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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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wieder zurück.«
    »Der Deal sollte vor allem meine Schwierigkeiten beseitigen.«
    »Das hat aber nicht geklappt. Die Feds sind weiter hinter Ihnen her.«
    »Was das NYPD betrifft, hat es recht gut geklappt.«
    »Und wir anderen haben alle davon profitiert. Wofür ich Ihnen danke.«
    »Bitte sehr.«
    Sie fragte: »Wie wollen die Hoths das Land verlassen?«
    »Ich glaube nicht, dass sie das noch vorhaben. Diese Option existiert seit ein paar Tagen nicht mehr, vermute ich. Bestimmt haben sie sich den ganzen Ablauf einfacher vorgestellt. Jetzt geht’s nur noch darum, ihren Auftrag auszuführen, auch wenn er sie das Leben kostet.«
    »Wie bei einem Himmelfahrtskommando?«
    »Darin sind sie gut.«
    »Was die Sache für Sie schwieriger macht.«
    »Legen sie’s darauf an, Selbstmord zu verüben, bin ich ihnen gern behilflich.«
    Lee veränderte ihre Sitzhaltung etwas, sodass ihre Bluse sich straffte. Unter dem dünnen Seidenstoff zeichnete sich die Pistole an ihrer Hüfte ab. Eine Glock 17, vermutete ich, in einem Rundhalfter.
    Ich fragte sie: »Wer weiß, dass Sie hier sind?«
    »Docherty«, gab sie zur Antwort.
    »Wann erwartet er Sie zurück?«
    »Morgen.«
    Ich schwieg.
    Sie fragte: »Was möchten Sie jetzt tun?«
    »Ehrliche Antwort?«
    »Bitte.«
    »Ihre Bluse aufknöpfen.«
    »Sagen Sie das oft zu Cops?«
    »Früher schon. Cops waren die einzigen Leute, die ich kannte.«
    »Gefahren machen Sie geil?«
    »Frauen machen mich geil.«
    »Alle Frauen?«
    »Nein«, sagte ich. »Nicht alle Frauen.«
    Sie schwieg einen Moment, dann meinte sie: »Keine gute Idee.«
    Ich sagte: »Okay.«
    »Sie geben sich mit einem Nein zufrieden?«
    »Sollte ich das nicht?«
    Sie schwieg wieder ein paar Sekunden, dann sagte sie: »Ich hab’s mir anders überlegt.«
    »Was?«
    »Dass das keine gute Idee sein soll.«
    »Ausgezeichnet.«
    »Aber ich habe ein Jahr bei der Sitte gearbeitet. Wir haben Freier im Sperrgebiet überführt. Doch wir brauchten einen Beweis dafür, dass der Kerl glaubte, etwas Bestimmtes zu bekommen. Also haben wir ihn erst sein Hemd ausziehen lassen. Als Beweis für seine Absichten.«
    »Das könnte ich tun«, sagte ich.
    »Ich denke, das sollten Sie tun.«
    »Verhaften Sie mich dann?«
    »Nein.«
    Ich zog mein T-Shirt über den Kopf, schleuderte es quer durch den Raum. Es landete auf dem Tisch. Lee starrte meine Narben an, wie es Susan Mark in der U-Bahn getan hatte. Die großflächigen schrecklichen Narben von den Splittern der Autobombe vor einer Kaserne in Beirut. Ich ließ sie die Narben einige Augenblicke lang betrachten, dann sagte ich: »Jetzt sind Sie dran. Mit der Bluse.«
    Sie sagte: »Ich bin ein traditionell veranlagtes Mädchen.«
    »Was heißt das?«
    »Sie müssten mich erst küssen.«
    »Das könnte ich tun«, wiederholte ich. Und ich tat es. Langsam und behutsam, anfangs ein wenig zaghaft, auf eine Weise, die sanft forschend war und mir Zeit gab, den neuen Mund, den neuen Geschmack, die neuen Zähne, die neue Zunge zu genießen. Alles war gut. Dann überschritten wir irgendeine Art Schwelle und gingen richtig zur Sache. Eine Minute später hatten wir jegliche Beherrschung verloren.
    Danach duschte sie, und anschließend duschte ich. Sie zog sich an, und ich zog mich an. Sie küsste mich noch mal, ermahnte mich, sie anzurufen, wenn ich sie brauchte, wünschte mir alles Gute und ging. Die schwarze Sporttasche ließ sie neben der Tür zum Bad stehen.

71
     
    Ich hievte die Sporttasche aufs Bett. Ungefähr dreieinhalb Kilo, schätzte ich. Sie machte ein befriedigendes metallisches Geräusch auf dem zerwühlten Bettlaken. Ich öffnete den Reißverschluss und warf einen Blick hinein.
    Als Erstes sah ich einen Schnellhefter.
    Der Ordner war khakifarben, hatte Normgröße und bestand aus starkem Papier oder dünner Pappe – je nach Betrachtungsweise. Er enthielt einundzwanzig Computerausdrucke. Einreiseunterlagen für einundzwanzig Personen: zwei Frauen, neunzehn Männer. Turkmenische Staatsbürger, die vor einem Vierteljahr aus Tadschikistan kommend in die Vereinigten Staaten eingereist waren. Auf verschiedenen Routen, die sich aber miteinander verknüpfen ließen. Zu den Unterlagen gehörten Digitalfotos und digitale Fingerabdrücke von den Einreiseschaltern auf dem JFK Airport. Die Farbfotos waren durch einen Fischaugeneffekt leicht verzerrt. Lila und Swetlana erkannte ich mühelos. Ebenso Leonid und seinen Kumpel. Die übrigen siebzehn hatte ich noch nie gesehen. Vier von ihnen waren als schon

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