Undercover
khakifarbene, lässige Hose. So, hoffte er, würde er ihr gefallen. Ihre Mutter wäre nicht zu Hause, hatte Chrissy ihm schon am Telefon gesagt. Und er war ganz froh darüber. Sicher wäre es ihr nicht Recht, ihre Tochter mit dem Gärtner ausgehen zu sehen.
Als er um halb sechs die Haustür abschloss, brachte Betsy Mulder gerade eine Mülltüte zur Tonne in ihren Vorgarten.
„Hi Josh, du hast was vor, oder?“, rief sie herüber.
„Im Surfclub ist eine Weihnachtsparty.“
„Schön! Gehst du allein?“ Betsy war nähergekommen. Sie trug einen rosafarbenen Freizeitanzug mit einem weißen Seitenstreifen. Ihre helle Haut war von der viel zu starken Sonne gerötet. Ein Geruch nach frisch gebratenen Zwiebeln ging von ihr aus und ihm fiel ein, dass er gar nichts zu Abend gegessen hatte. Er hatte es vollkommen vergessen.
„Nein.“
„ Ein Date?“ Betsy zwinkerte ihm zu. „Sorry, ich bin zu neugierig! Ich würde auch gern mal wieder gehen, aber du kennst ja Pete, dafür ist er einfach nicht zu haben! V iel Spaß! “
„Danke!“
Sie winkte ihm.
Viel zu früh war er losgefahren, stellte er fest. Wieso hatte er zehn Minuten Weg vom Haus zum Auto eingeplant? Er musste über sich schmunzeln und stellte das Radio an. Oben auf der Straße beschloss er, den Umweg am Meer entlang über Maroochydore zu nehmen.
Das Wasser glitzerte golden in der tiefstehenden Abendsonne. Touristen, beladen mit ihrem Strandgepäck , kehrten in ihre Apartmen ts zurück. Die Neonschilder der Take-aways, Pizzerien, Indischen und Chinesischen Restaurants auf der Hauptstraße in Maroochydore brannten hell. An den Schaufenstern blinkte bunt die Weihnachtsdekoration. Grellgrüne Christbäume, Nikoläuse mit weißen Bärten und dicken Mänteln und b raune Rentiere. Er legte den Ellbogen aufs geöffnete Fenster und dre hte die Musik lauter .
Vor Chrissys Haus wuchs eine hohe, uralte Jacara nda. Im Frühling erfüllten die lilafarbenen Blüten die ganze Straße mit ihrem s üßen Duft. Im Sommer spendete sie mit seinem dichten Blätterdach kühlen Schatten. Und jetzt, in den Abendstu nden, schwirrte die mächtige Krone von Vogelstimmen. Bevor Josh ausstieg warf er noch einen kurzen Blick in den Innenspiegel.
„He, Josh!“, sagte er grinsend. „Egal, wie es ausgeht, genieße es erst mal, okay?“ E r zwinkerte sich zu und stieg aus.
Mit festem Schritt ging er auf die Haustür zu un d klingelte. Von drinnen näherten sich schnelle, kurze Schritte, dann wurd e die Tür aufgerissen. Ein Tier! Ein wildes Tier mit einer roten Mähne ! , schoss es ihm durch den Kopf.
„He, Josh“, begrüßte Chrissy ihn fast beiläufig.
„Hi “ , sagte er und e rwartete irgendwas. Ein Lächeln vielleicht.
„Geh’n wir.“ Sie schüttelte ihr kupferfarbenes Haar, das sich voluminös bauschte, und ging an ihm vorbei.
„Warum s o eilig ?“
Ein enges, schwarzes Kleid, das nur eine Handb reit unter dem Po endete, umhüllte ihre n Körper wie in eine Folie . I hre weißen, langen Beine endeten in Sandalen mit hohen Absätzen. Er musste wieder an einen Schmetterling denken, aber diesmal an einen Sc hmetterling ohne Flügel.
„He, wir wollen d och was erleben, oder?“ Bevor Josh ihr die Tür aufmachen konnte, hatte sie sie schon aufgezoge n. Sie stieg ein und gab ihm dann einen Kuss auf die Wange, als würden sie seit Monaten miteinander gehen. Er wusste nicht, ob er sich deshalb über den Kuss freuen oder ob er enttäuscht sein sollte. Sie duftete nach der Jacaranda...
Josh fuhr los. Chrissy machte ihr Handtäschchen auf, zog einen Spiegel hervor und betrachtete kritisch ihre Lippen, spitzte sie und presste sie aufeinander.
„Hast du ein Taschentuch für mich?“
„Im Handschuhfach.“
Sie klappte es auf. „He!“
Er sah zu ihr herüber. In den Lauf des Revolvers. Scheiße ...
„Leg’ das Ding weg, Chrissy!“
„Peng!“ Sie zielte durch die Windschutzscheibe und lachte.
„Chrissy, der ist geladen! Spiel verdammt nicht damit rum!“
Sie lachte und hielt ihn sich an die Schläfe.
„Soll ich abdrücken?“
In dem Moment scherte er seitlich aus und trat auf die Bremse. Ruckartig kam der Wagen zum Stehen. Er riss ihr den Revolver aus der Hand.
„Das Ding ist gefährlich!“
„ Das Ding ist gefährlich! “, äffte sie ihn nach, „Ach, Josh, du bist so langweilig.“ Ihre roten Lippen schmollten. Dann lachte sie wieder. „He, mach’ nicht so ein Gesicht, Josh, war doch nur Spaß!“
Er legte den Revolver zurück ins Handschuhfach
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