Undercover ins Glück
den Laden schlossen, eine halbe Stunde später als gewöhnlich, war Jordan zwar erschöpft, aber zufrieden. Sie hatten guten Umsatz gemacht. Der beste Moment, um Leuten Wein zu verkaufen, war – nicht besonders überraschend – , wenn sie bereits ein paar Gläser davon getrunken hatten.
Sie brachten gerade den Laden in Ordnung – Martin räumte auf, und Jordan sortierte die Verkaufsbelege, während Andrea und Robert den Abwasch erledigten – , als Jordan ihr Handy klingeln hörte. Sie ging ins Hinterzimmer, wo sie es abgelegt hatte, und nahm den Anruf entgegen.
»Warum bist du nicht drangegangen?«, fragte Nick, nachdem sie sich gemeldet hatte. »Ich habe den ganzen Abend versucht, dich zu erreichen.«
»Ich hatte bis vor ein paar Minuten sechzig Leute im Laden. Ich habe es nicht klingeln hören, und selbst wenn ich es gehört hätte, hätte ich nicht drangehen können.«
»Ich bin in meinem Wagen, zwei Minuten vom Laden entfernt. Wenn ich ankomme, werden wir beide mal über deine mangelnde Aufmerksamkeit in Sachen Handy reden müssen.«
»Nein, warte.« Jordan schloss die Tür, damit die anderen nicht mithören konnten. »Hör mal, Nick, ich bin vollkommen erledigt. Wir hatten heute Abend eine Pick-up-Party, ich habe drei Angestellte im Laden, und ich habe keine Energie mehr, um vor ihnen so zu tun, als wären wir zusammen. Außerdem klingst du so, als würdest du dich auf diese Gardinenpredigt freuen, und auch wenn ich es normalerweise liebe, nach einem harten Arbeitstag von dir belehrt zu werden, würde ich es doch lieber auf ein anderes Mal verschieben. Zum Beispiel auf den Sankt-Nimmerleins-Tag.«
Zuerst sagte Nick gar nichts. Als er schließlich antwortete, klang in seiner Stimme ein Hauch von Misstrauen mit. »Was ist eine Pick-up-Party? Hört sich seltsam an. Wie etwas, an dem meine Freundin auf keinen Fall teilnehmen sollte.«
»Das ist eine Party, bei der die Clubmitglieder ihre Weine abholen. Keine Abschleppveranstaltung.«
Das schien ihn ein wenig zu beschwichtigen. »Hmm. Solange niemand seinen Schlüssel in eine Schale legt oder so etwas.«
Jordan lächelte. »Wir befinden uns nicht mehr in den Siebzigern. Ich glaube, heutzutage wird das mit Armbanduhren statt mit Schlüsseln gemacht.«
»Ich frage jetzt lieber nicht, woher du das weißt.« Er schwieg einen Augenblick und fügte dann hinzu: »Mal ehrlich, woher weißt du das?«
»Kam mal bei Oprah vor.« Jordan setzte sich an ihren Schreibtisch. »Was gibt es denn überhaupt für einen Notfall? Ich vermute mal, dass es einen gibt, wenn du versucht hast, mich zu erreichen.«
»Jemand ist mir den ganzen Tag gefolgt.«
Ihr Lächeln verschwand. »Denkst du, wir sind in Schwierigkeiten?«
»Nein, im Gegenteil. Das könnte sogar ein gutes Zeichen sein«, sagte Nick. »Eckharts Schnüffler muss langsam verzweifeln, weil er noch nichts über mich ausgraben konnte. Aber da er uns beobachtet, müssen wir dafür sorgen, dass alles korrekt aussieht.«
»Und das bedeutet … ?«
»Dass wir beide noch einmal miteinander ausgehen müssen. Morgen beginnt das Wochenende. Da Nick Stanton auf dich steht, wird er dich wiedersehen wollen. Schon bald.«
»Nick Stanton spielt nicht die üblichen Beziehungsspielchen. Ich glaube, ich mag diesen Typen. Warte kurz, ich schau mal, was ich machen kann.« Jordan rief den Kalender in ihrem Handy auf. »Wie wäre es mit einem Mittagessen am Sonntag? Normalerweise mache ich eine halbe Stunde Pause, sobald Martin reinkommt.«
Nick klang beleidigt. »Du willst mich mit einer Verabredung am Sonntagmittag abspeisen? Das ist die ärmlichste aller Wochenendverabredungen. In dieses Zeitfenster legt man die Treffen, die ein wenig angenehmer als Wäschewaschen sind. Ich will ein Date am Freitag- oder Samstagabend. Punkt.«
Der Große Oz hatte gesprochen.
»Tut mir leid, aber an diesem Freitag bin ich schon mit meinem Vater zum Essen verabredet. Und wie du bereits weißt, habe ich am Samstag was mit meinen Freunden geplant«, sagte Jordan. »Aber wenn du dich dadurch besser fühlst, kann ich dich am Sonntagabend nach Ladenschluss reinquetschen.«
»Es gibt einen Mann, der in den letzten acht Stunden jede meiner Bewegungen verfolgt hat, Jordan. Er wird sich fragen, was los ist, wenn Nick Stanton, der eine Freundin und einen regelmäßigen Alltag hat, an einem Freitag- und Samstagabend allein zu Hause sitzt. Das FBI hat keine Freunde als Teil meiner Tarnung dazugezaubert. Abgesehen von meiner falschen Wohnung und meinem
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