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Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren

Titel: Undead 09 - Zum Teufel mit Vampiren Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Janice Davidson
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nicht allzu viel Sonne abgekriegt, und deshalb wirkten sein schwarzer Haarschopf dunkler und seine blauen Augen noch blauer, als sie schon waren. Sein Mund wurde von einem Dreitagebart umrahmt, doch selbst mit Bart verbreitete er eine Atmosphäre von Jugend und Übermut und von – es war schwer zu erklären – Unbeschwertheit.
    Manche Menschen scheinen immer guter Dinge zu sein, und wenn man in der Nähe eines solchen Menschen ist, fällt es schwer, sorgenvoll oder griesgrämig zu bleiben.
    »Jetzt kommt schon«, neckte er. »Könnt ihr euch nicht denken, wer ich bin? Ihr habt mich doch gekannt, damals in eurer Zeit.«
    Also kannte er uns (offensichtlich) und wusste, dass wir in der Zeit reisten. (Selbstredend hatte mein anderes Ich ihn in Kenntnis gesetzt.) Aber wen konnten wir kennen, der jetzt lebte … wann immer dieses Jetzt war … der aber auch damals schon …
    »Heiliger Bimbam!«, rief ich aus. Es lag an den Haaren, an diesem dichten schwarzen Schopf, der nicht recht zu einem so hellhäutigen Menschen passen wollte. Denn dies war das Erste, was mir an ihm aufgefallen war.
    An meinem Bruder.
    »Baby Jon!«
    »Au, Mann!« Der erwachsene Prachtkerl Baby Jon begrub sein Gesicht in den Händen. Er ließ sie wieder sinken und schüttelte ungläubig den Kopf. »Diesem Kosenamen bin ich schon vor einer ganzen Weile entwachsen, Mom.«
    »Mom?«, kreischte ich.
    »Okay, technisch gesehen bist du meine große Schwester … wie du auch Tante Lauras große Schwester bist … «
    »Tante L…«
    »… aber als ich aufwuchs, da habe ich dich Mom genannt. Wenn dir das aber wahnsinnige Angst macht, weil ich in eurer Welt immer noch in die Windeln scheiße … «
    »Schon eine seltsame Art, dich auszudrücken«, warf Laura ein.
    »Seht mal, ich versuche ja verzweifelt, dieses ganze Reinlichkeitsgedöns möglichst schnell zu lernen, aber schließlich und endlich ist es so, dass ich in eurer Zeit ganz furchtbar mit fäkaler und urinaler Inkontinenz beschäftigt bin.« Er warf die Hände hoch. »Ich geb’s ja zu, okay? Tragt’s mir nicht nach.«
    Es war zu viel. Ich brach in Lachen aus. Und Baby Jon – ›Jon‹ sollte ich jetzt wohl sagen – stimmte in mein Lachen ein. Das war irgendwie nett. Unser gemeinsames Lachen blieb mir noch lange in Erinnerung, denn es sollte der einzige nette Augenblick der insgesamt neunzig Minuten bleiben, die wir in der Zukunft zubrachten.

65
    »Also, welches Jahr haben wir? Muss doch mindestens zwanzig Jahre nach unserer Zeit sein«, vermutete ich und musterte meinen Bruder/Pflegesohn/Fremdenführer. »Du bist jetzt erwachsen, und du bist kein Vampir.«
    »Mir fehlt wohl dieses kränkliche, blasse, gereizte Aussehen, hm?«
    »Bingo. Also … vielleicht 2030? Oder noch später?«
    »Äh … nun, das wäre die logische Schlussfolgerung, aber … «
    »Oh, Gott. Es sind erst zehn Jahre vergangen. Du alterst ganz furchtbar schnell, ist es das? Das tut mir ja so leid. Du siehst aber überhaupt nicht knorrig oder alt aus. Woran liegt es – Vitaminmangel?«
    »Ich sehe keine Möglichkeit, es dir behutsamer beizubringen … «
    »Du leidest mit Sicherheit an Vitaminmangel! Warum unternimmt mein anderes Ich nichts dagegen?« Fragend blickte ich Laura an. »Wir sollten ihn mitnehmen. Diese herzlose Kuh lässt ihren Sohn und Bruder mit Vitaminmangel herumlaufen!«
    »… als es frei heraus zu sagen. Wir haben 3010.«
    »Dreißig-zehn was ?«
    »Das Jahr«, erläuterte Laura. Sie klang entsetzt. »Er meint, dass wir das Jahr 3010 haben.«
    »Nein, das kann nicht sein. Komm schon!« Ich lachte und zeigte auf meinen großen, hübschen Sohn. »Er ist kein Vampir! Also kann er unmöglich eintausend … «
    »… undsieben sein«, fügte Jon gefällig hinzu.
    »Genau! Und deshalb … oh, nein! Du willst uns doch nicht auf den Arm nehmen, oder?«
    »Nein. Sorry.«
    »Aber wie … Jesses.« Mein anderes Ich sah aus wie ich. Sah genauso aus wie ich . Es war alles wahr: Ich würde die nächsten fünftausend Jahre regieren. In dieser Gegenwart hatte ich bereits ein Fünftel des Weges geschafft. Kein Wunder, dass ich so distanziert und streng war, in Grau gekleidet und wahnsinnig beschäftigt! (Was allerdings noch lange nicht das Fehlen des Traurings erklärte.) »Aber Jon, wie kannst du noch am Leben sein?«
    »Darf ich dir nicht verraten, Mom. Tut mir leid. Die andere Mom hat sich da ganz klar ausgedrückt. Es würde den Zeitstrom durcheinanderbringen oder den totalen Weltuntergang nach sich ziehen. Abgesehen

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