Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
sollte.«
»Ich wa? Gefa? Wou?«
»Du kommst mir weniger wortgewandt vor als sonst. Nun denn! Ich weiß, dass du dich mit meiner Tochter unterhalten hast, während ihr Al-Pacino-Filme geschaut und Mikrowellen-Popcorn gegessen habt. Ich weiß auch, dass du ein Problem hast. Mehrere, um genau zu sein, von denen dein anämischer IQ nicht das kleinste ist … aber bei einem dieser Probleme kann ich dir vielleicht behilflich sein. Vielmehr wünsche ich dir behilflich zu sein. Und ich werde dir auch helfen, muss aber im Gegenzug darauf bestehen … «
»’tschuldige. Muss mich mal kurz hinlegen.« Ich wankte auf den Love Seat zu (ganz frisch mit moosgrünem Samt bezogen, weil vor Kurzem einer meiner Büffelgraswodka trinkenden Mitbewohner sich darüber übergeben hatte) und versuchte mich hinzulegen. Ich schaffte es jedoch nicht mehr rechtzeitig, denn meine Knie gaben nach und ich …
Ich wurde irgendwie …
Äh … einfach …
»Jetzt schlag mir ins Gesicht und wirf mich aus dem Himmel.« Satans Gesicht schwebte über mir und drückte so viel Besorgnis aus, wie sie aufzubringen vermochte. »Du bist ohnmächtig geworden. Weißt du, wie selten eine gute altmodische Ohnmacht heutzutage ist? Es hat ausgesehen wie ein Bauchklatscher in Zeitlupe. Möchtest du ein Kissen? Ich hoffe, der Teppich ist nicht so staubig, wie er aussieht. Und riecht.«
»Das sind wirklich und wahrhaftig tolle, hammermäßige Schuhe!«, stieß ich hervor und starrte den Morgenstern an.
»Und ich hab sie für ein Butterbrot bekommen«, erwiderte Satan. »Oder genauer gesagt: für eine Seele. Doch sie könnten dir gehören und zwar für den sehr, sehr niedrigen Preis von … «
»Was zum Teufel ist denn hier los?«
Satans Kopf fuhr herum, und ich vernahm ein ärgerliches Zischen. Vielleicht hatte sie irgendwo ein Leck. In der Tür stand meine beste Freundin Jessica und hatte die Arme in die Hüften gestemmt. Was ziemlich gefährlich aussah, denn Jessica ist sehr knochig und könnte ihre Ellenbogen glatt als todbringende Waffen eintragen lassen. Mit ihnen konnte sie Autofenster zertrümmern.
»Geht Sie nichts an, Ms Watson. Warum verziehen Sie sich nicht und geben noch mehr von dem Geld aus, das Sie nicht verdient haben?«
»Und warum fahren Sie nicht wieder zur Hölle?« Jessica hielt sich ganz gut, wenn man bedachte, dass sie a) den Teufel noch nie getroffen hatte und b) tatsächlich Geld ausgab, das sie nicht verdient hatte. Jeden Tag frönte sie diesem Hobby. »Nicht, dass es Sie etwas anginge, aber ich habe für dieses Geld geblutet. Ich weiß zwar nicht, warum Sie gekommen sind … «
»Vermutlich deswegen, weil ich mir nicht die Mühe gemacht habe, Sie darüber zu unterrichten.«
»… aber es dürfte für niemanden in meinem Haus von Vorteil sein.«
»Es ist ihr Haus«, entgegnete der Widersacher und deutete mit einem perfekt manikürten Fingernagel auf mich. »Die Besitzurkunde lautet auf sie und ihren Mann.«
»Ach ja?« Oh. Das stimmte. Ich glaube, Sinclair hatte vor Monaten etwas darüber verlauten lassen. Ich war jedoch zu beschäftigt damit gewesen, die Haustür und die Bibliothek zu meiden, um ihm zuzuhören. »Das Haus gehört also uns … na und? Ist doch bloß eine Frage der Auslegung.«
»Weißt du überhaupt, was dieses Wort bedeutet?«
»Es bedeutet, dass viele Wohnungen, die ich gemietet und in denen ich gewohnt habe, Jessica gehören. Ob also die Urkunde auf ihren Namen oder meinen Namen oder Tinas Namen oder den Namen der Katze lautet, ist völlig egal. Es ist ebenso ihr Heim wie meines.«
»Nicht vom gesetzlichen Standpunkt aus«, machte Baal geltend und verdrehte entnervt die Augen.
»Hinaus!« Jessica stampfte tatsächlich mit dem Fuß auf. Auch das war ein beängstigender Anblick, denn Jessica trug zwar Größe 38, ihre Füße hatten aber sozusagen keine Breite. Es sah so aus, als laufe sie auf zwei Linealen umher. Und zwar scharfe Lineale … wenn sie mir damit vors Schienbein trat, schmerzte es wie verrückt. Selbst meine untoten Superkräfte konnten den Schmerz nicht erträglicher machen. »Sofort!«
»Oder was? Weil du’s sonst Daddy erzählst? Es geht ihm übrigens gut, meine liebe, kleine, dumme Ms Watson. Tja, und ätsch, das war eine Lüge. Seine Seele ist verdammt! Es geht ihm absolut un-gut.«
Jessicas wunderschöne Haut war zu dunkel, um bei Erschrecken Blässe zu zeigen. Stattdessen schien sich ihr Gesicht zu verhärten. Als ich das sah, zerriss endlich der Nebel, in dem ich gesteckt hatte,
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