Undercover
viel ich diesem Mann eigentlich schuldete. Ich wollte sein Blut nicht auch noch an meinen Händen kleben wissen.
Ich riss mich am Riemen und tippte auf dem Autopiloten herum. Ich brauchte drei Anläufe an dem gestörten System, dann hatte ich den neuen Kurs programmiert. »Etwas über vier Stunden bis Chorriah.«
»Ich dachte, du wolltest nach Bankers Rock. Warum nun Chorriah?«, fragte er stirnrunzelnd.
»Weil da nur Schurken sind. Genau das, was wir brauchen, wenn wir nach Pherostine zurückkehren wollen. Ich kenne da einen, der uns helfen kann.«
Erstaunt sah er mich an. »Helfen? Ich dachte du wolltest zu einem Techniker?«
»Ich habe meine Meinung geändert. Ich sorge dafür, dass du zurück nach Pherostine kommst.«
»Warum?«, fragte er. »Warum jetzt?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Vielleicht hast du Recht. Vielleicht kann man vor seinen Dämonen nicht weglaufen.
Das muss dir reichen.« Außerdem war es vermutlich sowieso sehr unwahrscheinlich, dass es auf Bankerts Rock jemanden im 20T gab, der mir in der gebotenen Zeit helfen konnte und wollte.
Er sah mich mit einem merkwürdigen Blick von der Seite an. »In Ordnung. Wer ist der Mann, der uns helfen soll?
«
»Cagliostro. Ein Freund.«
»Und … traust du ihm, obwohl er ein Schurke ist?«
»Ich traue der Tatsache, dass er seinen Schnitt machen will. C schert sich nicht um die Autoritäten - er ist selbst eine. Er hat gute Verbindungen nach oben wie nach unten.«
»Und wenn er einen besseren Schnitt bei jemand anderem machen kann?«
»Dann haben wir ein Problem. Ich sehe aber keinen anderen Weg. Mit diesem Schiff können wir nicht zurück - die Signatur würde der UI-Sec sofort auffallen.«
»Also gut, machen wir uns auf.« Dabei lächelte er mich zum ersten Mal an diesem Tag ohne Bitterkeit oder Trauer an. Ich las eine Spur der Hoffnung in seinen Augen, wie bei dem Gespräch nach der Dusche.
Der Anblick brach mir beinahe das Herz.
29. März 3042 (Erdzeit)
System: Guavarra
Ort: TTMS-Station Chorriah
Als wir uns viereinhalb Stunden später im Anflug auf Chorriah befanden, klopfte ich nervös mit den Fingerspitzen auf das Armaturenbrett. Vier Stunden von vielleicht noch dreiundzwanzig oder weniger. Und da die Station einer der gängigen Kommunikationsknotenpunkte des Guavarra-Systems war, würde Stewarts Funksignal auch wieder schneller bei mir eintreffen. Ich bereute meine Entscheidung - beinahe.
Trotz meiner Anspannung hatte ich ein, zwei Stunden schlafen können und dabei Cross überlassen, den Autopiloten zu überwachen. Als ich die Anzeigen prüfte, fiel mir auf, dass die Bordkommunikation eine Fehlermeldung anzeigte. »Hast du versucht, einen Funkspruch abzusetzen?«, fragte ich ihn.
»Ja. Ich wollte Grange fragen, wie es um Winslow steht, und ankündigen, dass ich auf dem Rückweg bin.
Aber ich glaube, das verdammte Ding hat nicht gesendet.«
»Ist vielleicht besser so«, erwiderte ich. »Wer weiß schon, wie gut die Kom hier verschlüsselt ist.«
Er zog eine Augenbraue hoch. »Ich bin kein Anfänger - natürlich habe ich nachgeschaut. Es gibt eine Grundverschlüsselung. Nichts Militärisches oder so, aber immerhin so viel, dass ich es habe drauf ankommen lassen, mitten im All eine Botschaft abzusenden.«
Ich runzelte die Stirn. »Versuch das nicht nochmal. Jabbert ist mit allen Wassern gewaschen, dem traue ich auch zu, uns durch ein verschlüsseltes Signal zu finden.«
»In Ordnung. Sie ist ja eh nicht rausgegangen.«
Vor uns im All hing die riesige Vogelspinne, an deren Andockarmen schon etliche Schiffe lagen. Ich kündigte dem Tower von Chorriah unsere Ankunft an. Dafür benutzte ich die Personendaten der Pilotin und des Kapitäns unseres kleinen Frachters und hoffte, dass die TTMS wie hier beinahe üblich die Daten nur stichprobenartig überprüfte. Der Mega-Konzern kontrollierte die Station hauptsächlich wegen des Sprungtors, das sich im Herzen befand. Wer dort hinein oder hinaus wollte, wurde minuziös überprüft. Der Rest der Anlage war TTMS herzlich egal.
Es dauerte noch beinahe eine weitere Stunde, in der wir darauf warteten, dass uns ein Platz zugewiesen wurde und wir die Koordinaten für den Autopiloten bekamen. Cross’ Störsender produzierte mal wieder ein, zwei nervige »no signal«-Nachrichten, bevor das System die neuen Daten akzeptierte.
Der Operator von Chorriah leitete das Andockmanöver ein - die Gangway wurde ausgefahren und schlug mit dumpfem Hall an unserem Außenschott an. Widerwillig übergab
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