Undercover
Tage zurückdrehen , und in Erica Wagners Garten hätte er nicht hinauf zur Fensterscheibe gesehen , dann wäre sein Leben do ch ganz normal weiter gegangen.
39
Zehn Minuten lang suchte Josh im Parkhaus einen Platz bis endlich ein silbergrauer Mercedes wegfuhr.
„Noch eine Minute länger und ich hätte diesen Penner au s seinem Auto gezerrt!“, sag te Chrissy und knallte die Tür zu .
„Hi Josh!“
Gloria Tudor, eine Kundin, Malerin von schrill bunten Bildern winkte vom übernäc hsten Parkplatz. Sie war Mitte f ünfzig und seitdem sie erfahren hatte, dass er beide Elternteile verloren hatte, besonders fürsorglich.
„Hi Gloria!“ Er hoffte, dass sich Chrissy im Hintergrund halten würde.
„Wie geht’s, Josh? Wollen Sie nicht an Weihnachten zu mir und meinem Mann rüberkommen?“ Ein bunter Seidenschal – ihr Markenzeichen - schmiegte sich um ihren Hals. Ihre blauen Augen leuchteten wie immer.
Gern hätte er jetzt J a gesagt, denn er mochte sie beide, doch er brachte es nicht hervor, spürte nur Angst und hoffte, dass Chrissy jetzt nicht ausrastete und sie beide in Gefahr brachte.
„Oh, danke“, hörte er sich mit einer ihm fremd vorkommenden Stimme antworten, „ich weiß noch nicht...“
Gloria warf einen Blick auf Chrissy und lächelte. „O h, Sie können auch gern zu zweit kommen...“
„W ir sind wahrscheinlich bei ihren Eltern...“
Hoffentlich vermasselt Chriss y jetzt nicht alles, betete er. Doch sie verhielt sich noch immer ruhig, und wirkte gelangweilt.
„Ja, dann, alles Gute - und Schöne Weihnachten!“
„Ihnen au ch!“ Josh wollte weitergehen und Gloria drehte sich schon zu ihrem Wagen, hielt dann aber inne. „Ach, Josh?“
Er erschrak. Jetzt würde sie irgendeine Frage stellen, die er nicht beantworten könnte, jetzt würde Chrissy die Nerven verlieren – er holte Luft, dann zitterte seine Stimme doch.
„Ja?“
„Gleich nach Weihnachten müssen Sie unbedingt die Umrandung der Beete erneuern, durch den Regen ist alles aufgeweicht, aber na ja, es wird wohl schon noch gehen. Sie haben nicht doch noch vor Weihnachten Zeit, um schnell mal vorbei zu kommen?“
Er atmete auf. Unt er normalen Umständen hätte er J a gesagt. Gloria war eine treue Kundin, und er arbeitete gern für sie. Doch jetzt fühlte er sich außerstande, mehr als das Allernotwendigste zu tun.
„Tut mir Le id, Gloria, aber ich bin völlig ausgebucht , wirklich...“
„Na ja, war nur eine Frage, also, alles Gute dann!“ Sie winkte mit dem Schlüssel in der Hand, er winkte zurück und war endlich erlöst, als Gloria in ihr Auto stieg.
„Nagellack!“ Chrissy verdrehte die Augen.
„Okay, okay .“
Josh ging hinter Chrissy die Treppe hinauf . Er sehnte sich n ach den vergangenen Weihnachten. W ie gern hätte er seine jetzige Angst, Wut und Enttäuschung gegen seine damalige Traurigkeit über seine Einsamkeit eingetauscht. Er steckte bis zum Hals in der Sache mit drin und wenn die Polizei irgendetwas herausfände, oder sogar auf Chrissy stieß, dann war er mit dran. Bei der Vorstellung ins Gefängnis zu müssen, drehte sich ihm der Magen um. Selbst wenn man nur kurz dort war, käme man als ein anderer heraus.
40
Carol war Shanes erster Gedanke als er aufwachte. Irgendwann in der Nacht war er aus einem Traum aufgeschreckt. Carol Wilcox stand in der Nacht unter einem Neonschild mit der Aufschrift BELLAVISTA M OTEL und wartete auf ihn . Als er langsam auf sie zukam, zog sie eine Pistole und erschoss ihn.
Er sah sie vor sich und begann sich schon wieder den Kopf über sie zu zerbrechen. Sein verletztes Bein ließ ihn nur auf dem Rücken schlafen. Jetzt schmerzte sein Rücken. Schließlich stand er stöhnend auf.
Um sieben war er geduscht , rasiert und angezogen. Von der Auskunft ließ er sich Telefonnummer und Adresse des Motels in Nambour geben. Dann rief er dort an und fragte, wie man am besten dorthin käme. Der Mann, der seinen Namen nicht nannte, erklärte es ihm. Shane nahm seine Waffe und verließ das Apartment. Im Zeitungsladen unter den Arkaden kaufte er den Sunshine Daily. Auf der Titelseite war Tim Wilcox abgebildet. Noch keine Spur im Wilcox-Fall, lautete die Schlagzeile. Weiter unten zeigte ein kleineres Foto Tim Wilcox mit Carol bei einer Party. Carol trug auffällige Ohrringe und ein Kleid mit einem tiefen Ausschnitt.
Auf dem Weg in die Tiefgarage überlegte er, ob er Tamara von seiner Unternehmung benachrichtigen sollte, doch dann entschied er sich dagegen. Sie war mit der
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