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Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Titel: Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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Löffel war der ganze Stolz des Skulpturengartens. Das Künstlerehepaar, das ihn entworfen hatte, wurde für sein Genie gefeiert, und jedes Jahr rückten massenhaft Besucher an, um den Löffel zu bestaunen.
    Ohne mich. Einmal hatte vollauf gereicht. In der neunten Klasse hatten wir einen Ausflug zum Walker Art Center gemacht, und das Aufregendste daran war gewesen, dass Jessica nach dem Genuss zu vieler Süßigkeiten meinen neuen Pullover ruiniert hatte. Okay, es stimmt: Der Löffel ist sehr schön und sehr groß. Und die Kirsche ist wirklich sehr rot und knallig.
    Aber Genies? Die beiden, die sich das ausgedacht hatten, sollten Genies sein? Der männliche Part der beiden hatte einmal bei einem Interview erzählt, dass er beim Essen zu zeichnen pflege. Das inspiriere ihn. Kein Wunder, dass ihm ein riesiger Löffel eingefallen war. Wahrscheinlich hatte er gerade einen Eisbecher verputzt. Mit einer großen roten Na-was-wohl darauf. Wir konnten uns wahrscheinlich glücklich schätzen, dass er keine Puddingschale gemeißelt hatte. Oder ein Thunfischbaguette.
    Okay, wir Leute aus dem Mittelwesten sind nun mal leicht zu beeindrucken. Man muss sich den Skulpturengarten nur einmal genau anschauen, dann kann man sich das an fünf Fingern abzählen. Lassen Sie mich gar nicht erst von diesem Typen anfangen, der eine Bank-Skulptur gemacht hat. Drei verschiedene Materialien hat er für seine Skulptur benutzt. Die Skulptur einer Bank. Und die Leute bestehen drauf, dass es Kunst ist. Obwohl es eine Bank ist.
    Das war vermutlich der Grund, warum mein Hauptfach an der Uni Filmwissenschaft war und nicht Kunstgeschichte (bevor ich mein Studium abbrach). Doch jetzt hatte ich andere Sorgen: Ich musste den Antichristen von einer riesigen Kirsche hieven.
    Ich parkte wenig vorschriftsmäßig und eilte in Richtung Skulpturengarten. Ich trug natürlich wie immer schicke Schuhe, aber zum Glück Sandalen mit Blumendruck von Dolce & Gabbana, die nicht nur teuer, sondern auch flach waren. Mit ihnen konnte ich wirklich rennen.
    Ausnahmsweise – es war aber auch ziemlich kalt – lag kein Pärchen mit erotischem Anliegen im Löffel. Laura war allein, sie zitterte, und sie war – sie hatte also nicht um der Wirkung willen übertrieben, wie ich eigentlich gehofft hatte – tatsächlich nackt.
    »Was ist passiert?«, fragte ich, während ich bereits aus meiner Jacke schlüpfte. Ich reichte Laura eine kleine, zerknautschte Tüte von Target – keine Zeit gehabt zu shoppen, geschweige denn, es einzupacken – in der eine meiner tausend Leggings lag. (Erinnern Sie sich daran, wie Lindsay Lohan vor ein paar Jahren für die Wiederentdeckung der Leggings gelobt wurde? Das ist eine unverschämte Lüge. Ich habe die Leggings wiederentdeckt.)
    Schuhe mitzubringen hatte ich nicht der Mühe für wert erachtet – Laura hatte viel größere Füße als ich. »Ist auch wirklich alles in Ordnung? Bist du verletzt?«
    »Ich weiß es nicht! Ich bin in dem Ding aufgewacht. Und mir war kalt und … dieser Löffel ist so schrecklich kalt! Und … «
    »Moment mal. Du bist so aufgewacht? Genau so?« Ich schaute zu, wie sie meine Leggings hochzog – hätte auch daran denken können, Unterwäsche mitzubringen – und meine Jacke vor ihren Brüsten zusammenzog. »Und wie hast du mich anrufen können?«
    »Da war so ein Typ mit einem Skizzenbuch … sagte, er würde mit dem Zeichnen aufhören, weil es zu dunkel wurde, blieb aber trotzdem noch … der hat mir sein Handy geliehen. Sagte, ich solle doch damit telefonieren. Und dann ist er … « Sie spähte um den Löffel herum. »Dann ist er wohl gegangen.«
    »Ich bin keiner Menschenseele begegnet.« Und hatte weder etwas gerochen noch etwas gehört. Nun ja … eins nach dem anderen. »Was ist das Letzte, woran du dich erinnerst?«
    »Dass ich ›dann ist er wohl gegangen‹ gesagt habe. Gerade eben!«, fauchte der Antichrist. Ein für sie ungewöhnlicher Wutausbruch. Wahrscheinlich macht es reizbar, wenn man in einem großen Klumpen Kunst aufwacht.
    »Bevor du aufgewacht bist, meinte ich natürlich.«
    »Hab’ ich dir doch erzählt!« Ihre Zähne klapperten wie Kastagnetten aus Elfenbein. »Ich bin ins Bett gegangen. Mir war wieder etwas unwohl … «
    »Wieder?«
    »Könntest du mich vielleicht ausreden lassen?«
    »Jetzt reiß mir nicht gleich den Kopf ab, bloß weil du Probleme mit deiner Impulskontrolle hast.«
    »Sorry«, sagte Laura schmollend. »Ich bin kurz vor dem Abendbrot ins Bett gegangen. Mir war irgendwie

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