Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Undercover

Undercover

Titel: Undercover Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lena Falkenhagen
Vom Netzwerk:
in der man keine Stimme verstand. Cross hatte ihnen Stoff zum Nachdenken gegeben.
    »Ich sage doch, der tut was«, sagte Jenny neben mir und strahlte über das ganze Gesicht. »Der quatscht nicht nur dummes Zeug. Wenn der sagt, dass das kein Unfall war, dann glaube ich das.«
    »Und wer ist dieser Cross, dass er das angeblich so genau weiß?«, fragte ich. »Ich habe bislang keine Beweise gesehen.«
    »Wirst du noch«, erwiderte Jenny voller grundgütigem Vertrauen. »Man sagt, Cross war mal Reporter. Ein Studierter. Jemand, der genau weiß, was er tut und wo er die Informationen herbekommt. Wart’s ab. Der quatscht nicht nur.«
    Ich hörte nicht weiter zu. Richard Cross war also Reporter. Ein weiteres Detail, das Stewart - und Jabbert -
    vergessen hatten, mir über diesen Auftrag mitzuteilen.
    Was auf den ersten Blick nebensächlich wirken mochte, würde mir die Arbeit unendlich erschweren. Nicht nur, dass Journalisten misstrauischere Zeitgenossen abgaben als Hänschen oder Lieselotte Mayer-Durchschnitt. Sie waren auch besser darin, ihre Spuren zu verwischen, wenn sie verschwinden wollten. Und sie kannten die Beschattungstaktiken alle selbst und wussten, wie man Leute erkannte, die sich an sie ranmachen wollten. Und was machte ein verdammter Reporter überhaupt auf diesem Stück Weltraumdreck? Heiliger Apollo, das wurde ja immer verworrener.
    Ich hatte angenommen, dass Enclave Limited seinem Konkurrenten United mit dem Entzünden des Xenans hatte Steine in den Weg werfen wollen. Nun sah es beinahe danach aus, als hätte ich United mit meinem Auf-trag gleich mehrere Gefallen getan - den Gewerkschafts-rat aus dem Weg geschafft und einen ersten Beweis dafür geliefert, dass das Xenan instabil war. Das war eine kleine Sensation, denn die Metakons halfen einander nicht aus Menschenfreundlichkeit.
    Mir dämmerte, dass das Spiel, das hier gespielt wurde, möglicherweise gar nicht Konzern gegen Konzern, sondern zwei Konzerne gegen die Gewerkschaft hieß. Denn die einzige Ausnahme zu dieser Regel stellte der Kampf gegen die Gewerkschaft dar, der im Interesse aller Metakons lag. Besonders, wenn sie, wie die PLU hier, gerade dabei war, ihre Machtstellung auf einem Planeten auszubauen.
    Dazu mochte Enclave Limited schon mal einen anderen Konzern wie United heimlich unterstützen. Doch das durfte natürlich nicht an die Öffentlichkeit dringen, besonders, falls Enclave auf Pherostine ebenfalls Eigeninteressen verfolgte.
    Vermutlich war das der Grund, warum Stewart nicht wollte, dass Cross’ Tod nach einer allzu professionellen Hinrichtung aussah. Wenn man das Ganze als Machtkampf in der Gewerkschaft verkaufen konnte, dann war Enclave fein raus. Besonders jetzt, da offenbar die Augen des Universums und der Galaxy Workers Alliance auf den Geschehnissen auf Pherostine ruhten.
    Und Cross musste sterben, weil die Arbeiter ihre Hoffnungen auf ihn legten. Wenn der Mann ein Kämpfer war, dann würde er allein die Schuhe von Symes und den restlichen Vorstandsmitgliedern zusammen ausfüllen, und die Probleme gingen von vorne los.
    Auf der anderen Seite konnte man auch misstrauisch werden. Der Vorstand der PLU war durch meine Sprengung im Stollen Adam vollständig ausgelöscht worden. Richard Cross war der Einzige, der wieder lebend aus dem Stollen gekommen war und gleichzeitig von den Toden profitierte. Warum war er überhaupt mit hineingegangen, wenn er nicht im Vorstand gewesen war? Konnte er beteiligt gewesen sein? Er war es auch gewesen, der diesen Symes davon abgehalten hatte, auf der Bohrmaschine nach dem Rechten zu sehen. Hatte er die lose Platte nicht gesehen, oder hatte er sie ignoriert?

    Nach der grimmigen Rede, die Cross gerade gehalten hatte, war der Mann entweder ein begnadeter Manipulator, oder er war ungefähr so intrigant veranlagt wie ich - also gar nicht. Für die Kumpel vor Ort hoffte ich, dass Letzteres zutraf. Für mein Gewissen wünschte ich mir eher Ersteres. Immerhin sollte ich den Mann töten. Doch dazu musste ich erst einmal an ihn herankommen. Und dafür musste dieser Zirkus vorbei sein.
    Der Langweiler hatte offenbar alles, was er benötigte, denn jetzt trat er zurück ans Mikrofon. »Liebe Genossinnen und Genossen, ich freue mich, euch einen hochrangigen Gastredner vorstellen zu dürfen. Wir dürfen uns geehrt fühlen, den Vorsitzenden der Galaxy Workers Alliance in unserer Mitte zu begrüßen. Applaus für Gerhard Müller.«
    Die Anwesenden reagierten pflichtschuldig, dann heulte eine Rückkoppelung durch

Weitere Kostenlose Bücher