Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
lausig zumute, aber nicht so wie … «
»Warte mal. Du hast dich erbrochen?«
Sie nickte, zitternd und unglücklich. »Ich hab’s dir nie erzählt: Es sind bloß Krämpfe. Und Kopfschmerzen. Ich hätte es vielleicht … «
Ich musste lachen. »Was? Du hättest voraussehen sollen, dass du als neuestes Ausstellungsstück im Skulpturengarten aufwachst?«
Laura lächelte. Es war ein ganz verhaltenes Lächeln – ohne Zähnchen – , aber es war immerhin ein Lächeln. »Wenn du es so hinstellst … «
Ich nahm ihre Hand, die so kalt war wie meine eigene – das reinste Kunststück, da mein Herz nur viermal pro Minute schlug. »Komm, wir bringen dich nach … « Ich legte den Kopf schief.
»Was ist? Tut dir auch der Bauch weh?«
»Nein, aber ich glaube, ich weiß jetzt, was dein guter Samariter im Schilde führt.« Während ich noch sprach, trat ein großer, gut gebauter Blonder hinter einer Baumgruppe hervor. Er trug schwarze Hosen, Halbschuhe, ein weißes Frackhemd und eine marineblaue Jacke. Er war glatt rasiert, trug eine Nickelbrille und grinste breit.
»Danke für … «, setzte Laura an, doch sie verstummte, als sich noch zwei weitere Männer zu dem ersten gesellten.
»… die versuchte Gruppenvergewaltigung«, beendete ich ihren Satz. Die Typen wirkten gar nicht wie Vergewaltiger: Sie waren gut gekleidet und hatten freundliche, offene Gesichter. Frisch geduscht. Aber wenn ich eines gelernt habe, dann dies: Vergewaltiger lauern nicht immer in dunklen Ecken und trinken Fusel aus braunen Papiertüten. Und Mörder leben nicht immer am Rande der Gesellschaft und spielen mit ihrer Waffe Gott.
»Wie ich sehe, ist deine Schwester inzwischen eingetroffen«, sagte der Erste. Igitt – er klang sogar wie der nette Junge von nebenan! »Erst ihr Geld. Dann die Party.«
Ich schnaubte verächtlich. Laura sagte: »Das ist aber nicht nett von Ihnen – Sie Kretin.«
»Weniger quatschen«, mischte sich ein anderer ein. »Mehr ausziehen.«
»Au weia«, sagte ich. Dies war genau der surreale Touch, den man von einem abendlichen Rundgang durch das Walker Art Center erwartete. »Du bedauernswerter Trottel. Hast dir echt die falschen Mädels ausgesucht … «
Der Mann, der bisher geschwiegen hatte – ein Rotschopf mit heller Haut und Sommersprossen – meldete sich zu Wort. »Warum bist du immer noch angezogen?«
Ich kicherte, was jeden außer mir überraschte. Ich versuchte es zu unterdrücken, aber es dauerte nicht lange, und ich lachte schallend heraus.
Laura hörte auf zu zittern und schaute mich mit großen Augen an. »Was hast du denn? Außer, dass es lustig ist, dass ich nackt in einem großen Löffel liege?«
Ich brüllte geradezu vor Lachen. »Das ist es natürlich auch, aber … oh Gott! Diese Typen! Sie haben keine Ahnung, was wir gleich mit ihnen machen! Ich m-meine … sie haben im Gebüsch gelauert … wollten sich auf uns stürzen … nur leider s-sind ihre Opfer … die Königin der Vampire … und der Antichrist! Und ich … ich hab so einen Durst!«
Während unsere Partner für den Höllenball verständnislose Blicke wechselten, dämmerte Laura, was ich gerade von mir gegeben hatte. Dann brach auch sie in Lachen aus.
»Hört mal, ihr Fotzen, ihr … «
»Klappe, B-positiv. Zu dir komme ich gleich.«
Durst war noch untertrieben. Ich hatte seit drei Tagen nichts zu saugen bekommen. Drei stressige, fürchterliche Tage lang. Ich war am Verhungern. Aber – ein Hoch auf die verbrecherischen Absichten gut gekleideter Neandertaler – mein Menü erwartete mich bereits.
Ich nahm sie, einen nach dem anderen. Normalerweise hätte Laura sich verdrückt oder den Blick abgewandt – sie konnte Vampire nicht leiden und wollte ganz sicher nicht zuschauen, wie ich mampfte. Doch heute Nacht war es anders. Neugierig spazierte sie um meine Vorspeise und mich herum. Die anderen Männer waren viel zu verängstigt, um zu fliehen. Sie hätten es in der Dunkelheit auch nicht geschafft, dem Antichristen zu entkommen. Sie schlich also um uns herum und wartete darauf, dass ich fertig wurde. Blickte von Zeit zu Zeit auf ihre Uhr.
Nach dem Festmahl war ich voll und schläfrig. Laura hatte sich die marineblaue Jacke gesichert – auf der das Blut noch am wenigsten zu sehen war – und folgte mir zum Auto.
19
»Wie lange geht das denn schon so?«
Laura gab keine Antwort. Ich konnte ihr daraus schwerlich einen Vorwurf machen: Der Abend war sonderbar genug gewesen. Wir waren bei mir gelandet und überlegten gerade, ob wir
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