Undercover
uns klein halten können. Das geht in Zukunft nicht mehr. Smog in den Straßen und verrußte Industrieluft? Marode Kabel und Maschinen? Betas, die unsere Lohnforderungen unterwandern? Nicht mit mir!« Er machte eine zwangsweise Künstlerpause, denn die Leute jubelten wieder. »Wie sich herausgestellt hat, haben wir einen großen Xenanvorrat unter Shroder’s Peak. Ziemlich sicher sogar unter der Hälfte von Shrodefs Peak, den die PLU vor neun Jahren für Altersheime gekauft hat. Damals hat UI, um überhaupt noch etwas für das Land zu bekommen, alles mit Schürfrechten verkauft. Das bedeutet, dass wir auf Pherostine in Zukunft kaum noch Antigrav-Treibstoff von Reglay oder Canopus mehr kaufen müssen. Wenn es stimmt, was die Berichte sagen, dann reicht das Vorkommen für uns hier vor Ort, um sämtliche auf Pherostine vorhandenen Treibstoffe auf zwei Jahre zu strecken.« Wieder schrien und pfiffen die Leute.
»Ein Teil des Xenans ist kürzlich in die Luft geflogen, aber vermutlich gibt es noch weitere Lagerstätten, wie viele und wie groß weiß man nicht - und United will auch verhindern, dass wir es herausfinden.« Buhrufe schallten durch den Raum.
»United will uns glauben machen, dass das Xenan auf Konzernland liegt. Und sie wollen uns vormachen, dass das Xenan instabil ist und nicht abgebaut werden kann. Ich war mit dem Vorstand vor der Explosion vor Ort, um Proben zu holen und Messungen vorzunehmen. Beides ist uns nicht gelungen, weil - ihr wisst, warum. United…«
Cross stockte, seine Stimme wurde grimmiger. Er setzte neu an. »United sagt natürlich, dass die Explosion, die unseren alten Vorstand getötet hat, ein bedauerlicher Unfall war.« Jetzt wurde es still im Raum. »Ich bin mir da nicht so sicher. Ich weiß nur, dass Symes, Gruber, Willboury und all die anderen tot sind. Und ich werde herausfinden, wer schuld daran ist, das könnt ihr mir glauben.« Zustimmendes Gemurmel ging durch die Reihen.
Ich sah mich um und las in den Gesichtern der Menschen um mich herum mein Schicksal, wenn sie mir jemals auf die Spur kamen.
Cross räusperte sich befangen. »Aber das bringt uns im Augenblick nicht weiter, und Symes hat immer gesagt -
>Nach vorne schauen, nicht nach hinten. Da kriegt man nur Genickstarre.« Die Leute lachten über den liebevollen Scherz.
»Aber mal im Ernst. Ich will euch nicht zu viel versprechen. Beide Fakten wollen noch geprüft werden. Daher habe ich vor, im Namen der PLU auf dem Boden von Shroder’s Peak eigene Bohrungen anzustellen. Dafür brauche ich aber eure Hilfe. So ein Antrag kann nur von einem Ratsmitglied der PLU gestellt werden. Die sind nun alle tot.
Also stelle ich mich hiermit zur Wahl.«
Der Aufruhr, den diese Worte verursachten, war ohrenbetäubend. Die Leute brauchten mehrere Minuten, um sich wieder zu beruhigen. Auch Wauzi und Jenny waren ganz aus dem Häuschen. Der Beta sabberte sogar.
In Richard Cross’ Stimme schwang ein Unterton mit, der mich aufhorchen ließ. Der Mann meinte es ernst mit seinen Worten - wirklich ernst. Er glaubte fest daran, dass der Kampf um die geforderten Bedingungen wert war, dass man dafür in den Tod ging. Ich wusste nicht, woher diese draufgängerische Einstellung stammte, doch mir stellten sich die Haare im Nacken auf. Stewart hatte Recht - Richard Cross war ein gefährlicher Mann.
»Ich verspreche euch nicht, dass ich ein Programm einhalten werde, in dem so viele Paragrafen stehen, dass sogar die Anwälte es nicht mehr verstehen«, fuhr Cross fort. »Ich verspreche euch auch nicht, dafür zu sorgen, dass die Beta-Humanoiden, die eure Arbeit so billig machen, aus den Stollen und Schächten entfernt werden.« Er machte eine bedeutungsschwangere Pause und blickte mittels der Cubes wieder über die Menge. »Die Betas sind nicht der Feind. Im Gegenteil - ich bin der Meinung, dass die Betas unsere besten Freunde sind. Sie sind stark, sie sind viele, und sie sind genauso wütend über das, was auf Pherostine passiert, wie wir.« Jetzt hörte man auch tierische Laute aus der Menge - Wauzi bellte sogar. »Daher werde ich dafür kämpfen, dass die Beta-Humanoiden Arbeiter auf Pherostine in die Gewerkschaft zugelassen werden. Niemand kann uns gegeneinander ausspielen, wenn wir gemeinsam, Schulter an Schulter, für bessere Arbeitsbedingungen einstehen! Dankeschön, Genossinnen, Genossen!«
Diese letzte Ankündigung schien die Menge zu spalten: Manche jubelten, andere buhten, viele riefen ihre Meinung hinaus. Das Ergebnis war eine Kakophonie,
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