Undercover
meine, ihr kann niemand was tun, ja?“
„Nein. Und jetzt hau’ endlich ab bevor ich’s mir noch anders überl ege!“
Josh ging mit schleppendem Schritt den Flur hinunter. Die Krankenschwester am E mpfang warf ihm einen bös en Blick zu.
Die Nachtluft fühlte sich an wie feuchte Watte. Sein Wagen stand unter einer Laterne. Er steckte den Schlüssel ins Türschloss und bemerkte beim Aufsehen ein Auto, das ihm bekannt vorkam. Er sah näher hin. Ein weißer Hyundai. Nun, davon gab es eine ganze Menge. Tausende sicher allein an der Sunshine Coast. Dennoch - er zog den Schlüssel wieder ab und ging langsam zu dem Wagen hinüber, vielleicht tat er es, weil er einfach einen Grund suchte, um nicht gleich wieder nach Hause fahren zu müssen. Seine Schritte auf dem Asphalt hinterließen in der nächtlichen Stille ein schabendes Geräusch. Seine Gestalt warf einen kurzen Schatten. Er stand jetzt vor dem Wagen, bückte s ich, sah hinein. Niemand drin. Auf dem Blech blitzte das Licht der Laterne. Ihm fiel eine tiefe Schleifspur am linken vorderen Kotflügel auf. Er wurde neugierig. Das Kennzeichen: 229 RGN. RGN? Detective Blix’ Wagen?
Abrupt drehte er sich um, rannte zurück in die Klinik, stürzte wieder an der Krankenschwester vorbei, nahm die Treppe und sah vom Ende des Flurs, dass der Stu hl vor Chrissys Tür leer war. Josh schlitterte den Flur hinunter und riss die Tür auf. Der Raum war unveränder t. Das dämmrige Licht leuchtete. Er trat näher ans Bett. Chrissy lag genauso wie sie gelegen hatte, als er gegangen war – nur die Geräte waren ausgeschaltet...
Er klopfte auf ihre Wangen, aber sie rührte sich nicht, er klopfte fester, ihre Augenlider zitterten.
„Chrissy! Wach auf!“
Er drückte den roten Notruf-Knopf an der Wand. Sein Herz hämmerte, er drückte wieder und wieder den Knopf und rief ihren Namen bis endlich eine Krankenschwester hereinkam.
„Was um Himmels willen ist denn los?“ Noch bevor er antworten konnte, handelte sie bereits, rief einen Arzt, prüfte den Puls, hantierte an den Geräten, nahm keine Notiz mehr von ihm.
„Chrissy“, konnte er nur noch flüstern.
Der Arzt stürzte herein, und ihn, Josh, schob man aus dem Raum.
„Was ist mit ihr?“
Doch man gab ihm keine Antwort. Chrissy durfte nicht sterben. Er hatte doch gerade erst angefangen, ihr wahres Ich kennen zu lernen. Das war doch ihr wahres Ich...
Josh sank auf dem Stuhl des Polizisten nieder. Wo war der eigentlich? Er sah den Flur hinunter. Nichts. Seit wann war der Polizist verschwunden? Er hatte doch behauptet, auf Chrissy aufzupassen? Hatte er die Geräte abgeschaltet? Josh sprang auf und lief den Flur entlang. Zuerst sah er in den Toiletten nach, doch da war niemand, weder in der Herren - noch in der Damentoilette . Gegenüber befanden sich zwei Patientenzimmer, er öffnete vorsichtig die Türen - dunkel . Er schaltete rücksichtslos das Deckenlicht an, doch in den beiden Betten lagen zwei ältere Frauen. Rasch machte er das Licht wieder aus und schloss di e Tür. Die Teeküche - leer. Noch ein Krank enzimmer, aber auch hier nur zwei Patientinnen . An der nächsten Tü r stand das Schild Waschraum. Josh zog die Tür auf, knipste das Licht an und schrak zurück. In der Ecke lag ein schwarzer Haufen - der bullige Polizist. Er hob langsam den Kopf. Seine Augen wirkten starr wie aus Glas. Neben ihm stand ein fast leeres Glas mit einer bernsteinfarbenen Flüssigkeit und eine Whiskyflasche. Josh konnte sich nicht zurückhalten.
„Du verdammter Dreckskerl! Du solltest auf sie aufpassen, statt dessen besäufst du dich!“
Außer sich vor Wut trat er den Polizisten in die Rippen , immer und imme r wieder, der Polizist wimmerte und krümmte sich. Josh erschrak. Was zum Teufel tat er da? Noch nie hatte er auf einen Menschen eingetreten. Der Mann war wehrlos, das konnte er doch sehen! Er ging neben dem Polizisten in die Hocke. Der Mann stank nach Alkohol. Hatte er sich denn innerhalb von kaum zehn Minuten so vollaufen lassen?
Er wollte den Polizisten etwas fragen, doch der verdrehte nur die Augen und sackte zusammen. Josh rüttelte ihn. Vergeblich. An der Wand war ein roter Alarmknopf, den er drückte.
Blix, dachte er , das war Detective Blix. Auf dem Flur kam ihm schon eine Krankenschwester atemlos entgegen. Josh zeigte nur zum Badezimmer und ging zu Chrissys Zimmer zurück.
Niemand nahm von ihm Notiz als er hereinkam. Der Arzt und zwei Schwestern verdec kten seinen Blick auf Chrissy. Eine Maschine brummte, ein Arzt
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