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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Cornwell
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und das FBI wissen nicht, wer die Frau umgebracht hat? Glauben Sie das wirklich?«
    Stump steigt aus ihrem Wagen und sagt: »Wehe, Sie haben sich das alles nur ausgedacht!«
    »Hab das Gefühl, die Cops steckten mit drin. Als sollte was vertuscht werden. Sie kennen doch das alte Sprichwort, dass man sich nur mit einem Mafioso anlegen soll, wenn man selbst einen kennt, oder?«
    »Will sagen?«
    »Ein abgekartetes Spiel. Gemeinsame Sache. Auf jeden Fall kein Sexualverbrechen, Punkt. Wissen Sie noch, wer 1962 Präsident war?«, fragt Win.
    Sie steuern auf das Polizeirevier zu.
    »Scheiße!«, sagt Stump. »Jetzt machen Sie mir wirklich Angst.«
    »Genau, JFK. Davor war er Senator in Massachusetts, wurde direkt da drüben in Brookline geboren. Sie kennen die Theorien um das Attentat. Mafia. Wer weiß? Herausbekommen werden wir es wohl nie. Aber was ich sagen will: So ein zwielichtiger Typ wie der Boston Strangler hätte sich niemals in die Nähe von Janie Brolins Wohnung getraut. Und wenn er so dumm gewesen wäre und es nicht besser gewusst hätte, wäre er in der Bucht von Dorchester gelandet, zerstückelt und mit einer Axt in der Brust.«
    »Ich bin ganz Ohr«, sagt Stump.
    Eine Stunde später stehen die beiden im Archiv und gehen die Akte des Janie-Brolin-Falls durch. Stump hält die Taschenlampe, Win macht sich Notizen.
    »Ihr Wischmopp und wir können nicht zufällig in Ihr Büro gehen oder so?«, fragt Win. Es kratzt ihm schon wieder in Augen und Hals.
    »Sie haben ja keine Ahnung. Wir sind zu viert in einem Minibüro, die Hausmaus nicht mitgezählt.« Sie meint die Verwaltungsbeamtin. »Jeder hört alles. Muss ich noch mehr sagen?«
    »Okay. Das Wetter.« Win blättert durch seine Aufzeichnungen. »Gibt’s was über das Wetter am 4. April?«
    »Nicht in diesen Protokollen.« Stump hat die Brolin-Akte aufgeschlagen und benutzt, genau wie zuvor Win, eine Schublade als Ablage, weil es sonst nichts Besseres gibt.
    »Was ist mit Zeitungsartikeln?«, fragt er.
    Sie überfliegt einige. Morsche Knickkanten, über vierzig Jahre lang gefaltet.
    Stump sagt: »Hier steht, als die Polizei gegen acht Uhr früh in der Wohnung eintraf, regnete es.«
    »Gehen wir mal durch, was wir bisher wissen. Janies Freund, dieser Lonnie Parris, war Hausmeister in der Blindenschule. Jeden Morgen um halb acht holte er seine Freundin zur Arbeit ab. An diesem Morgen tauchte er auf, sie kam nicht an die Tür, und die Tür war nicht verschlossen. Er ging rein, fand seine Freundin tot vor und rief die Polizei. Als die Kollegen eintrafen, war Lonnie weg. Hatte den Tatort verlassen, was ihn sofort verdächtig machte.«
    »Warum sollte er die Polizei rufen, wenn er sie selbst umgebracht hat?«, fragt Stump.
    »Zurück zu den Tatsachen aus den Protokollen. Noch eine Frage.« Win schaut sich Fotos an. »Angeblich regnete es, als die Polizei eintraf. Unzählige Kollegen am Tatort. Stelle ich mir jedenfalls so vor. Fällt Ihnen irgendetwas auf?«
    Stump betrachtet die Fotos, und es dauert nicht lange, bis sie sagt: »Der Teppich. Eine helle Farbe, auf der man jeden Dreck sieht. Draußen regnet es, und die Leute laufen rein und raus. Warum ist der Teppich sauber?«
    »Ganz genau«, stimmt Win ihr zu. »Sind vielleicht gar nicht so viele Cops da, wie man uns glauben machen will? Wurde die Wohnung vielleicht gründlich gesäubert, damit man keine belastenden Beweise finden konnte? Los, weiter!«
    »Die Obduktion wurde in einem Beerdigungsinstitut vorgenommen. Das ist auch ungewöhnlich, oder?«, fragt Stump.
    »Damals nicht.« Win blättert seinen Block um.
    »Todesursache: Ersticken durch Erdrosselung mit Hilfe des BHs, der um ihren Hals gewickelt war«, liest Stump weiter. »Punktförmige Einblutungen in der Bindehaut. Blutung am hinteren Teil des Kehlkopfes und im Gewebe über der Wirbelsäule.«
    »Passt zur Strangulation«, sagt Win. »Was ist mit anderen Verletzungen? Hämatome, Schnittwunden, Bisse, abgebrochene Fingernägel, Knochenbrüche und so weiter?«
    Stump überfliegt den Bericht, studiert Diagramme und sagt: »Sieht aus, als hätte sie blaue Flecken an den Handgelenken gehabt …«
    »Sie meinen Fesselspuren. Weil ihre Hände an den Stuhl gebunden waren.«
    »Nicht nur davon«, sagt Stump. »Hier steht, sie hatte auch Abdrücke an den Handgelenken, die auf festes Zugreifen zurückzuführen sind …«
    »Soll heißen, er umklammerte ihre Handgelenke oder hielt sie sehr fest.« Win schreibt fortwährend weiter. »Sie hat mit ihm

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