Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren
Kopf gekriegt. Warum lungern wir eigentlich noch hier herum? Komm jetzt.«
Ich nahm Lauras Handgelenk und zog sie hinter dem gewaltigen, glänzenden Grabstein hervor. »Dann schwing mal schön dein Höllenfeuerschwert und schnitze uns eine Heimkehrtür.«
»Bist du sicher, dass du hier fertig bist? Du willst dich nicht mehr in deine Vergangenheit einmischen? Als meine Mutter sagte, dass ich mich zu den Dingen hingezogen fühlen würde, die zu deiner Geschichte gehören, wusste ich noch nicht, dass du alles neu machen würdest.«
»Ja, das stimmt wohl. Ich hätte nie gedacht, dass ich mal so etwas sagen würde, aber ich schulde Satan einen Gefallen. Mit Hilfe unserer Zeitreisen habe ich dafür gesorgt, dass die Dinge so passieren, wie sie passieren sollen. Ich habe Nick nicht gebissen und folglich auch nicht sein Liebesleben ruiniert. Aber ich wusste nicht, Laura, dass es stattdessen dich treffen würde. Es war bestimmt nicht meine Absicht, dass du gebissen wurdest.«
»Das ist schon okay. Ich musste doch mal am eigenen Leib erfahren, wie sich das anfühlt.«
Wie bitte? »Warum um alles in der Welt solltest du das erfahren wollen?«
Sie zuckte die Achseln, griff an ihre Seite … und hielt ihr Schwert in der Hand. »Weil du doch deine Feinde kennen sollst und so weiter.« Sie zwinkerte. »Nicht, dass du mein Feind wärst.«
»Nein, natürlich nicht.«
Ihr Zwinkern wollte mir nicht gefallen.
Überhaupt nicht.
»Wenn wir rückgängig gemacht haben, dass Nick gebissen wurde, dann können wir vielleicht auch Antonias und Garretts Tod ungeschehen machen!«
»Nein.«
»Das wäre doch einfach fant… was ist denn?«
Wir hatten uns wieder hinter den Grabstein verzogen. Laura wollte vermutlich nicht riskieren, dass jemand beobachtete, wie sie eine Tür aus dem Nichts schnitzte.
»Nein, Betsy. Ihren Tod kannst du nicht ungeschehen machen, und du solltest es auch gar nicht erst versuchen. Wenn du’s aber versuchst, werde ich dich aufhalten.«
Ich hätte fast gelacht, doch dann fiel mir wieder ein, dass meine prüde, gläubige Halbschwester eine – wie hieß das noch gleich? Ach ja: Ausgeburt der Hölle – war. Deshalb kam Lachen jetzt vermutlich schlecht an.
»Aber warum denn nicht? Komm schon, Laura, du bist eines der größten Sensibelchen, die ich kenne – wenn du dir nicht gerade einen Weg zwischen Vampiren und Serienmördern hindurchhackst.«
Sie errötete vor Freude über das Kompliment. »Danke.«
»Deshalb hätte ich gedacht, dass du als Erste ›Hier!‹ schreien würdest, wenn Leben zu retten sind.«
»Wenn du das glaubst, hast du nicht richtig aufgepasst. Ich bin durchaus für Lebensrettung, Betsy. Aber wenn man böse Dinge ungeschehen macht, muss dabei nicht zwangsläufig etwas Gutes herauskommen.«
»Aber … «
»Ich weiß, dass du dich schuldig fühlst. Du wünschst von ganzem Herzen, es wäre nicht geschehen. Aber wenn du Antonias und Garretts Tod rückgängig machst, wird es nie zu dem Treffen mit den Werwölfen kommen. Du wirst dich nie mit den Wyndhamern vertragen. Du wirst dich nicht mit fünfundsiebzigtausend Werwölfen verbünden. Ohne Antonias und Garretts Tod würden die Vampire niemals einen Pakt mit den Werwölfen schließen. Also ist das Ergebnis zu wichtig, um die schlimme Ursache ungeschehen zu machen. Egal, wie schäbig du dich dabei fühlst.«
Entsetzt starrte ich Laura an. Dass sie so kalt und logisch über den Tod unserer Freunde sprechen konnte, war schon schlimm genug. Dass sie recht hatte, noch viel schlimmer.
»Warum hältst du nicht einfach den Mund und bringst uns endlich nach Hause?«
»Werd jetzt nicht zickig, bloß weil du weißt, dass ich recht habe.«
»Ich bin nicht zickig. Ich will nur endlich duschen, verdammt! Und ich hab die Nase voll von Reisen in meine Vergangenheit!«
»Zickig«, brummelte der Antichrist noch einmal und schnitt gehorsam eine Tür aus dem Nichts.
Und es war auch höchste Zeit. Ich hatte wirklich die Nase gestrichen voll. Es war gut, dass wir hier fertig waren. Gut, dass wir zurückkehren konnten. Entweder lernte Laura die falschen Dinge oder aber sie lernte zu viel. Oder beides.
Und in beiden Fällen war es vorzuziehen, dass wir so rasch wie möglich wieder nach Hause kamen.
61
»Nein, nein, nein, nein, nein, nein , nein , nein !«
»Warte. Es ist bestimmt nicht so schlimm, wie du denkst.«
Ich fing an, die Tür neben mir mit Tritten und Faustschlägen zu bearbeiten. Denn natürlich steckten wir immer noch in diesem
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