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Undercover

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Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
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Gesellschaft. Und vermutlich sorgten die elektromagnetischen Strömungen der Energiesammler über den Dächern für Interferenzen, die ein technisches Ausspionieren unmöglich machte. Das Viertel war ein perfektes Versteck.
    Schließlich blieb Cross vor einer schmalen Stahltür stehen. Das Metall war mit blauen Tribal-Symbolen ver ziert, die mir vage bekannt vorkamen. Er trat ein und hob die Hand, um uns zu bitten, draußen zu warten, Widerwillig gehorchte ich und maß die Distanz, die uns trennte, mit nervösen Blicken.
    Von draußen konnte man nur teilweise in die hohe Halle hinter der Tür hineinsehen. In dem blauen Licht erstrahlten Kabelbündel, die aus der Decke kamen und sich in alle erdenklichen Ecken des Raums verzweigten.
    Ganze Motoren und Technikanlagen standen auf Werkbänken und Tischen herum, dazu Werkzeug, Schrauben und Muttern, Platinen und sogar Cybergliedmaßen. Auch hier spürte ich ein leichtes Vibrieren, das ich inzwischen zu identifizieren gelernt hatte - Treibstoff. Ich fühlte mich in Geronimos kleine, aber feine Plastikwohnung auf Chorriah versetzt - mit dem Unterschied, dass dieser Raum die Größe einer Fabrikhalle besaß. Dann realisierte ich, woher ich die blauen Zeichen kannte.
    In der Mitte der Halle stand ein alter Frachtmecha, ein mit zwei Greifarmen und zwei Beinen aufgebauter übergroßer Roboter, der von einem darin sitzenden Menschen gesteuert wurde, ganz ähnlich den Ladegeräten, wie wir sie am Messehafen gesehen hatten. In diesem Fall lag die Pilotin eher, als dass sie saß.
    Winslow sah erschreckend schmal und blass aus. Das blonde Haar war fast vollständig rasiert und von Pflastern bedeckt, wie ich es von Schrapnellverwundeten kannte. Die junge Frau trug einen Anschluss für künstliche Beatmung im Hals, der mit Klebestreifen befestigt war, eine zusätzliche Respiratormaske war über Mund und Nase gestülpt und verbarg ihre blauen Cyberoos. In den Mecha integriert war eine surrende und piepende Maschine, die Winslows Lebenszeichen aufzeichnete und die Beatmung sowie die Versorgung mit Schmerzmitteln sicherstellte.
    Neben ihr standen Grange, Cross’ rechte Hand, wie ich inzwischen herausgefunden hatte, sowie Wauzi und Swift.
    Swift und Ares behielten mich trotz meiner Hilfe bei der Flucht von Chorriah stets im Auge, Winslow schien mich noch nicht gesehen zu haben.
    »Hey!«, sagte Richard in der vorsichtigen Art, in der man mit Kranken spricht.
    Winslows »Hey!« klang blechern und kalt aus einem Lautsprecher - offenbar übersetzte ein Sprachprogramm ihre Worte. Mit einem Tubus im Hals sprach es sich nicht so gut. Der Mecha bewegte seinen metallischen Arm und winkte mädchenhaft. Selbst unter der Maske leuchtete ihr Gesicht bei Richards Anblick auf.
    »Bin ich froh, dass du das überstanden hast«, sagte Cross mit belegter Stimme. »Ich dachte schon …« Er sprach nicht weiter.
    »Ich auch«, gab die Roboterstimme von sich. »War knapp.«
    »Solltest du denn nicht im Krankenhaus liegen?«
    »Keine Versicherung«, entgegnete die Frau. »United lehnt die Behandlung ab. Kein Arbeitsunfall. Doc Reagan hat mich hierhergebracht und an die Maschinen angeschlossen. Er ist hier praktisch eingezogen.«
    Cross stieß einen ungehörigen Fluch aus. »Doc Reagan ist mehr Techniker als Arzt und ein verdammter Junkie!«
    »Er hat einen Doktor in Kybernetik«, kam es aus den Lautsprechern. »Und er ist der Einzige, den ich habe.«
    »Ich glaube es nicht. Die PLU spart für genau solche Situationen, Winslow. Wir kriegen das wieder hin.«
    »Klar«, antwortete die Blonde.
    »Bist du fit genug, um Besuch zu empfangen?«, fragte Cross schließlich. »Wir müssen ein paar Dinge besprechen.«
    »Fit wie ein Turnschuh.« Das kahlrasierte und zusammengeflickte Mädchen lächelte schwach unter ihrem Respirator. »Wie seh ich aus, Cross?«, schepperte das Sprachprogramm monoton. Dabei machte der Mecha Bewegungen, als würde sich ein Mädchen adrett drehen, um sich im Spiegel zu betrachten.
    Er lachte kurz auf, senkte den Kopf und wischte sich über die Augen. »Großartig, Winslow«, sagte er. Dabei blieb ihm beinahe die Stimme weg. »Du siehst großartig aus.«
    »Dann gehen wir bald tanzen, ja? Du und ich, eine Fiedel und eine Flöte …« Die mechanische Stimme gab ein hustendes Geräusch von sich. Mir stellten sich die Nackenhaare auf, als ich erkannte, dass das Sprachprogramm versuchte, ein Lachen umzusetzen.»… das Leben ist so kurz.«
    Dem schlaffen Körper nach zu schließen, würde sie so

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