgte mich bis in mein Heim. Es kam auf Stiletto-Absätzen daher und trug ein streng geschnittenes Kostüm mit wenig Ausschnitt. Das Kostüm, ich erkannte es sofort, war aus Vicuña-Wolle, der teuersten Wolle der Welt, der Meter zu 1780 Dollar. Ich wusste das, weil Satan letztes Jahr ein Kostüm aus ebendieser Wolle getragen hatte, nur anders geschnitten und in sattem Schwarz. Ich war neugierig gewesen und hatte mich daher über den Stoff kundig gemacht.
Strenges Kostüm in Mitternachtsblau, irre Schuhe, kaum Make-up, kein Parfüm, keinen Schmuck (wer hätte den auch bei dieser Fußbekleidung gebraucht?) und hauchdünne Strümpfe, die eher von Seidenraupen gewebt zu sein schienen als von Menschenhand. Satan stand auf Strumpfhalter (ich wünschte, ich hätte das nicht gewusst). Außerdem führte dieses Outfit Ihre freundliche Vampirkönigin von nebenan ganz schwer in Versuchung.
»… tun sollte.«
»Wa?«
»Ich sagte, du siehst aus wie jemand, dem man einen Gefallen tun
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