Undercover ins Glück
an. »Ich hab es dir doch gesagt, Rhodes. Das ist unser Job.«
Nick begleitete Jordan noch zu ihrem Haus und sagte ihr, dass er sie später anrufen würde. Da er weder den schwarzen Sedan sah, der sie am Abend zuvor verfolgt hatte, noch etwas anderes Verdächtiges entdeckte, entschied er, dass sie auf den obligatorischen Abschiedskuss verzichten konnten. Als er ihre Eingangsstufen hinunterstieg, erwischte er sich dabei, wie er sich flüchtig wünschte, sie würden immer noch beobachtet.
Seiner sensiblen Seite – die glücklicherweise nicht existierte – hätte das ganz schön zu schaffen gemacht.
Nach ein paar Metern erreichte er seinen Wagen, der immer noch dort stand, wo er ihn am Abend zuvor geparkt hatte. Doch er ging schnurstracks weiter. Er konnte nicht riskieren, dass ihn jemand damit fahren sah und das Nummernschild zurückverfolgte. Er steuerte auf die nächste Kreuzung zu und hielt nach einem Taxi Ausschau. Dabei nahm er sich vor, später jemanden aus dem Büro sein Auto abholen zu lassen und es zu seiner Wohnung zu bringen. Seiner richtigen Wohnung.
Problemlos fand er ein Taxi und gab dem Fahrer die Adresse, die für die nächsten ein bis zwei Wochen sein Zuhause sein würde. Er warf einen Blick auf sein Handy und hörte zwei Nachrichten von Huxley ab, in denen er sich übermäßig dafür entschuldigte, dass er ihn zu diesem Auftrag überredet und ihm damit seinen Plan, nach New York zu fliegen, verdorben hatte. Auch wenn Nick das zu schätzen wusste, war die Entschuldigung dennoch unnötig. Niemand hatte ihn zu irgendetwas gezwungen, und er hegte keinen Zweifel daran, dass jeder andere Agent der Zweigstelle Chicago genau das Gleiche getan hätte. Es war einfach ein Teil des Jobs, für den sie sich entschieden hatten. Wenn er während seiner verdeckten Ermittlungen verhätschelt und verwöhnt werden wollte, hätte er bei der CIA angefangen.
Gerade als er sein Handy wieder in die Tasche stecken wollte, klingelte es. Ein Blick auf das Display verriet ihm, dass es sein Bruder Matt war. Er ging dran. »Ich hatte schon so ein Gefühl, dass du anrufen würdest.«
»Hat dir schon mal jemand gesagt, dass du ein Waschlappen bist?«
Nick musste über den alten Witz schmunzeln. Damals, als er und seine Brüder noch Kinder gewesen waren, hatten sie sich einmal dazu hinreißen lassen, »aus Versehen« drei Fenster in Tommy Angolinis Wohnung einzuschmeißen, nachdem er in der Pause behauptet hatte, dass schottische Waschlappen ums Verrecken nicht werfen könnten. Doch Tommy hatte zwei Fehler gemacht: Erstes waren sie nur zur Hälfte schottische Waschlappen, und zweitens hatte er das sportliche Talent der McCall-Brüder unterschätzt.
Dieser gutmütige Spaß hatte Tommy Angolini davon abgehalten, weiter Unsinn zu reden, ihren Vater aber gleichzeitig furchtbar verärgert. Da er während dieser Zeit Sergeant beim NYPD gewesen war, hatte er Nick und seine Brüder kurzerhand aufs Revier geschleift und sie dort in eine leere Zelle gesperrt.
Sechs Stunden lang.
Danach hatten sich die McCall-Brüder natürlich bemüht, gesetzestreue Zehn-, Neun- und Siebenjährige zu sein. Die einzige Person, die die »Verhaftung« noch stärker traumatisiert hatte als sie selbst, war ihre Mutter gewesen. Sie hatte die sechs Stunden damit verbracht, zu weinen, sich zu weigern, mit ihrem Mann zu sprechen, und Lasagne und Cannelloni zu machen – drei Riesenportionen, mit denen sie ihre Söhnen vollgestopft hatte, sobald diese wieder zu Hause gewesen waren.
»Die letzte Person, die das zu mir gesagt hat, hatte ganz schnell drei eingeworfene Fensterscheiben«, konterte Nick.
»Da du es ja ohnehin nicht nach New York schaffst, mache ich mir darüber keine Sorgen«, erwiderte Matt. »Ich hoffe, du rettest die Welt wenigstens vor einem Angriff mit biologischen Waffen oder verhinderst ein Attentat auf den Präsidenten.«
»Nein. Das steht erst nächste Woche auf dem Programm.«
»Im Ernst, Nick, du schaffst es nicht mal zu Mas Party? Wir planen diese Feier seit Monaten.«
Nick, der sich wie ein Riesenarschloch fühlte, lenkte sich damit ab, aus dem Heckfenster zu blicken, um zu überprüfen, ob ihm jemand folgte. »Ich weiß. Aber es ist etwas dazwischengekommen, das es mir unmöglich macht, zu euch zu fliegen. Ich muss mir eben etwas ausdenken, um mich bei Ma zu entschuldigen. Wie schwer nimmt sie es?«
»Sie sagt, dass sie dir keine Arrabbiata-Soße mehr schicken will«, antwortete Matt.
Nick stieß einen erstaunten Pfiff aus.
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