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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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wenn eure Leute sie sich schnappen. Dann brauche ich nicht alle zu erschießen.«
    »Hast du kein Gewissen?«
    »Nein, ich habe dreißig Schuss Munition. Die eigentlich nicht ausreichen. Deshalb muss ich sie einteilen.«
    Neun Blocks weiter betrat ich den Union Square. Ich umrundete ihn einmal und schritt die beiden Diagonalen ab. Sah dabei nichts, was mir Sorgen machte. Nur schlafende Gestalten auf den Bänken. Eines der New Yorker Null-Dollar-Hotels. Ich setzte mich in die Nähe der Gandhi-Statue und wartete darauf, dass die Ratten herauskommen würden.

74
     
    Nach zwanzig meiner vierzig Minuten sah ich, wie die NYPD -Abteilung Terrorabwehr einzutreffen begann. Das machten sie sehr geschickt. Sie kamen in verbeulten neutralen Limousinen und beschlagnahmten Minivans voller Kratzer und Beulen. Ich beobachtete, wie ein Taxi, dessen Fahrer dienstfrei hatte, vor einem Coffeeshop in der 16th Street parkte. Ich sah zwei Männer hinten aussteigen und die Straße überqueren. Ich zählte insgesamt sechzehn Mann, rechnete aber damit, vier oder fünf übersehen zu haben. Alle diese Kerle waren jung, fit und athletisch. Jeder trug eine Sporttasche, und keiner war der Jahreszeit entsprechend gekleidet. Sie trugen Aufwärmjacken der Yankees oder schwarze Windjacken wie ich oder dünne Vliesjacken mit Kapuze, als wäre es schon November. Um ihre Kevlarwesten zu tarnen, vermutete ich, und ihre an dünnen Ketten hängenden Plaketten.
    Keiner von ihnen schaute mich direkt an, aber ich merkte, dass alle mich entdeckt und identifiziert hatten. Sie bildeten in meiner Nähe Zweier- und Dreiergruppen, traten dann ins Dunkel zurück und verschwanden. Sie verschmolzen einfach mit der Umgebung. Einige setzten sich auf Parkbänke, andere streckten sich in Hauseingängen aus, wieder andere tauchten spurlos unter.
    Gut gemacht.
    Nach dreißig meiner vierzig Minuten war ich ziemlich optimistisch.
    Fünf Minuten später war ich das nicht mehr.
    Weil die Feds aufkreuzten.
    Zwei weitere Wagen hielten direkt am Union Square West. Schwarze Crown Vics, frisch gewaschen und auf Hochglanz poliert. Acht Männer stiegen aus. Ich spürte, wie die Leute vom NYPD nervös wurden, wie sie die Neuankömmlinge beobachteten, und ahnte, dass sie Blicke wechselten, die besagten: Was, zum Teufel, machen diese Kerle hier?
    Das NYPD hatte kein Interesse an mir. Bei FBI und Verteidigungsministerium sah die Sache anders aus.
    Ich blickte zu Gandhi auf. Auch er wusste mir keinen Rat.
    Ich zog erneut das Handy heraus und drückte auf den grünen Knopf, um Theresa Lees Nummer aufzurufen. Mit ihr hatte ich zuletzt telefoniert. Ich drückte noch mal auf den grünen Knopf, damit das Handy wählte. Sie meldete sich sofort.
    Ich erklärte: »Die Feds sind hier. Wie ist das passiert?«
    »Scheiße«, sagte sie. »Sie hören unseren Dispatcher ab – oder einer unserer Leute sucht einen besseren Job.«
    »Wer hat hier Priorität?«
    »Die Feds. Immer. Du solltest dich schleunigst aus dem Staub machen.«
    Ich klappte das Handy zu und steckte es wieder ein. Die acht Männer aus den Crown Vics verschwanden im Schatten der Bäume. Auf dem Platz wurde es still. Irgendwo links von mir war ein Buchstabe einer Leuchtreklame defekt. Er ging in unregelmäßigen Abständen flackernd und zischend an und aus. Im Mulch hinter mir hörte ich Ratten.
    Ich wartete.
    Zwei Minuten. Drei.
    In der neununddreißigsten meiner vierzig Minuten nahm ich weit rechts von mir menschliche Bewegungen wahr. Schritte, gelegentlich ein Rascheln, helle Flecken in der Dunkelheit. Ich sah genauer hin und entdeckte durch Schatten und Halbdunkel huschende Gestalten.
    Sieben Männer.
    Was gut war. Je mehr jetzt kamen, desto weniger blieben später übrig.
    Und was schmeichelhaft war. Lila riskierte über die Hälfte ihrer Crew, weil sie glaubte, ich würde schwer zu überwältigen sein.
    Alle sieben Kerle waren klein, drahtig, wachsam und ähnlich gekleidet wie ich: Sie trugen dunkle Kleidungsstücke, weit genug, um ihre Waffen zu verbergen. Aber sie würden mich nicht erschießen. Lilas Bedürfnis, an meine Informationen heranzukommen, war mein bester Schutz. Sie entdeckten mich und machten ungefähr dreißig Meter von mir entfernt halt.
    Ich saß still.
    Theoretisch hätte dies der einfache Teil sein sollen. Sie kommen näher, die Leute vom NYPD greifen ein, und ich gehe meines Weges, ohne aufgehalten zu werden.
    Aber nicht mit den Feds auf der Bildfläche. Bestenfalls würden sie’s auf uns alle abgesehen haben.

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