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Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition)

Titel: Underground: Ein Jack-Reacher-Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Child
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und suchte das Restaurant ab. Es bestand aus einem niedrigen rechteckigen Raum mit gedämpftem Licht, würzigen Düften, lauten Gesprächen und gelegentlichem Lachen.
    Sansom war nicht da.
    Keine Spur von ihm, keine Spur von seiner Frau, keine Spur von dem Kerl, der sich Browning nannte, keine Gruppe von eifrigen Mitarbeitern oder freiwilligen Wahlhelfern.
    Als ich wieder hinausging, blickte die Hostess mich neugierig an und fragte: »Mit wem wollten Sie sich treffen?«
    Ich antwortete: »John Sansom.«
    »Er ist nicht hier.«
    »Offensichtlich.«
    Der junge Mann an dem Tisch neben mir sagte: »North Carolina, vierzehnter Bezirk? Er ist verreist. Hat morgen ein Fundraising-Frühstück in Greensboro. Banken und Versicherungen, kein Tabak. Ich war dabei, als er meinem Chef davon erzählt hat.« Dieser letzte Satz galt nicht mir, sondern seiner Begleiterin. Vielleicht war alles, was er gesagt hatte, für sie bestimmt gewesen. Mein Chef . Der Jüngling war anscheinend eine verdammt große Nummer – oder wäre gern eine gewesen.
    Ich trat wieder auf den Gehsteig hinaus, blieb noch einen Augenblick stehen und machte mich dann auf den Weg nach Greensboro, North Carolina.
    Ich kam dort mit einem Nachtbus an, der erst in Richmond, Virginia, dann in Raleigh, in Durham und noch einmal in Burlington halten sollte. Diese Zwischenstopps bekam ich jedoch nicht mit, weil ich die ganze Fahrt über schlief. Wir erreichten Greensboro kurz vor vier Uhr morgens. Ich ging an privaten Stellenvermittlungen und schwer gesicherten Pfandhäusern vorbei und ignorierte mehrere schmuddelige Schnellimbisse, bis ich die Art Lokal fand, die ich wollte. Für meine Wahl war nicht das Speisenangebot entscheidend. Für mich schmeckte das Essen in Schnellimbissen überall gleich. Was ich suchte, waren Telefonbücher und Ständer mit Anzeigenblättern, weshalb ich einen weiten Marsch auf mich nahm, um beides zu finden. Das Lokal, für das ich mich entschied, machte eben erst auf. Ein Kerl in einem Unterhemd fettete den Grill ein. Kaffee tropfte in eine Glaskanne. Ich nahm die Gelben Seiten in eine Sitznische mit und schlug unter H wie Hotels nach. In Greenboro gab es davon reichlich. Die Stadt war größer, als ich vermutet hatte. Ungefähr eine Viertelmillion Einwohner.
    Ich rechnete mir aus, dass ein Frühstück, bei dem Wahlspenden fließen sollten, in verhältnismäßig luxuriösem Rahmen stattfinden würde. Spender sind reich und wollen nicht für fünfhundert Dollar pro Gedeck im Red Roof Inn frühstücken. Nicht wenn sie aus Banken und Versicherungen kommen. Ich tippte auf ein Hyatt oder Sheraton. In Greensboro gab es beide. Fifty-fifty. Ich klappte die Gelben Seiten zu und begann, die Anzeigenblätter auf der Suche nach Informationen zu durchforsten. In solchen kostenlosen Blättern finden sich alle möglichen Veranstaltungshinweise.
    Eine Ankündigung des Frühstücks fand ich in dem zweiten Anzeigenblatt, das ich durchblätterte. Aber ich hatte mich in Bezug auf das Hotel geirrt. Nicht im Hyatt, nicht im Sheraton. Stattdessen hatte Sansom für seine Veranstaltung den Bankettsaal im Hotel O. Henry gebucht, das man vermutlich nach dem berühmten Schriftsteller aus North Carolina benannt hatte. Die Adresse war angegeben. Das Frühstück sollte um sieben Uhr morgens beginnen. Ich riss den Bericht heraus, faltete ihn zusammen und steckte ihn ein. Der Kerl hinter der Theke war mit seinen Vorbereitungen fertig und brachte mir unaufgefordert einen Becher Kaffee. Ich nahm einen kleinen Schluck. Nichts schmeckt besser als frischer Kaffee. Dann bestellte ich das größte Frühstück auf der Karte, lehnte mich zurück und sah zu, wie der Kerl es zubereitete.
    Ich fuhr mit einem Taxi zum Hotel O. Henry. Ich hätte zu Fuß gehen können, und die Suche nach einem Taxi dauerte länger als die anschließende Fahrt, aber ich wollte mit Stil ankommen. Ich traf gegen sechs Uhr fünfzehn ein. Das Hotel war eine moderne Nachbildung eines alten Grandhotels. Es schien zu keiner Kette zu gehören, was aber vermutlich nicht stimmte. Nur sehr wenige Hotels sind noch unabhängig. Seine luxuriöse Halle wirkte etwas düster und stand voller lederner Klubsessel. Ich trat mit so viel Elan und Selbstsicherheit an die Rezeption, wie das einem Mann in einem verknitterten Neunzehndollarhemd möglich war. Hinter der Theke tat eine junge Frau Dienst. Sie wirkte ein wenig unsicher, als hätte sie ihn eben erst angetreten und sich noch nicht ganz eingewöhnt. Als sie zu mir

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