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Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Titel: Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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das Reaktionsvermögen einer Untoten besessen hätte, hätte ich schon jetzt wieder am Boden gelegen und würde ausgezählt. Oder aus der Nase bluten … aber das war ja sowieso jedem außer mir egal. »Können wir nicht wenigstens den Aufenthalt nutzen und etwas Frisches anziehen?«
    »Oder vielleicht etwas, das zur Vergangenheit passt! Ach, Betsy, daran hätte ich selbst nie gedacht!«
    Ich will nicht leugnen, dass mich das aufmunterte. Laura kam mir in letzter Zeit doch reichlich unabhängig vor, so, als ob sie mich nicht mehr brauchte.
    Seltsam, dass ich so über sie dachte … schließlich hatte ich vor ein paar Jahren noch gar nichts von ihrer Existenz gewusst. Warum legte ich dann so großen Wert darauf, von meiner kleinen Schwester gebraucht zu werden? Das war nicht nur erbärmlich, das war schon Ant-erbärmlich. Unterste Schublade! Schande über mich …
    »Ich bin ja so froh, dass du darauf gekommen bist. Ich würde wirklich gern etwas Passenderes als Jeans anziehen. Auf einer Zeitreise könnte es passieren, dass wir der Hexerei beschuldigt werden. Lass uns sofort … « Sie schaute sich im Wartezimmer um. »Äh … ich weiß aber nicht, wie wir das anstellen sollen.«
    »Ich auch nicht. Wie wär’s, kannst du nicht dein Schwert irgendwie – ich weiß ja auch nicht – durch meine dreckigen Leggings hindurch schwenken?«
    »Nein! Ich könnte dir ja wehtun. Dich vielleicht sogar töten.« Laura schüttelte so energisch den Kopf, dass es wie eine Abfolge von Schnappschüssen wirkte: links, rechts, links. »Dich zu töten, gehört nicht zu dem Kursus ›Wie erlerne ich das Zeitreisen in zehn einfachen Lektionen‹.«
    »Ja, da hast du wohl recht … mich zu töten würde dieser absolut miesen Woche die Krone aufsetzen. Hör mal, aber du kannst doch mit deinem Schwert paranormale Energie durchtrennen, stimmt’s? Also, wenn dich ein Werwolf angreifen würde, dann könntest du ihn aufschlitzen, nicht wahr?«
    »Und er würde sich in einen Menschen zurückverwandeln. Aber unsere Kleider existieren auf der Ebene der Wirklichkeit, sie bestehen nicht aus paranormaler Energie. Da gibt es für mein Schwert nichts zu durchtrennen.«
    »Tja, das ist aber schade.« Und ich hatte meine Reisetasche zu Hause gelassen! Ich hatte ja gewusst, dass man für eine Übernachtung in der Hölle Wechselkleidung mitnehmen musste! Außerdem ärgerte mich, dass Sinclairs Brief in der Tasche steckte.
    Ich bückte mich, klopfte so viel Dung und Staub wie möglich von meinen Leggings ab und richtete mich wieder auf. Dann dachte ich an den kleinen Sinclair und musste trotz aller Widrigkeiten grinsen. Dieses Engelchen mit dem offenen Gesicht war zu dem Zeitpunkt, als ich sein erwachsenes Ich kennengelernt hatte, schon längst nicht mehr am Leben gewesen. Dennoch war es ein Kick, meinen Herzallerliebsten als Kind gesehen zu haben. Als Bruder. Als Zwilling .
    »Okay, also auf ein Neues … «
    »Bist du sicher, dass du bereit bist?«
    Ich bedeutete Laura mit einer Handbewegung, näher zu kommen, wie ich es in einem Martial-Arts-Film getan hätte. »Nimm bloß keine Rücksicht auf mich. Ich werde bloß zusammenzucken und wanken und wie am Spieß schreien, bis ich ungefähr 1961 in Stillwater wieder – au!«

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    »Sollte das irgendjemandes Vorstellung von einem guten Witz sein«, brummte ich und rieb mir vorsichtig die schmerzende Oberlippe, »dann ist er seit mindestens hundert Jahren nicht mehr lustig.«
    »Es war überhaupt nie lustig«, log meine loyale Schwester. »Ich finde, dass du unglaublich tapfer bist.«
    »Und ich finde, dass ich langsam, aber sicher auf den Wahnsinn zusteuere. Also hier sind wir … wo auch immer.« Ich schaute mich um. Ich hätte wahrscheinlich total aufgeregt und interessiert und – ich weiß auch nicht – anpassungswillig sein sollen. Wenn dies ein Film gewesen wäre, dann hätte meine Rolle vermutlich alle diese Eigenschaften umfasst. Stattdessen konnte ich nur insgeheim klagen: »Welche Demütigung wartet jetzt wieder auf mich?«
    Ich habe nie behauptet, ein guter Verlierer zu sein.
    Dies war nun das erste Mal, dass ich bei Bewusstsein (einigermaßen) und draußen war. Gleichzeitig, meine ich. Wieder mutete die Umgebung kleinstädtisch an, aber es gab keine Pferde. Und auch keine Kühe. Oder VW s. Ergo konnten dies die wilden Zwanziger sein. Oder die Zeit der Weltwirtschaftskrise. Oder beides! Oder keins davon.
    Beim Anblick der nächststehenden Häuser wähnte ich, dass wir wieder einmal in eine

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